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Die Tiefe einer Seele

Die Tiefe einer Seele

Titel: Die Tiefe einer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Dakota
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waren und sich jetzt im Sand laut lachend herumwälzten. Ihr wurde ganz warm ums Herz, und der kühle Wind war umgehend vergessen. Wie schön, die beiden so ausgelassen und unbeschwert erleben zu dürfen. Heute war ein guter Tag. Nicht nur deswegen, sondern vor allem auch wegen des Telefonats, das sie zwei Stunden zuvor mit Amelies behandelnder Ärztin geführt hatte. Diese war sehr zuversichtlich gewesen, hatte von großen Fortschritten gesprochen, die ihre junge Patientin machte. Amelie klammerte zwar nach wie vor diesen Tag im letzten März aus, schien sich an ihren Suizid-Versuch wirklich nicht zu erinnern oder verdrängte ihn weiterhin beharrlich. Aber sie entwickelte wieder mehr Interesse an ihrer Umwelt. Mit einem ein Jahr älteren Mädchen hatte sie sich sogar ein bisschen angefreundet und sie hatte eine neue Leidenschaft für sich entdeckt, las irgendwelche monumentalen Schmöker. Ihre Kleine, deren bevorzugte Lektüre doch bislang eher die »Bravo« oder ihre heißgeliebten W.I.T.C.H.-Comics gewesen war. Magda Johannson hatte diese guten Neuigkeiten geradezu aufgesogen. Wie eine Verdurstende, die einen winzigen Regentropfen mit der Zunge hatte einfangen können. Vielleicht war dieser Fortschritt minimal, aber immerhin, es war ein Fortschritt.
    Magda schrak auf. Urplötzlich stand ihr jüngster Sohn Elias direkt vor ihr. Sie schaute sich suchend um, von Joshua war weit und breit nichts zu sehen. »Hey, was ist los, mein Schatz?«, fragte sie besorgt.  Instinktiv ahnte sie, dass den Jungen etwas bedrückte. »Wo ist Dein Bruder denn abgeblieben?«
    Elias zuckte mit den Schultern. »Er ist schon weg. Nach Hause! Weil er nicht wollte, dass ich Dir was sage.«
    Magda war aufs Höchste alarmiert. »Wovon sollst Du mir nichts sagen, Elias? Heraus mit der Sprache!«
    Ihr Jüngster tippelte unruhig im Sand. »Mama, warum wollte Amelie nicht mehr leben?«
    Auf Magdas Herz legte sich ein riesiger Felsbrocken, wie so oft in den letzten Monaten. »Elias, bitte, wir haben doch so oft darüber gesprochen«, flüsterte sie kaum hörbar. »Du weißt genau, wie oft Papa und ich, wir alle uns das im vergangenen halben Jahr gefragt haben. Und dass wir einfach keine Antwort darauf finden. Sonst wäre Deine Schwester vielleicht schon lange wieder bei uns. Aber es ist nun mal nicht so. Leider! Warum kommst Du gerade jetzt wieder auf das Thema?« Sie fasste Elias an der Hand und zog ihn zu sich auf die Decke. Sie spürte beinahe körperlich, wie sehr der Kleine sich quälte, und hoffte inständig, dass sie ihm helfen konnte.
    »Mama…!«, begann er stockend und voller Angst. »In der Schule…., da gibt es ein paar Jungen…auch Mädchen….äääh, die behaupten…, dass Amelie sterben wollte, weil Papa…., also weil er…..etwas mit ihr gemacht hätte. Etwas, was ein Vater mit seiner Tochter nicht macht. Nicht machen darf. Schon gar nicht ein Pastor. Ist das wahr, Mama? Das würde Papa doch nicht tun, oder?«
    Wieder kamen Felsbrocken auf Magda Johannson zu, nur dass sie sich diesmal nicht damit begnügten, ihr Herz schwer zu machen, sondern sich anschickten, sie vollends zu zerschmettern. Was um Herrgottswillen hielt das Schicksal noch an bösen Überraschungen für sie bereit? Dabei hatte sie gedacht, dass es schlimmer gar nicht werden könnte. Nur war sie in diesem speziellen Fall nicht gewillt, das einfach so zu hinzunehmen. Vielleicht war sie machtlos, was Amelies Erkrankung betraf, aber das hier, das erzeugte einen riesigen Zorn in ihr. Ein Zorn, der ihr eine gewaltige Kraft verlieh und den Mut sich diesem ungeheuerlichen Verdacht entgegen zu stemmen. Doch alles der Reihe nach!
    »Elias«, sagte sie sanft und um Ruhe bemüht. »Immer, wenn furchtbare Dinge passieren, zerreißen sich die Leute das Maul. Du darfst darauf nichts geben, hörst Du? Du kennst Deinen Vater und Du weißt, wie lieb er Dich und Deine Geschwister hat. Auch Amelie. Er könnte ihr nichts antun. Niemals! Also lass Dir von diesen Kindern keinen Unfug einreden. Ich werde gleich mit dem Papa sprechen und gemeinsam mit Rektor Brockmann sorgen wir dafür, dass das Gerede aufhört, ja? Hol‘ jetzt Deinen Ball, wir gehen geschwind heim und schon bald sieht die Welt anders aus, das verspreche ich Dir.«
    Ihr Sohn nickte und tat, was seine Mutter ihm gesagt hatte, während Magda eilig die Decke aufnahm und in einer kleinen Plastiktüte verstaute. Dann machten sie sich auf den Weg. Als sie dem reetgedeckten Haus näher kamen, merkten sie gleich, dass etwas

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