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Die Tiefe einer Seele

Die Tiefe einer Seele

Titel: Die Tiefe einer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Dakota
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fühlten sich an, als hätte sie sie zwei Stunden lang in die Gefriertruhe gehalten. Spontan dachte sie an ein paar sehr attraktive und vor allem genau richtig temperierte, männliche Waden, was ein noch röteres Gesicht und einen Magen kurz vorm Durchbruch zufolge hatte.
    Verdammt, das muss aufhören!
    Hastig fuhr sie das iPad hoch. Die Uhr auf dem Bildschirm zeigte 2:47 an. Na Bravo! Morgen würde sie platt sein, aber wenn der Schlaf sich doch einfach nicht einstellen wollte. Vielleicht sollte sie ein wenig für den Reiseführer recherchieren. Doch so sehr sie sich sonst auch in die Geschichte dieses Landes fallen lassen konnte, selbst wenn es sich um diese furchtbare Ära handelte, diesmal gelang es nicht. Ihr war nicht nach Bormann, Göring oder Himmler. Nicht nach Eva Braun oder Magda Goebbels, nicht nach Gestapo, SS oder SA und schon gar nicht nach den grauenhaften Verbrechen, die auf deren aller Konto ging.
    Wie von alleine fuhren ihre Finger über den Touchscreen, gaben nur zwei Worte in die Suchmaschine ein: »Prescott Washington«. Wow, tausende von Einträgen, damit hatte sie nicht wirklich gerechnet. Gleich der Erste, war der Internetauftritt von Prescott Publishing. Das musste sie doch sein, die Firma von James‘ Familie. Amelie klickte den Link an. Die Seite wurde geöffnet und gab den Blick frei auf zwei kunstvoll ineinander verschlungene große P’s, offensichtlich das Firmenlogo. Verwundert sah sie, dass sie die Homepage auch auf deutscher Sprache aufrufen konnte, was sie sofort tat. Ein kleines bisschen nagte das schlechte Gewissen an ihr. Sie war dabei, James auszuspionieren.
    So ein Quatsch, Amelie! Er ist doch selbst schuld, wenn er so auskunftsfreudig ist wie eine Nonne mit Schweigegelübde. Außerdem steht hier bestimmt nichts, was ich nicht wissen dürfte.
    In Gedanken erteilte sie sich zwar die Absolution, trotzdem war ihr noch immer nicht wohl dabei. Am Ende siegte aber das Interesse in ihr, was böse Zungen synonymisch auch als blanke Neugierde bezeichnen würden. Also informierte sie sich zunächst über das Unternehmen an sich und war verdutzt, wie viele Bereiche es letztendlich umfasste. Besonders fesselten sie die Aussagen zum Buchverlag »Chances«, einem Verlag, der Manuskripte aus allen Genres veröffentlichte. Das Bemerkenswerte daran war, dass es sich bei den Autoren größtenteils um vorbestrafte Frauen und Männer handelte. Keine Mörder und Kinderschänder, dennoch Menschen mit einem breitgefächerten Missetaten-Register, das von schlimmen Verkehrsverstößen bis hin zum Bankraub reichte. Hoffnungsvolle Schriftsteller, die aufgrund ihrer Vorgeschichte aber massivste Probleme hatten, von Verlagen angenommen zu werden. »Chances« tat genau das und förderte ihr Talent. Amelie öffnete Leseproben. Zwar konnte man diese nur in englischer Sprache abrufen, doch zum Glück war sie da ganz firm drin und erkannte sofort, dass wirklich tolle Texte dabei waren. Davon musste sie unbedingt ihrer Mutter erzählen.
    Ruhelos surfte sie weiter auf der PP-Homepage, überflog verschiedene Statistiken und sah, dass es dem Konzern scheinbar sehr gut ging. Sie klickte »Wir über uns« an, und augenblicklich stockte ihr Atem. Da gab es einen Unterlink mit dem Namen »Die Familie Prescott«. Ihr zitterten die Hände.
    Mein Gott, ich bin so bescheuert. Als ob ich bei seinen Eltern zum Abendessen eingeladen wäre, so nervös bin. Reiß Dich mal zusammen, Du dummes Huhn, es ist nur eine Internetrecherche. Mmm, aber warum glaubst Du überhaupt, recherchieren zu müssen?
    Sie holte tief Luft und klickte. Das Bild, das erschien, vereinnahmte beinahe die gesamte Oberfläche des iPads. Wow, das waren sie also. Die Prescotts! Amelie sah ein älteres Paar auf einem antiken Sofa sitzen, das mussten die Eltern von James sein. Sein Vater war eine beeindruckende Persönlichkeit. Obwohl er saß, dominierte er das Bild, schien irgendwie über allem zu stehen. Machte aber durchaus einen sympathischen Eindruck, was jedoch auch daran liegen konnte, dass er trotz seiner grauen Haare eine große Ähnlichkeit mit James hatte, oder umgekehrt, je nachdem, wie man es sehen wollte. Er hielt die Hand seiner Frau fest umschlossen, was Amelie restlos von ihm überzeugte. Reichlich untypisch für einen Medien-Tycoon, so fand sie jedenfalls, doch einfach nur herzerwärmend. Sie scrollte etwas herunter und las die Bildunterschrift. Aha, die Mutter hieß also Silvia. Eine sehr grazile Person mit einem Bubikopf, der ihr wahnsinnig

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