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Die Tochter der Dirne

Die Tochter der Dirne

Titel: Die Tochter der Dirne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BLYTHE GIFFORD
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selbst sagen, wenn er es hören soll. Natürlich war es ihr gelungen, dem Boten durch Schmeicheleien die Antwort zu entlocken.
    „Er sagte, das Dokument ist fertig.“
    „Die Vorladung?“ Der König wirkte aufgeregt.
    „Das hat der Bote nicht gesagt, Majestät. Er brachte nichts mit, nur die Worte in seinem Kopf.“
    „Wessen Name steht darauf?“, fragte Hibernia.
    Sie sah ihn an, und ihr Herz schmerzte um Agnes’ willen. „Ich weiß es nicht.“
    Sie würde es ihnen später sagen, rechtzeitig genug, dass der Duke entkommen konnte. Wenn sie zu früh zu viel verriet, würde das Justin gefährden. Umgeben von Männern des Königs, könnte er mühelos durch einen tragischen Unfall den Tod finden, und niemand könnte etwas anderes beweisen.
    „Er ist ein Verräter, ich sage es Euch“, murmelte der König.
    Aus seinem Mund glichen diese Worte der Schlinge des Henkers. Trotz ihrer Verdächtigungen wollte sie nicht seinen Tod. „Gewiss nicht, Majestät.“
    Die Miene des Königs blieb düster. „Findet heraus, was er plant. Ich entscheide, ob es sich dabei um Verrat handelt.“ Er winkte, und damit war sie entlassen.
    Sie senkte den Kopf und bewegte sich rückwärts zur Tür.
    Die Stimme des Königs folgte ihr. „Der Bote aus Rom wird in Cheshire warten?“
    „Wenn das Wetter ihm wohlgesinnt war“, sagte Hibernia.
    „Und der Papst unserer Bitte gegenüber.“ Der König seufzte. „Ich bin gezwungen, mit Schreibern zu arbeiten, um das zu erreichen, was auf mein Wort allein hin geschehen sollte.“
    Sie nickte dem Wächter zu, senkte den Kopf und tat so, als hätte sie nichts gehört.
    Welche Bitte mochte der König dem Heiligen Vater geschickt haben?
    Als Agnes für diese Nacht um die Kammer bat, konnte Solay nicht ablehnen. Am nächsten Tag würden der König und Hibernia das Schloss verlassen, und Agnes sehnte sich nach einer Nacht mit ihrem Geliebten.
    „Ihr sagt, Ihr beneidet mich“, meinte Solay, „aber ich beneide Euch. Ihr erlebt etwas Glück, wenn auch nur für den Augenblick.“
    „Vielleicht habe ich sogar mehr als das“, erwiderte Agnes und umarmte sie. „Danke.“
    Ein leises Klopfen kündigte Hibernia an. Er nahm Agnes in die Arme und warf kaum einen Blick auf Solay, als sie den Raum verließ.
    Durch die geschlossene Tür hörte Solay Agnes’ Seufzen. In dem verzweifelten Bemühen, diesem Laut zu entfliehen, hastete sie den dunklen Korridor entlang, doch noch immer hörte sie Agnes’Stimme, und sie weckte ihr Verlangen. Verlangen, das allein war es. Nicht Liebe, nein, ganz gewiss nicht dieses flüchtige, schwache Gefühl.
    Aber Verlangen war kein Zeichen von Schwäche. Gnadenlos nagte es an ihrem Widerstand, weckte lüsterne Träume und unterwanderte ihre Versuche, ihn für sich einzunehmen, ohne sich selbst zu verlieren.
    Sie ließ sich gegen die Wand sinken, die Augen geschlossen, wie gebannt von den Seufzern, Schreien und dem Stöhnen der Liebe. Wie würde es sein, diese Vereinigung, die alles andere auszublenden schien?
    „Was ist hier los?“
    Sie öffnete die Augen und sah Justin, als hätten ihre Gedanken ihn herbeigerufen.
    Er nahm sie in die Arme. „Geht es Euch gut?“
    So an seine Brust gelehnt, sehnte sie sich danach, seine Hände auf ihren Brüsten zu spüren. Berührte er etwa mit seinen Lippen ihr Haar?
    Die Laute von Agnes und Hibernia hallten von den kalten Mauern wider.
    Er hob den Kopf. Sie legte die Hände auf seine Brust, um ihn aufzuhalten. „Nein, Ihr dürft nicht eintreten.“
    Der unverkennbare Lustschrei einer Frau war zu hören. Er hielt sie fester. „Ihr deckt ihre Liaison?“
    „Warum missgönnt Ihr ihnen ihr Glück?“
    „Weil er seine Gemahlin entehrt. Wenn wir verheiratet sind, werde ich dann zusehen müssen, wie Ihr es mit jedem Mann treibt, der Euren Weg kreuzt?“
    Trotz ihrer Verwirrung verstand sie ganz deutlich seine Worte: wenn wir verheiratet sind. „Nein.“
    „Wie kann ich Euch glauben?“ Sein Atem, den sie heiß an ihrer Wange spürte, strafte seine kalten Worte Lügen.
    Er war ebenso erregt wie sie, und Solay fühlte, wie sie immer schwächer wurde.
    Einst hätte sie alles gesagt, um ihn zu täuschen. Jetzt würde sie alles tun, um ihn zu halten. Keine Logik, keine klugen Worte könnten mehr sagen als ihr Körper. Das war die einzige Wahrheit.
    Sie legte den Kopf zurück, um ihm in die Augen zu sehen, und versuchte, mit fester Stimme zu sprechen. „Ihr seid der Erste.“
    Er presste die Lippen auf ihren Mund.
    Eine leise Stimme in

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