Die Terranauten 076 - Krieg der Kasten
unterbrochen.« Cuny konnte die Augen des Ersten hinter der Maske glitzern sehen. Seine Hände zitterten schon wieder.
»Die Garden und die lokalen Polizeibehörden verstärken ihre Aktivität weiter. Wie verlautet, werden in Europa Schatten-Kolonnen gegen die noch im Untergrund arbeitenden Gruppen eingesetzt. Das kompliziert die Lage weiter.«
Leises Gemurmel. Die Anreicherungsanlage summte unsynchron.
Der Erste zeigte auf einen Folienstapel. »Aber …« Jetzt klang seine Stimme erregt. »Die allgemeine Lage spitzt sich zu. In Madrid ist es zu einem Massenaufstand der Relax gekommen. Trotz hoher Sedativkonzentration im Trinkwasser, Kameraden. In der Region GERM ist eine Konzernzentrale kurzzeitig von streikenden Arbeitern besetzt worden. Der Aufstand ist mit Hilfe eines Kontingents Graugardisten blutig niedergeschlagen worden. Der für Sicherheitsfragen zuständige Ausschuß des Konzils tagt permanent. Das zeigt, welche Bedeutung man auf seiten unseres Gegners der neuen Lage zumißt. Wir wissen weiter, daß sich die Nomans in Europa und Asien zu organisieren beginnen und die Ruinenstädte verlassen.« Er sah auf. »Die Nahrung wird knapper. Selbst die Relax sind in zunehmendem Umfang von den schärferen Rationierungen betroffen.«
Kurze Pause.
»Freunde, die Grauen können nicht überall sein. Die Schatten können nicht jeden Gedanken lesen.« Der Erste holte eine Schachtel mit grünen Pillen hervor. »Damit schon gar nicht. Das sind PSI-Blocker.« Der Inhalt der Schachtel wurde verteilt.
»Was schlägst du vor?« fragte jemand.
»Wir müssen ein Zeichen setzen«, entgegnete der Erste entschieden. »Ein Zeichen, das niemand übersehen kann. Unsere Verbindungen zu den anderen Untergrundorganisationen sind zur Zeit gestört. Das ändert jedoch nichts an der allgemeinen Lage. Die Situation schreit geradezu nach einer umfassenden Aktion. Freunde und Kameraden – es ist an der Zeit, aus dem Untergrund herauszutreten. Es ist an der Zeit, ein Signal für die ganze Erde zu geben. Die Hauptstreitkräfte der Garden sind in Europa stationiert und dort auch in zunehmendem Maße gebunden. Unsere Freunde dort sind in keiner glücklichen Lage. Das Konzil reagiert auf ihre Aktivitäten zunehmend schärfer. Wir haben die heilige Pflicht, die dort kämpfenden Gruppen zu entlasten.«
Wieder Gemurmel. »Und das heißt?«
»Allgemeiner Aufstand, Kameraden. Das Aktionskomitee Freies Afrika übernimmt Kilimandscharo-Stadt und damit die Kontrolle über die gesamte Region OSTAF. Die Pläne sind fertig ausgearbeitet, die Vorbereitungen seit Wochen abgeschlossen. Ihr wißt das so gut wie ich. Wir waren nur übereingekommen, auf den günstigsten Zeitpunkt zu warten.
Der ist nun gekommen.
Wir werden zuschlagen, Freunde, hart und unnachgiebig. Wir werden die Bonzen aus ihren Sesseln jagen, die Speichellecker aus ihren Ämtern scheuchen, der Konzernherrschaft ein für allemal ein Ende setzen. Fünfhundert Jahre hat sie gedauert. Genau fünfhundert Jahre zuviel!«
Fäuste wurden erhoben. Fast zwanzig Männer und Frauen riefen ihre Zustimmung.
»Und die Region OSTAF«, fuhr der Erste fort, »ist nur der Anfang. Wir werden ganz Afrika übernehmen und diesem Kontinent die Freiheit zurückgeben. Wir werden mit dieser Aktion unsere Freunde in aller Welt entlasten. Das Feuer des Aufstandes, das wir hier entfachen, wird zu einer lodernden Flamme werden, die über den ganzen Globus rollt. Australien, Europa, Asien – die anderen Regionen werden folgen. Wir werden diejenigen sein, die das Zeichen geben.«
Der Siebte räusperte sich skeptisch. »Wäre es nicht besser, wir stimmten uns vorher mit den anderen Gruppen ab, hauptsächlich mit denen in Europa? Wir kennen ihre Pläne nicht. Es wäre denkbar, daß unsere Aktion – so notwendig und erwünscht sie auch sein mag – der gesamten Bewegung eher zum Nachteil gereicht.«
Der Erste schüttelte entschieden den Kopf. In die Gesichtsmaske kam dabei eine flatternde Bewegung.
»Wir dürfen nicht länger warten, Freunde und Kameraden. Die Zeit ist reif. Neunter, wie werden die Relax reagieren?«
Gian Cuny zuckte gegen seinen Willen zusammen, als er angesprochen wurde.
»Fühlst du dich nicht wohl, Kamerad?« fragte der Dritte.
Cuny beeilte sich, das zu verneinen. »Mit mir ist alles in Ordnung, danke. Ich war nur in Gedanken. Die Relax. Nun, die Sedativzufuhr ins Trinkwasser kann jederzeit unterbrochen werden. Wir sollten allerdings berücksichtigen, daß die Relax keineswegs eine
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