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Die Terranauten 089 - Der Kaiser von Berlin

Die Terranauten 089 - Der Kaiser von Berlin

Titel: Die Terranauten 089 - Der Kaiser von Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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saugt sich voll mit seiner Strahlung.
    Der Tunnel war breit und glitzerte in allen Farben, und selbst ein Sheyatsche vermochte nicht zu erkennen, was hinter seinen irisierenden, buntschillernden Wänden lag.
    Irgendwo in der Tiefe der Prismeninsel verbarg sich der wachträumende Lotse und flüsterte mit dem Alten Wald.
    Der Pure Halvcwar hörte sein Raunen, aber er verstand die Bedeutung nicht.
    So ist es, sagte sich der Pure nüchtern, die Lotsen lieben die Abgeschiedenheit. Sie treiben in den Höhlen der Prismeninsel und ignorieren die gelegentlichen Besucher.
    Er fiel weiter.
    Sein Sehkranz war golden und registrierte das stetige Wabern der Farben, ihr Heranrollen und ihr Zurückweichen.
    Dies war sein vierter Besuch auf einer Prismeninsel und sein erster Kontakt mit einem wachträumenden Lotsen.
    Die Präsenz des Alten Waldes durchdrang die Insel.
    Etwas Mächtiges, Fremdes und Freundliches … Der Pure spürte deutlich den seltsamen Einfluß, ohne jedoch die Möglichkeit zu haben, an der Kommunikation zwischen dem Lotsen und dem Alten Wald teilzunehmen.
    Aus dem Farbenspiel schälte sich eine Gestalt.
    Der Pure Halvcwar stürzte durch den Tunnel, und das Wesen begleitete ihn.
    Das Wesen war ein Traum.
    Eine immaterielle Kreatur des wachträumenden Lotsen. Kurzlebig wie eine Eintagsfliege und dennoch auf eine bizarre Art wirklich, greifbar, fühlbar.
    Der Traum besaß vier Gliedmaßen, einen dünnen, zerbrechlich wirkenden Rumpf und einen behaarten Kopf, dessen Front auf den Puren häßlich wirkte.
    Der Traum besaß keinen Sehkranz, sondern zwei Mulden in der Schädelfront, weiße Ovale, auf denen etwas Kleines, Rundes, Graues schwamm.
    Der Sheyatsche knurrte.
    Gibt es diese Geschöpfe wirklich, dachte er, dann müssen sie fast blind sein.
    Und erst jetzt erkannte er das Wesen. Es war ein Mensch, die Trauminkarnation eines Menschen.
    Sogar der Lotse schien sich mit diesem absonderlichen Volk zu beschäftigen.
    »Ich bin Valdec«, sagte der Traum, der den Puren auf seinem Sturz durch den Tunnel begleitete. »Ich lasse mich zum Kaiser krönen. Ich bin Valdec, und ich herrsche über das Sonnensystem. Ich zerschmettere alle Feinde. Ich leite den größten Konzern der Menschheitsgeschichte, und ich greife nach den Sternen.
    Wer sich mir entgegenstellt, der stirbt.
    Wer aufbegehrt, wird zermalmt.
    So sieht die Sache aus.«
    Der Pure achtete nicht auf das verdrehte Geschnatter des Traumes.
    Man mußte sich beizeiten an derartige Dinge gewöhnen, wenn man die Prismeninsel eines Lotsen aufsuchte.
    Das Farbenspiel wurde kräftiger.
    Der Valdec-Traum verblaßte und machte der Parakletischen Madonna Platz.
    Die Madonna sagte nichts.
    Sie tauchte stumm durch das Farbenspiel, das alles war, was der Lotse vom Innern der Prismeninsel verriet, und ihre Vibrationen waren weich, friedlich, zärtlich.
    Der Pure genoß die Schwingungen.
    Sie vertrieben seine Zweifel und Bedenken.
    Helligkeit flammte auf. Bläuliches Licht, das zuerst kalt war und dann eine warme gelbe Tönung annahm.
    Dies ist das Licht der Erde, dachte der Pure Halvcwar träge, während sein bodenloser Sturz anhielt. Die Erde ist der dritte Trabant der Sonne Sol und Ursprungswelt des Menschenvolkes.
    Die Erde ist mein Ziel.
    Und plötzlich, mit urtümlicher Gewalt, perlten die Informationen in sein Bewußtsein.
    Informationen über die Menschen, über ihre Entwicklungsstufe, ihre Geschichte, ihre sozialen, politischen und militärischen Organisationsformen. Informationen über Berlin, Kaiser, Valdec und seine Mitarbeiter.
    Psychoprofile der Kasten und ihrer einzelnen Vertreter. Analysen von Valdecs Zielen. In diesen Momenten, deren Länge nicht abzuschätzen war, lernte der Pure Halvcwar die Erde und die Menschen kennen.
    Er erfuhr von den ersten Experimenten mit der Kaiserkraft, von den Auseinandersetzungen mit den Terranauten, den internen Machtkämpfen der Konzerne und dem Krieg der Kasten, von den Supertreibern und dem neuen Kaiserkrafttriebwerk, von dem fehlgeschlagenen Einsatz des Vollstreckers Gorthaur …
    Die Varen Navtem versorgten ihn mit sämtlichen Daten, die er zur Erfüllung seines Einsatzes benötigte.
    Sie informierten ihn über die Natur seiner Aufgabe, über Sinn und Zweck des ganzen Unternehmens und über die zweite Phase, die folgen würde, sobald er die Erde wieder verließ.
    Der Pure Halvcwar lauschte gebannt.
    Er verstand nicht ganz die Hintergründe des Plans der Varen Navtem, aber er wußte, daß die Entität die Menschheit ausgiebig

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