Die Terroristen
vorher. »Das verstehst du nicht.«
»Larsson, du bist ein komischer Kerl.«
»Und wirf diesen amerikanischen Wahlpropagandaschlips in den Müllschlucker da drüben.«
»Das fehlte noch. Habe ihn vom Gouverneur in New York bekommen, als ich drüben war. Er ist ja Republikaner. Ich habe versucht, auch einen demokratischen vom Bürgermeister der Stadt zu bekommen, aber der hatte keinen. Wollte mir einen zur nächsten Wahlschlacht schicken, sagte er. Jetzt ist ja Wahl gewesen, aber ich habe keine Krawatte von den Demokraten bekommen.«
Er sah einen Moment lang beinahe traurig aus. Schüttelte den Kopf und fügte hinzu: »Man kann sich auf niemanden mehr verlassen.«
Dann schwebte der zerknitterte blaue Anzug mit dem Oberstaatsanwalt darin davon.
Als Bulldozer verschwunden war, überlegte Gunvald Larsson:
»Wie, verdammt noch mal?« Und schwieg dann.
Martin Beck dachte einen Moment an das gleiche, sagte aber nichts.
Die Sache war nur allzu einfach. Bulldozer Olsson hatte überall seine Spitzel. Er mischte sich in alles ein und versuchte, anderen den Erfolg streitig zu machen. Martin Beck war beinahe sicher gewesen, dass es Bulldozer nicht gelungen war, einen privaten Beobachter in die Riksmordkommission einzuschleusen, aber es schien sonnenklar, dass er irgendeinen getreuen Mann im Dezernat für Gewaltverbrechen in Stockholm hatte.
Wer?
Ek?
Strömgren?
Strömgren konnte hinkommen, aber man konnte ihn nicht dazu bringen, das zuzugeben.
»Ja«, kicherte Rönn, »der Spaß wäre nun vorbei.«
»Spaß?«
Gunvald Larsson blickte Rönn lange Zeit an, enthielt sich aber eines Kommentars.
Martin Beck untersuchte die Bombenladungen. Das Kriminaltechnische Institut würde sich ihrer bald annehmen.
400 Meter von dort entfernt saß Strömgren und rauchte hinter der Netzgardine. Nach dem Gespräch mit Bulldozer vor einer Stunde hatte er im Großen und Ganzen nichts anderes getan, als pausenlos geraucht. Er überlegte, dass er nun vielleicht bald zu Bulldozers Spezialgruppe versetzt werden würde und die ersehnte Beförderung nicht mehr lange auf sich warten ließ.
Benny Skacke lag zu Hause in seinem Bett. Seine Beschäftigung war im Augenblick privater Art.
»Und wo ist Heydt, verdammt noch mal?«, knurrte Gunvald Larsson missgelaunt.
»Kannst du nicht mal an was anderes denken?«, fragte Rönn. »Wenigstens im Augenblick.«
»Woran zum Beispiel?«
»Na, zum Beispiel daran, dass ich diese Schnur durchgeschossen habe. Das war so gut wie unmöglich.«
»Wie viele Punkte hattest du beim letzten Übungswettkampf?«
»Null.« Rönn errötete bis zum Hals.
»Das war ein mächtig starker Kerl«, wiederholte Gunvald Larsson und griff sich ins Kreuz.
Fünfzehn Sekunden später murmelte er vor sich hin: »Verdammt noch mal, wo steckt wohl dieser Heydt?«
28
D er Hafttermin gegen die beiden Japaner fand am Vormittag des 16. statt und wurde zu einer Art Posse, wie sie im Stockholmer Gerichtsgebäude nur selten stattfand.
In Schweden ist es so, dass die Staatsanwälte für die verschiedenen Prozesse durch das Los bestimmt werden, vermutlich, um einen Schein des Rechts zu wahren.
Wenn hier überhaupt eine Verlosung stattgefunden hatte, was außerordentlich ungewiss war, hatte Bulldozer Olsson zur rechten Zeit dafür gesorgt, dass auf sämtlichen Losen sein Name stand, denn er trat so hoheitsvoll und mit einer selbstverständlichen Würde auf, dass allein die Vorstellung, dass jemand anders diese Rolle übernehmen könnte, undenkbar war. Sein Anzug war frisch gebügelt, genauer gesagt war er es in der Frühe dieses Tages gewesen, die Schuhe waren gebürstet, und der Schlips war eine knallgrüne Schöpfung mit roten Ölbohrtürmen, vielleicht ein persönliches Geschenk des Schahs von Persien. Das behauptete er selbst jedenfalls.
Er hatte Martin Beck, Gunvald Larsson und Einar Rönn eine besondere Einladung zukommen lassen, und darüber hinaus war der Saal voll gepfropft mit Leuten, die entweder aus reiner Neugier gekommen waren oder es als ihre lieb gewordene Pflicht betrachteten, sich auf dem Laufenden zu halten. Zu der zweiten Kategorie gehörten der Rikspolis-Chef und Stig Malm, die auf der ersten Zuhörerbank thronten. Ein wenig mehr versteckt sah man den fuchsroten Glorienschein um den kahlen Schädel des Chefs der Sicherheitspolizei. Dies war, so viel man wusste, das erste Mal, dass er sich nach dem 21. November in der Öffentlichkeit zeigte.
Den beiden Japanern war ein Verteidiger zugeteilt worden, mit dem
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