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Die Terranauten 031 - Der Einsame von Ultima Thule

Die Terranauten 031 - Der Einsame von Ultima Thule

Titel: Die Terranauten 031 - Der Einsame von Ultima Thule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Christoff
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an Blut und zersetztem Gewebe erstickt. Der einzige Trost ist, daß es schnell ging.«
    »Eine Säurenadel«, sagte Gayheen. In seinen Augen stand mühsam verborgener Triumph. »Der Graue, der sie abgeschossen hat, war überzeugt, ihn verfehlt zu haben.«
    »Er hat ihn nicht verfehlt. Willst du mir jetzt sagen, es sei ein Versehen gewesen?«
    »Es war tatsächlich ein Unfall. Die Männer hatten den Befehl, Euch um jeden Preis auf dem Palastgelände festzuhalten, und der Verantwortliche hielt Shadow für den Piloten des Gleiters, ohne den Ihr nicht hättet entkommen können.«
    »Ich glaube es dir sogar. Shadow nützt es allerdings nichts mehr. Ich habe ihn sehr geschätzt, und deshalb ist es mir unangenehm, dein Gesicht sehen zu müssen. Je schneller wir klären, warum ihr gekommen seid, desto eher werde ich das Vergnügen haben, mich von euch verabschieden zu können. Worum geht es also?«
    »Das fragst du noch?« Growan breitete die Arme aus. »Wir wollen dich zurückholen. Du kannst nicht im Ernst vorhaben, deine ganze Zeit in Ödrödir zu verbringen!«
    »In diesem Tal bin ich jedenfalls sicherer als in deinem Palast unter der Aufsicht deines geliebten Freundes. Außerdem ist es für mich bequemer, nicht immer hin- und herfliegen zu müssen. Mein Experiment ist in ein Stadium getreten, daß es fast meine gesamte Zeit beansprucht.«
    »Dieses Experiment!« sagte Growan vorsichtig. »Ich bin bereit, dich bis zum Abschluß des Projektes Yggdrasil als Chefbiologin einzusetzen, wenn du dafür versprichst, das Experiment sofort abzubrechen. Es ist gesundheitsschädlich und außerdem unnatürlich.«
    »Dein Angebot ehrt mich, aber es ist sinnlos geworden. In deinen Labors wird sich die Antwort auf das ›Wie‹ und ›Warum‹ der Misteln niemals finden lassen, aber ich ahne jetzt zumindest die Zusammenhänge, und ich werde weitermachen. Ich könnte auch gar nicht mehr aufhören, da die Injektionen von Yggdrasils Lebenssaft inzwischen unentbehrlich für mich geworden sind.«
    »Du willst sagen, daß du danach süchtig bist?« Growan verschlug es für einige Momente die Sprache. »Aber wir haben Ärzte und Gegenmittel«, stammelte er dann. »Die Sache wird sich regeln lassen.«
    »Vielen Dank!« Myriam lächelte. »Aber diese ›Sucht‹ zeigt mir nur, daß ich den richtigen Gedanken verfolgt habe. In einigen Tagen werde ich mein Experiment noch ausweiten. Nach Abschluß des Versuchs, wenn alles überprüft und bewiesen ist, werde ich dir vielleicht meinen Forschungsbericht übergeben. Vielleicht. Ich bin nicht sicher, ob du und die Menschheit überhaupt der Mühe wert sind.«
    Growan wollte aufbrausen. Es war eine Wut, die aus dem Gefühl der Unterlegenheit entstand, das er in Myriams Gegenwart schon immer gespürt hatte.
    »Ich hoffe doch, daß du zu dem Schluß kommst, daß ich der Mühe wert bin«, sagte er gezwungen. »Du willst also nicht mitkommen?«
    Myriam schüttelte verneinend den Kopf.
    »Und auch das Experiment nicht abbrechen?«
    »Nein. Ich habe es bereits gesagt.«
    »Dann werde ich veranlassen, daß das Tal abgesperrt wird und daß dir keine Mittel aus den Labors zur Verfügung gestellt werden. Sollte jemand versuchen, dich trotzdem mit wissenschaftlichem Gerät zu beliefern, hat er mit Verbannung zu rechnen.«
    Myriam warf den Kopf zurück und lachte. »Als ob ich es nicht geahnt hätte«, sagte sie amüsiert. »Ich habe bereits vorgesorgt. Alles, was ich brauche, lagert in Merlins Höhle, und mich verhungern zu lassen, kannst du dir nicht leisten. Aber selbst wenn du es versuchen solltest, muß ich dich enttäuschen. Ich brauche nur sehr wenig Nahrung, seit ich mich mit Yggdrasil verbunden habe.«
    Growan starrte sie an. Er konnte einfach nicht glauben, was er sah und hörte. Sollte Gayheen recht haben, und Myriam war verrückt geworden? Nur wirkte sie gar nicht verrückt, eher sehr zielbewußt. Es war gerade ihre kompromißlose Vernunft, die so erschreckend auf ihn wirkte.
    »Und dein Kind?« fragte er. Es war sein letzter Trumpf. »Was soll aus deinem Kind werden? Willst du es gleichzeitig mit dir vergiften?«
    »Das Kind.« Myriam schien durch Growan hindurchzublicken. »Ich achte schon auf mein Kind. Wenn es wahr wird, was ich glaube, dann …«
    Sie unterbrach sich. »Es ist besser, wenn ihr jetzt geht«, sagte sie ruhig.
    Der Gleiter schwebte über die Klippen hinweg, und Growan warf noch einen Blick zurück. Myriam stieg zu Merlins Höhle hinauf. Sie war sehr klein vor den schroffen Felsen, und

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