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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Den anderen habe ich zu den Ferkeln gesperrt. Die Frau sitzt in der leeren Vorratskammer des Haupthauses. Es scheint, der Magier bringt den Kerl jetzt endlich zum Reden.«
    »Der Magier?«, fragte Bosco mit brüchiger Stimme.
    »Er führte heute Morgen die Vorhut des Eisernen in die Stadt.« Shoshac wies auf die Baracke. »Aber da kommt er ja schon selbst!«
    Alle spähten über den Platz. Hinter dem Holzverhau scharrten braune Mammutziegen frisches Gras aus Schneeresten. In der offenen Tür der Baracke stand ein massiger Schwertträger in schwarzem Pelzmantel und mit langen grauen Zöpfen. Mit schweren, federnden Schritten stapfte er nun über den Platz auf sie zu. Sein kraftvoller Gang ließ ihn jünger erscheinen, als er vermutlich war. Bosco schätzte ihn auf siebzig Winter.
    »Freu dich, Roscar!«, rief Shoshac ihm entgegen. »Hier sind Männer des Fürsten Nadolpher! Sie haben Wein mitgebracht und wollen die Gefangenen befragen.«
    »Nicht mehr nötig.« In seiner rechten Hand schwenkte der Grauzopf ein Lederstück. Als er näher kam, hatte Bosco plötzlich das Gefühl, der Boden schwankte unter seinen Füßen. Er kannte den Magier! Doch wo hatte er ihn schon einmal gesehen?
    Er stellte sich als Roscar von Eyrun vor, Verehrer Dashirins und Vertrauter Betavars, des Eisernen. Dann überreichte er dem Kriegsmeister Catavar das Lederstück. An seiner Hand sprang Bosco ein klobiger Siegelring ins Auge. »Hier ist ein Lageplan der nördlichen Goldzeitburg. Sie nennen sie Hagobaven ... Den Namen der sogenannten >Meisterin< dort hat er mir auch verraten.« Aus der Stimme des Magiers klang unverhohlener Triumph, und Bosco kostete es alle Kraft, sich seinen Schrecken nicht anmerken zu lassen. »In dieser Erdstadt kennt man den Weg ins verfluchte Altbergen. Und die Maulwürfe in Altbergen sind die Einzigen, die wissen, wie man zur Lichterburg kommt.«
    Catavar studierte den Lageplan. »Sehr gut«, tönte es dumpf und zufrieden unter seinem Visier und hinter seinen Sehschlitzen loderte es blau und violett.
    Der Ratsälteste schlug vor, »die erfolgreiche Befragung zu feiern«, wie er sich ausdrückte. Bosco fiel es unendlich schwer, das Gespräch zu übersetzen. Unruhig spähte er die ganze Zeit zum Stall.
    Durch den Torbogen hindurch betraten sie einen gepflasterten Hof. Zwei Stufen führten zu einer überdachten Terrasse hinauf. Dort entzündeten Shoshacs Knechte ein Feuer. Die Söhne des Ratsältesten hievten das Weinfass auf einen Holzbock.
    Der Grauzopf aus Eyrun bedeutete Catavar, ihm zu folgen, und bückte sich durch die Haustür. Bosco und der Kriegsmeister gingen ihm nach. Über einen halbdunklen Gang gelangten sie zu einer Eisentür. Der Magier zog den Riegel aus dem Wandbügel und öffnete. »Und hier sitzt die Hexenmeisterin von Tikanum«, sagte er.
    Bosco spähte in die kahle, fensterlose Kammer. Im Halbdunkeln zwischen Pritsche und Kübel kauerte eine Frau auf dem Steinboden. Es war tatsächlich Tarsina, die Meisterin. Sie wirkte kraftlos und krank. Ein blutgetränkter, schmutziger Verband umhüllte ihr rechtes Bein. Am liebsten wäre Bosco zu ihr gelaufen, um sie in die Arme zu schließen, doch er bezwang seine Gefühle. Sie hob den Kopf. Als sie ihn erblickte, ging ein kurzes Leuchten über ihr graues Gesicht. Ihre immer noch hellwachen Augen hielten Boscos Blick fest.
    »Bislang schweigt sie wie ein Stein«, sagte der Magier.
    »Beschreibe mir den Weg nach Altbergen!« Catavar richtete seine flammenden Sehschlitze auf die Gefangene.
    Tarsina antwortete nicht.
    »Wenn du nicht redest, wirst du nicht einfach nur sterben ...«, tönte es dumpf hinter dem grauen Visier. »Du wirst jämmerlich zugrunde gehen .«
    Tarsina schwieg.
    »Diese Nacht bleibt dir noch zum Nachdenken. Wenn du morgen nicht redest, werfen wir dich bei lebendigem Leib den Säuen zum Fraß vor.« Catavar wandte sich ab. »Vielleicht wird Betavar dich auch an seine Säbelzahncaniden verfüttern.«
    Jedes Wort bohrte sich wie ein Messerstich in Boscos Herz.
    Roscar von Eyrun schlug die Tür wieder zu und schob den Riegel vor. Bosco folgte ihm und dem Kriegsmeister zurück durch den Gang. Seine Brust schien versteinert, er ging unsicher wie auf dünnem Eis, in das er jeden Moment einzubrechen drohte.
    Zurück auf der Terrasse ließ der Magier sich Wein einschenken und forderte Shoshacs ältesten Sohn auf, dem Kriegsmeister und Bosco den dritten Gefangenen zu zeigen. Der Mann führte sie durch eine an den Hof grenzende Werkstatt auf die

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