Die Teufelsrose
zu Brosnan. »Norah getötet, das ist es also? Bei Gott, sie war die einzige Frau, die ich jemals geliebt habe. Der einzige Mensch, der mir wichtiger war als ich mir selbst.«
»Lügner!« schrie Brosnan und feuerte dreimal, sehr schnell hintereinander. Die erste Kugel traf Barry in der Schulter, warf ihn herum, die beiden anderen erwischten ihn im Rücken und katapultierten ihn über die Reling ins Wasser.
Vögel kreischten auf und flatterten aus dem Schilf in die Wolken. Brosnan ließ sich auf den Decksaufbau fallen.
»Ein verdammter Lügner«, flüsterte er und sah Devlin an. »Das stimmt doch, oder?«
Aber Devlin hatte vor Schmerz die Augen geschlossen, von ihm kam keine Antwort. Nur in Anne-Maries Gesicht stand Mitleid, das er nicht ertragen konnte. Er mußte härter werden. Killer wie Barry würden immer durch andere Killer ersetzt werden. Selbst die französischen Folterer würden durch andere ersetzt werden. Die Schuld lag bei dem, der die Verantwortung trug, der die Befehle gab, oder? Bei Ferguson? Bei den Regie rungschefs? Bei der Premierministerin …? Oder bei wem sonst?
Er wünschte, es wäre keine Frau. Es würde leichter sein, einen Mann zu töten.
Die Weste hatte wieder ihren Nutzen bewiesen und den größ ten Teil der Garbe abgefangen, die Barry auf Devlin abgefeuert hatte, aber eine Kugel hatte ihn in der rechten Schulter getrof fen, und eine andere hatte seinen Oberarm durchschlagen.
Brosnan hatte den Erste-Hilfe-Kasten der Kathleen neben sich auf die Koje gestellt und verband die Wunden mit geübten Fingern. Als er fertig war, nahm er eine der Morphiumspritzen heraus.
»Das dürfte die Schmerzen eine Zeitlang vertreiben.«
Devlin, dessen Gesicht ganz grau geworden war, lächelte verzerrt. »Du wärst ein guter Arzt geworden, Martin.«
»Gehörte zur Ausbildung.«
Anne-Marie sagte: »Er muß ins Krankenhaus.«
»Ja, aber nicht hier, nicht in England. Der sicherste Weg in eine Gefängniszelle. Hast du in Nizza immer noch dein Motor boot?«
»Ja. Warum fragst du?«
»Du könntest also mit dem hier umgehen?«
»Natürlich, kein Problem. Es scheint ein ausgezeichnetes Schiff zu sein.«
»Gut. Ich schätze, du kannst es in acht Stunden nach Irland schaffen. Liam wird dir sagen, wo du landen sollst.«
»Liam?« Sie runzelte die Stirn. »Soll das heißen, du kommst nicht mit? Das verstehe ich nicht.«
Er achtete nicht auf sie, nahm Barrys Aktentasche auf, die er im Ruderhaus gefunden hatte, öffnete sie und zeigte Devlin das Geld darin.
»Das sind mindestens dreißigtausend Pfund, Liam, wahr scheinlich sogar noch mehr. Sag mir einen Namen, nenn mir einen Mann in London, der für soviel Geld alles erwartet.«
Devlin antwortete müde: »Laß das, Martin. Es bringt einfach nichts.«
»Ferguson hat die Geschichte mit Norah erfunden, Liam!«
»Na gut«, sagte Devlin. »Dann hat er eben gelogen. Er glaubte, der Zweck rechtfertige die Mittel. Er wollte Frank Barry erledigen.«
»Das wollten sie alle«, sagte Brosnan mit leiser Stimme. »Ferguson, DI5, die Premierministerin. Wo soll das aufhören? Irgend jemand muß zahlen, Liam. Ich habe es satt, die Drecks arbeit für andere zu machen, meine Haut für Leute zu Markte zu tragen, die mich nichts angehen.«
Devlin schüttelte den Kopf. »Nein, Martin.«
Brosnan sagte nachdrücklich: »Du bist es mir schuldig, Liam. Du hast mich da reingezogen.«
»Ich hab dir geholfen, aus dem Knast zu kommen, verdammt nochmal! Ohne mich wärst du jetzt nicht frei«, fuhr Devlin ihn an.
»Frei?« Brosnan lachte hart. »Wer ist schon frei?«
Anne-Marie verblüffte sie beide, als sie sagte: »Tun Sie es, Liam. Sagen Sie ihm, was er wissen will, und dann nichts wie weg hier. Lassen Sie ihn seinen eigenen Weg gehen, meinet wegen zur Hölle …«
Sie wandte sich ab. Brosnan sagte: »Nun?«
Devlin wollte eine Zigarette, Brosnan zündete sie für ihn an. »Ich kann dir keinen Mann sagen, aber es gibt da eine Frau, die ich vor ein paar Jahren kennengelernt habe. Völlig unpolitisch, nicht mal irisch. Eine Jüdin, stammt aus Deutschland: Lily Winter. Sie wohnte damals an der Great India Wharf in Wap ping. Ich denke, sie könnte das sein, was du suchst.«
Brosnan machte die Aktentasche zu und stand auf. »Und Fergusons Telefonnummer.«
Devlin sagte sie ihm, und Brosnan nickte. »Danke. Lebwohl, Liam.« Er drehte sich um und wollte an Deck
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