Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid
eigentlich sagen müsste, aber er weiß auch, dass er dann von den Ermittlungen abgezogen wird, und das will er nicht. Er will das nicht mit mir diskutieren, hat mich nur gebeten, seine Entscheidung zu respektieren, und meint außerdem, dass es seine Arbeit nicht negativ beeinflusse, im Gegenteil.
Ich habe beschlossen, mich nicht einzumischen, obwohl ich daran zweifle, dass es eine gute Idee ist, dass er weiterhin an den Ermittlungen teilnimmt. Er ist nicht mehr neutral, ich nehme an, der juristische Terminus ist »befangen«. Dennoch sage ich nichts. Vielleicht möchte ich ja selbst auch, dass er weiterhin bei den Ermittlungen dabei ist, denn auf diese Art und Weise ist meine Verbindung zu dem, was passiert, enger, erfahre ich mehr, als ich sonst erfahren würde.
»Schön, dass Sie noch einmal herkommen konnten, Siri. Mein Zimmer ist heute besetzt, deshalb sitzen wir hier, obwohl das natürlich kein Verhör ist.«
Sonja sieht müde aus. Eine dunkle, graumelierte Haarsträhne hängt ihr ins Gesicht. Ich frage mich, an wie vielen Fällen gleichzeitig sie wohl arbeitet.
»Ich kann mir vorstellen, dass Sie wegen der Dinge, die passiert sind, ziemlich außer sich sind.«
Sonja spielt auf Ziggy an. Ich nicke zustimmend. Bin nicht in der Lage, ihr zu berichten, wie außer mir ich über meine makabre Entdeckung wirklich bin. Immer noch bin ich überrascht über den Sadismus, den der Täter an den Tag legt. Wer kann mir so übel mitspielen wollen? Und warum?
»Ich möchte, dass Sie gewisse Schutzmaßnahmen akzeptieren, das heißt, einen Notfallalarm und ein spezielles Handy, das direkt mit uns verbunden ist. Es ist nicht mehr zu verantworten, dass Sie überhaupt keine Art von Schutz haben.«
»Markus und ich haben bereits darüber gesprochen.«
Zu spät sehe ich Markus’ abwehrenden Gesichtsausdruck.
»Ach, ja?«
Sonja sieht überrascht aus. Sie zieht eine streng nachgemalte Augenbraue hoch und mustert mich schweigend.
»Ja, im Zusammenhang mit… mit dem Kater. Markus ist ja an dem Abend zu mir ins Haus gekommen. Ich habe ihn ja angerufen …«
Sonja winkt ungeduldig mit der Hand ab, als fürchtete sie, ich wollte die Befragung in die Länge ziehen.
»Auf jeden Fall können wir es nicht zulassen, dass Sie weiterhin in Ihrem Haus wohnen bleiben. Ich muss Sie bitten, für eine Weile umzuziehen.«
»Ich bin bereits umgezogen.«
»Das ist neu für mich, eine gute Neuigkeit. Aber ich denke,
dass Sie – unter den gegebenen Umständen – trotzdem noch weiteren Schutz brauchen.«
»Ich möchte nicht von einem Polizisten bewacht werden.«
»Für diese Art von Schutz haben wir gar keine Ressourcen.«
Plötzlich lächelt Sonja sarkastisch. Ein schiefes, etwas mattes Lächeln.
»Wenn Sie bewacht würden, dann von einer Art Wächter. Wir haben nicht genügend Polizisten, um alle eventuellen Opfer eines Verbrechens zu schützen. Vielleicht könnten wir einen Streifenwagen regelmäßig an Ihrem Haus vorbeifahren lassen, aber jetzt, wo Sie sowieso weggezogen sind, ist das ja nicht mehr nötig. Ich habe eher an ein Schutztelefon gedacht, damit Sie schnell einen direkten Kontakt zur Polizei haben. Und einen Notfallalarm für Ihre Wohnung.«
Ich überlege, was das bedeutet. Die Möglichkeit zu haben, schnell die Polizei zu alarmieren, ist natürlich eine Erleichterung. Obwohl ich keine Bewachung rund um die Uhr haben möchte, kann ich nicht leugnen, dass ich Angst habe. Vielleicht wäre so ein Schutztelefon gar nicht schlecht, ich würde mich damit sicherer fühlen. Ich nicke und murmle etwas in der Richtung, dass das in Ordnung gehe.
»Gut, ein Kollege wird Ihnen dabei helfen. Wahrscheinlich Herr Stenberg.«
Sonja nickt Markus zu, der auch nickt. Er wird dafür sorgen, dass ich vor allen Gefahren beschützt bin. Mein Blick bleibt plötzlich auf seinen Händen ruhen. Diese Hände. Er sieht mich an, und ich spüre, dass er weiß, woran ich denke: seine Hände, was sie wissen. Was sie mit mir gemacht haben. Mit meinem Körper.
Ich spüre, wie meine Wangen anfangen zu glühen, und senke den Blick, bin nicht in der Lage, Markus anzusehen. Versuche, ein neutrales Gesprächsthema zu finden.
»Wie laufen eigentlich die Ermittlungen?«
»Wir gehen einer Menge verschiedener Spuren nach, wollen uns aber noch auf keine festlegen, wie Sie sicher verstehen werden.«
Sonja sieht wieder so müde aus.
»Und was heißt das? Dass Sie nichts wissen?«
Meine Stimme wird dünn und scharf. Ich fühle mich sonderbar wütend. Es ist
Weitere Kostenlose Bücher