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Die Tiefe einer Seele

Die Tiefe einer Seele

Titel: Die Tiefe einer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Dakota
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gut stand. Sie war noch immer eine Schönheit. Amelie schätzte sie auf Ende fünfzig, war sich da aber nicht sicher. Mrs. Prescott trug ein graues Kostüm, doch was zum Teufel hatte sie da an ihren Füßen? Waren das etwa Boots? Ja tatsächlich, es war so. Dunkelgraue Wildlederboots mit einem Pelzbesatz. Cool! Die Frau war offenbar sehr mutig, zumindest modetechnisch.
    Die vier Kinder des Paares hatten sich hinter ihren Eltern positioniert. Lange schaute Amelie auf James, der lässig seine Hände auf dem Sofa abgestützt hatte. Das Herz wurde ihr schwer, und ihr Mund war so trocken, als hätte sie einen dreitägigen Marsch durch die Wüste Gobi hinter sich.
    Er fehlt mir!
    Sie zwang sich den Blick abzuwenden und schaute sich die anderen Prescott-Kinder der Reihe nach an. Die Brüder Bill und Ruben waren genauso hochgewachsen wie James, das war aber auch schon die einzige Ähnlichkeit mit ihm. Scheinbar gingen sie nach ihrer Mutter. Beide waren blond und ihre Gesichtszüge eher ein bisschen fein, auf jeden Fall nicht so markant wie die von James. Auch Erin Prescott war groß. Verdammt groß sogar. Amelie vermutete, so um die 1,85 m. Und dabei recht gut beisammen. Nicht dick, nein, aber durchaus stämmig.
    Herrje, die könnte mich am ausgestreckten Arm verhungern lassen, wenn sie wollte. Boah Mädchen, hör schon auf, als ob Du ihr jemals begegnen würdest.
    Vom Aussehen her schien James‘ Schwester von beiden Elternteilen etwas mitbekommen zu haben. So genau konnte Amelie das jedoch nicht einordnen. Sie prägte sich jedes einzelne Gesicht der Prescott-Familie ein und ging dann zurück zu »Wir über uns«.
    »Die Geschichte des Unternehmens« lachte sie an. Wie sollte es auch anders sein. Flink öffnete sie die Seite, wo sie von einer fettgedruckten Schlagzeile empfangen wurde:
    »Präsident Obama bezeichnet Prescott Publishing als Jahrhundertunternehmen, beispiellos in der Historie der Vereinigten Staaten!«
    Äääh, was ist das denn? Vielleicht ein bisschen hochgegriffen, Mr. President, was? Die machen doch nur Zeitungen, oder haben die etwa geholfen, das Land von der Sklaverei zu befreien?
    Amelie musste über ihre eigenen Gedanken schmunzeln. Nun gut, sie würde schon herausfinden, was so besonders war an dieser Firma. Sie scrollte weiter runter und wurde schnell fündig.
     
    Eine bewegende Geschichte
    Der Begründer von Prescott Publishing ist William Nicolas Prescott. Er wurde am 24. Januar 1833 als Jüngstes von neun Kindern in Plymouth in der Grafschaft Devon in Südwestengland geboren. Seine Kindheit war geprägt von einem liebvollen Umfeld, doch auch durch Armut und Hunger. William N. Prescott gelang es trotz dieser schwierigen Umstände, die Schule mit Bravour zu absolvieren. Mit viel Glück konnte er den Beruf des Schriftsetzers erlernen, aber schon bald war ihm klar, dass er mehr wollte, als sein Leben lang in einer Kleinstadtdruckerei für einen Hungerlohn zu arbeiten. So entschloss er sich schweren Herzens, die Heimat zu verlassen und es in der neuen Welt auf der anderen Seite des Atlantiks zu versuchen.
    Am 1. September 1858 heuerte er, weil ihm das Geld zur Überfahrt nach Amerika fehlte, als Smutje auf dem Dampfschiff »Brighton« an. Die »Brighton« war in der Werft Caird & Company im schottischen Greenock gebaut und am 23. Juni 1857 zu Wasser gelassen worden. In den ersten Monaten wurde das Schiff für die Britische Ostindien-Kompanie als Truppentransporter eingesetzt. In einem Sturm im Golf von Biskaya wurde es schwer beschädigt und nach der Reparatur als Auswandererschiff mit dem Heimathafen Plymouth verwendet. Mit der Brighton reisen zu können, sahen viele der Passagiere als Vorteil, waren doch die Emigranten früherer Jahrzehnte gezwungen gewesen, beschwerliche sechs- bis achtwöchige Überfahrten auf völlig überfüllten Segelschiffen in Kauf zu nehmen. Mit diesem damals hochmodernen Dampfschiff sollte schon nach 18-tägiger Fahrt New York erreicht werden. Aber es kam anders. Am 13. September 1858 kam es durch eine Unachtsamkeit vor Neufundland zu einem Feuer an Bord. Der Brand erfasste rasend schnell das ganze Schiff, die Dampfmaschine des Antriebes konnte nicht mehr gestoppt und das Schiffsruder nicht mehr bedient werden. Das Schiff steuerte daraufhin mit voller Geschwindigkeit, niemand hatte mehr Gewalt über die Brighton. Es brach eine Panik aus, die durch eine Explosion noch verschlimmert wurde. Verzweifelt wurde versucht, die Rettungsboote zu Wasser zu lassen. Dem Einzigen, dem

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