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Die Tiefe einer Seele

Die Tiefe einer Seele

Titel: Die Tiefe einer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Dakota
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Vergiss dieses Mädchen!«
    Sie vergessen? Nein, dieser Gedanke gefiel James überhaupt nicht. Vergessen würde er Amelie Johannson ganz bestimmt nicht.
    »Bill, pass auf! Du solltest mir noch ein paar Stündchen Schlaf gönnen. Ich muss morgen früh raus und habe eine weite Autofahrt vor mir. Vielleicht reden wir ein anderes Mal weiter, ja?«
    »Da kannst Du Gift drauf nehmen, kleiner Bruder. Nur eins noch, bevor ich es vergesse, und Du es wohlmöglich aus den Klatschblättern erfährst. Es geht um Ruben.«
    »Ruben?«, knurrte James ungehalten. »Was ist mit ihm?«
    »Nun, er dated Anabel. Schon seit ein paar Monaten, wie er mir jetzt gebeichtet hat. Eine lange Zeit für unseren Bruder, findest Du nicht?«
    James Stirn legte sich in dicke Falten.
    Ruben und Anabel? Na super, auch das noch!
     

Kapitel 9
     
    14. Mai 2013 - Mölln
     
    »Mein Gott, Prescott, siehst Du Scheiße aus!« Dieses kleine, unverschämte Wesen besaß die Dreistigkeit, sich mit verschränkten Armen vor ihm aufzubauen und ihn mit beißendem Spott zu verhöhnen . Frechheit!
    Dabei konnte James es Amelie nicht mal verdenken, denn wenn er tatsächlich so aussah, wie er sich fühlte, hatte sie vermutlich recht. Leider!
    Natürlich hatte er nach dem Anruf seines Bruders kein Auge mehr zugemacht. Was auch nicht überraschend war. Zu viel prasselte momentan einfach auf ihn ein. Die leidige Diskussion um das Familienerbe, Ruben bandelte ausgerechnet mit Anabel an und dann dieses Mädchen. Immer wieder dieses Mädchen. Um sechs Uhr hatte James seine verzweifelten Bemühungen, wenigstens noch ein bisschen Schlaf abzubekommen, eingestellt. Er war aufgestanden, hatte seine Joggingklamotten aus dem Koffer gekramt und war eine Runde laufen gegangen. Doch auch dabei hatte er den Kopf nicht freibekommen. Ebenso wenig erfolgreich war die anschließende Dusche gewesen, obwohl er sich, wildentschlossen zur Selbstkasteiung, das eiskalte Wasser des Hansa-Hofes qualvolle Minuten lang über sein gemartertes Haupt hatte rauschen lassen. Es war eindeutig zu viel Ballast, den James Anthony Prescott an diesem milden und zum Glück regenfreien Frühlingsmorgen in dem noch verschlafenden Städtchen im Herzogtum Lauenburg zu tragen hatte. Jetzt saß er seit fast einer halben Stunde im Frühstücksraum des Hotels und mümmelte appetitlos an einem Brötchen herum. Eines dieser Teile, die vollgespickt waren mit Körnern. Diese Deutschen mit ihrer seltsam anmutenden Vorstellung von gesunder Ernährung. Hätte Gott gewollt, dass der Mensch sich von diesem Zeug ernährt, hätte er ihm dann nicht einen Schnabel und Federn verliehen? James hätte wer weiß was gegeben für einen dieser köstlichen und herrlich ungesunden Bagels aus dem kleinen Backshop in der Nähe seiner Washingtoner Wohnung. Der Inhaber, Moshe Wertheimer, behauptete, dass schon sein Urgroßvater nach diesem Rezept gebacken hatte. Aber gut, er war in Mölln, nicht in Washington, also mussten die Wertheimer-Bagels noch warten. Was seine Laune nicht gerade besserte. Wenigstens war der Kaffee gut.
    Und dann stand sie plötzlich da! Amelie Johannson, das Mädchen, das keinen geringen Anteil an dem Chaos in seinem Kopf hatte. Sie schien gut geschlafen zu haben und bester Dinge zu sein. Ihre Haare hatte sie zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden, was ihr Gesicht noch ein bisschen filigraner wirken ließ. Sie trug enge Jeans, dazu eine figurbetonte, hellblaue Bluse mit langen Ärmeln, um den Hals ein geblümtes Baumwolltuch. Du liebe Güte, sie sah aus wie ein Schulmädchen. Jung und unbekümmert. James musste an die frischen Narben an ihrem Handgelenk denken und ihm war klar, dass Amelie zwar jung, aber keineswegs unbekümmert war. Eine Gewissheit, die seiner Laune einen weiteren Tritt verpasste.
    »Halloooooo, James!«, riss sie ihn aus seien trübsinnigen Gedanken. »Hat es Dir die Sprache verschlagen? Was ist los mit Dir? Schlecht geschlafen?«
    Der Amerikaner runzelte mit der Stirn. »Nein! Nichts! Ja!«, antwortete er mürrisch.
    Schlagartig verschwand das Lächeln aus Amelies Gesicht. »Hä?«, fragte sie ratlos nach.
    »Nichts hä! Du hast drei Fragen gestellt und ich habe drei Antworten gegeben, so einfach ist das!«
    »O je, da scheint ja jemand mit dem falschen Fuß aufgestanden zu sein. Aber kein Grund, seine schlechte Laune an seinen unschuldigen Mitmenschen auszulassen. Obwohl es mich beruhigt, dass Du eben nicht ausschließlich der wohlerzogene Gentleman bist, sondern durchaus auch eine fiese Möpp

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