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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hörte Katharina hinter sich ein scharfes Knacken, sodass sie erschrocken herumfuhr, und eine ihr nur zu bekannte Stimme sagte:
    »Den gibt es in der Tat, mein Kind. Und ich fürchte, dir bleibt gar keine andere Wahl mehr, als ihn zu nehmen.«
    Katharina hatte die Stimme längst erkannt, genau wie den gedrungenen Umriss, der hinter ihr aus dem Wald trat. Trotzdem riss sie mit einem halb erstickten Schreckenslaut die Augen auf, als sie einen zweiten Schritt machte und damit nahe genug kam, um das Gesicht zu erkennen.
    »Ich hatte ehrlich gehofft, dass du klüger bist, Kara«, sagte Erik bedauernd. »Du hättest niemals hierherkommen dürfen.« Dann wandte er sich an Edith, und eine sonderbare Mischung aus Trauer und ehrlicher Wiedersehensfreude erschien auf seinem Gesicht. »Hallo Jorun«, sagte er. »Es ist lange her, dass wir uns gesehen haben.«
    *

Der Raum, den Edith – oder Jorun, wie sie wirklich hieß – vorhin spöttisch als Wulfgars Thronsaal bezeichnet hatte, glich auf verblüffende Weise dem großen Langhaus in Bjarnisund, nur dass alles größer, deutlich gröber und auf schwer in Worte zu kleidende Weise düsterer war. Auch hier gab es einen gewaltigen, von zahlreichen Stühlen umstandenen Tisch, einen barbarischen Thronsessel an seinem Kopfende und einen gewaltigen Kamin, dessen hoch prasselnde Flammen den Raum nicht nur in schon fast unangenehme Wärme tauchten, sondern auch in unheimliches rotes Licht und hin- und herhuschende Schatten.
    Die gute Nachricht war, dass man sie bisher weder gefesselt noch geschlagen oder ihr irgendein Körperteil abgeschnitten hatte.
    Damit hörten die angenehmen Überraschungen aber auch schon auf. Die tiefe Erleichterung, die tatsächlich für einen ganz kleinen Moment von ihr Besitz ergriffen hatte, hatte nicht allzu lange vorgehalten – genau so lange, wie die vier riesenhaften Krieger, die in Eriks Begleitung gekommen waren brauchten, um hinter ihm aus dem Wald zu treten und Edith – Jorun – und sie zu packen und mit entschieden mehr Begeisterung festzuhalten als notwendig war, um ein Kind und eine alte Frau zu bändigen.
    Und wenn sie ganz ehrlich war, dann hatte sie das, was danach geschehen war, immer noch nicht richtig verstanden.Hin- und hergerissen zwischen Schrecken und Erleichterung, wenigstens keinem von Wulfgars Kriegern gegenüberzustehen, hatte sie immerhin eines begriffen, nämlich dass sie Erik Unrecht getan hatte und er keineswegs feige geflohen, sondern zurückgekommen war, um Ansgar zu retten.
    Aber wenn das so war, warum waren sie dann hier, in Wulfgars hölzerner Burg, statt auf einem von Eriks Schiffen?
    Natürlich hatte sie Erik diese Frage auch laut gestellt, aber er hatte sie so wenig beantwortet wie irgendeine der anderen immer hysterischer werdenden Fragen, mit denen sie ihn überschüttet hatte, während sie Jorun und sie auf die Wulfiborg brachten. Genau genommen hatte er kein einziges Wort gesprochen, sondern sie und die ehemalige Zofe seiner Tochter nur abwechselnd und auf eine Art angesehen, von der sie nicht sagen konnte, ob sie nun vorwurfsvoll, traurig oder enttäuscht war; oder von allem etwas. Seine Begleiter hatten sie hierher in diesen düsteren Saal gebracht, und vor wenigen Augenblicken war auch Wulfgar selbst gekommen und hatte auf seinem monströsen Thron Platz genommen. Seither klopfte ihr Herz wie verrückt.
    Sie wusste selbst nicht, was sie erwartet hatte – und wie auch? –, aber es war auf jeden Fall … etwas anderes gewesen. Lange Zeit hatte Wulfgar sie nur mit unbewegtem Gesicht angestarrt, und etwas sehr Seltsames war geschehen; Katharina hatte mehr Angst vor ihm denn je, eine Furcht, die ihr schier die Kehle zuschnürte, und dieser grauhaarige Riese kam ihr erbarmungsloser und härter vor denn je, aber es wollte ihr einfach nicht mehr gelingen, das blutrünstige Ungeheuer in ihm zu sehen, das er stets für sie gewesen war.
    Vielleicht lag es schlichtweg daran, dass sie Wulfgar und Erik nun das erste Mal nebeneinander sah, wie sie so beieinander saßen und mit leisen Stimmen und besorgten Gesichtern miteinander sprachen. Selbst wenn sie nicht gewusst hätte, dass die beiden Wikinger Brüder waren, hätte sie es bei diesem Anblicksofort erkannt. Erik war sicher der ältere und möglicherweise (etwas) weisere, Wulfgar der jüngere und ganz unzweifelhaft wildere, und dennoch waren sich die beiden Männer so ähnlich, wie es Brüder nur sein konnten, die nicht als Zwillinge geboren waren.
    Schließlich und

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