Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit
und nahm mich in das Team auf. Das ist alles.«
»Sehr hübsch erzählt – nur leider nicht überzeugend genug. Vielleicht macht es dich bereitwilliger, wenn ich dir sage, daß der Magnetmantel, der dich umgibt, sehr vielseitig anwendbar ist. Er kann sich zum Beispiel so zusammenziehen, daß von dir nur eine Handvoll zermalmtes Fleisch übrigbleibt. Ich brauche nur diesen Regler hier etwas höher zu schieben.«
Myriams Körper spannte sich in angstvoller Abwehr. Die unsichtbare Hülle, die sie vor der Metallwand hielt, wurde zu einer glühendheißen zweiten Haut, die sie wie ein Schraubstock umklammerte, bis das Blut sich in ihren Adern staute und der letzte Rest Luft aus ihren Lungen gepreßt wurde.
»Ich weiß nichts!« röchelte sie halb ohnmächtig. »Ich weiß nichts … Ich weiß nichts … Ich …« Ihre krächzende Stimme hallte als quälendes Echo durch ihren Kopf. Hilfe! Um Hilfe rufen? Mit ihren PSI-Kräften? Nein, nur das nicht! Das bedeutete Verrat an den anderen! Nicht rufen, nur nicht rufen! Ihr Bewußtsein versank in einer Springflut aus schwarzem Wasser.
Der Mann hinter dem grellen Lichtkegel zog den Regler für die Magnetfessel wieder zurück. Myriam sank in sich zusammen.
»PSI-Signale?« fragte der Mann kurz.
»Keine«, kam die Antwort von der anderen Seite des Raumes.
Der Mann nagte an seiner Unterlippe. »Sollte ich mich geirrt haben?« überlegte er laut. »Aber sie muß eine Treiberin sein! Wenn ich geahnt hätte, daß die Kleine so widerstandsfähig ist, hätte ich mir die Test-Haube bringen lassen.«
Einer der Maskierten trat neben den Mann. »Sie wacht auf«, meldete er. »Irgendwelche Anweisungen?«
»Wir müssen sie dazu bringen, daß sie ihre PSI-Sinne einsetzt, um Hilfe herbeizuholen. Und das erreichen wir nur durch Angst.«
»Den Feuerkreis?«
Der Mann nickte lächelnd.
Myriam öffnete langsam die Augen. Sofort liefen ihr die Tränen über die Wangen, und trotz aller Mühe konnte sie ein Stöhnen nicht unterdrücken. Es wäre ihr unmöglich gewesen, sich auf den Beinen zu halten, wenn die Magnetfessel sie nicht gestützt hätte.
»Nun?« fragte die widerwärtige, hämische Stimme. »Noch nicht überzeugt?«
»Ich weiß nichts«, antwortete Myriam kraftlos. »Es ist so, wie ich schon gesagt habe – ich bin Biologin und …«
»Unsinn!« schnitt ihr die Stimme das Wort ab. »Meine Überredungskünste sind noch nicht erschöpft. Wenn du unbedingt darauf bestehst, sie genau kennenzulernen, bin ich gerne zu einer Demonstration bereit.«
»Aber ich weiß doch nichts!« schrie Myriam, obwohl ihr bei jedem Atemzug die Lungen schmerzten. »Warum glaubst du mir denn nicht? Wenn ich etwas wüßte, würde ich es doch sagen, statt mich foltern zu lassen.«
»Ich glaube eben, daß du außerordentlich dickköpfig bist. Du kennst die Antworten auf meine Fragen ganz genau, aber du hoffst, daß ich zu der Ansicht komme, die du eben geäußert hast – daß nämlich kein Mensch sich freiwillig foltern läßt, wenn er auf einfache Weise freikommen kann. Aber so naiv bin ich nicht. Feuerkreis!«
Myriam blickte aus weitaufgerissenen Augen in das grelle Licht hinein. Was hatte sie jetzt zu erwarten? Gab es überhaupt noch etwas Schrecklicheres, als von einer unsichtbaren Magnetklammer langsam zerquetscht zu werden.
Begleitet von einem kaum hörbaren Zischen veränderten sich die scharfen Umrisse des Lichtkegels, verschwammen und bildeten eine Zwielichtzone in der Dunkelheit des Zimmers. Myriam begriff zuerst nicht die Bedeutung dieses Vorgangs. Dann kroch über die kühle Metallplatte in ihrem Rücken ein angenehmer Wärmeschleier auf sie zu. Es bedurfte einer großen Willensanstrengung, den Kopf zu wenden und an der Platte entlangzublicken. Etwa einen Meter von ihren Fingerspitzen entfernt, da, wo auch der Lichtschein endete, war das Metall rotglühend. Myriam stand nicht mehr in einem Kreis aus Licht, sondern innerhalb eines Kegels aus weißem Feuer, der sich in kaum wahrnehmbaren Intervallen verengte.
»Ich weiß nichts«, flüsterte sie tonlos. »Nichts.«
*
Mar-Estos wachte von dem aufdringlichen Lichtstrahl auf, der durch die halb offenstehende Tür seines Wohnraumes drang und gegen seine Augenlider prallte, als er sich schlafend im Bett herumwarf. Leise fluchend richtete er sich vorsichtig auf, um Luzia nicht zu wecken, die gedämpft schnarchend neben ihm lag. Sie schien das Betäubungsmittel nicht zu vertragen, mit dem er sie in Schlaf versetzte, wenn in seinen Räumen
Weitere Kostenlose Bücher