Die Tochter der Seidenweberin
ihre Scham. Mit quälender Süße entfachten seine Hände auch hier ihre Brände. Fygen stöhnte lustvoll.
Dann plötzlich waren die findigen Hände fort, überließen Fygens Haut einen unendlichen Augenblick lang allein ihrem Sehnen. Der Laut schien sie vertrieben zu haben.
Fygen wollte nicht, dass diese Hände, die so genau wussten, wie sie ihr Lust bereiten konnten, aufhörten, sie zu berühren. Sie wünschte, dass sie für immer darin fortfahren würden, ihre Brände zu legen.
Doch ihr stummes Flehen wurde nicht erhört. Unbeirrt streiften Alejandros Hände ihr das Kleid zur Gänze vom Körper, umfassten mit sicherem Griff ihre Hüften, zogen sie dicht an seinen Leib und hielten sie, während seine Männlichkeit mit lustvoller Bestimmtheit in sie drang.
Alejandro war ein erfahrener Liebhaber, der zu genießen wusste und es verstand, in Fygen eine Leidenschaft zu entfachen, die sie lange entbehrt hatte. Findig bereitete er ihr und sich eine Lust, die alles um sie herum versinken ließ. Unter ihren Berührungen mischten sich die Wärme der Sonne, der Duft der Orangen, das Grün der Blätter und die Weichheit der Luft zu einem einzigen erregenden Rausch.
Die Sonnenstrahlen hatten ihre sengende Kraft verloren und erreichten bereits die Stämme der Bäume, als Fygen und Alejandro schließlich ihren Hunger aufeinander gestillt hatten. Ermattet ließ Fygen sich ins kühlende Gras zurücksinken, und während Alejandro ihre Becher auffüllte, horchte sie in sich hinein.
Da war kein Bedauern. Fygen bereute es nicht, sich Alejandro hingegeben zu haben. Im Gegenteil. Sie hatte es in vollen Zügen genossen. Sie war eine erwachsene Frau. Und sie war Witwe. Davon, dass sie enthaltsam lebte, würde Peter auch nicht ins Leben zurückkehren.
In Alejandros Armen hatte sie das Gefühl gehabt, das Leben sei endlich zu ihr zurückgekehrt. Und was daraus würde – nun, das würde man sehen. Darüber würde sie sich heute nicht den Kopf zerbrechen. Dankbar ergriff sie den Becher, den Alejandro ihr reichte, und leerte ihn mit durstigem Zug. Mehr Trunkenheit, als ihr das Glück bescherte, konnte ihr auch der starke Wein nicht bereiten.
Alejandro packte die Reste ihres Mahls zurück in den Korb. »Das war eine recht ausgedehnte Siesta«, sagte er schmunzelnd und half ihr auf. »Ich denke, die Seidenraupen heben wir uns für morgen auf.«
Er löste die Zügel des Gespanns, wendete den Wagen, und kurz darauf rollten sie auf der Fahrstraße der Stadt zu. Doch bereits nach einer halben Meile brachte er den Wagen zum Stehen, so als habe er es sich anders überlegt, und wandte sich ihr zu. »Ich besitze eine Alqueria unweit von hier. Vielleicht möchtest du …« Er brach ab und drehte verlegen die Zügel in den Händen. »Sie ist nicht so komfortabel wie das Stadthaus, aber sie ist bestimmt bequemer als die Herberge. Es wäre mir eine Freude, sie dir zur Verfügung zu stellen, solange du in Valencia bist.« Beinahe schüchtern blickte er zu ihr herüber, als wäre es ihm wichtig, dass sie sein Angebot annahm.
Seine plötzliche Verlegenheit rührte Fygen, doch nach der Intimität der vergangenen Stunden belustigte sie sie auch ein wenig. Das Angebot klang verlockend. Es war hier draußen auf dem Land so viel angenehmer als in der Stadt, und der verlausten Herberge würde sie lieber heute als morgen den Rücken kehren. Warum sollte sie also nicht Alejandros Gastfreundschaft in Anspruch nehmen?
Der Mond hatte sich wieder gerundet, zum zweiten Mal bereits, seit Lisbeth den Rat des Doktors eingeholt hatte. Tagelang hatte sie ihre Badekur betrieben, hatte akribisch die Rindenstücke in den Zuber gestreut und stundenlang im kalten Wasser ausgeharrt.
Die einzige Folge jedoch, welche die Kur gezeitigt hatte, war, dass Lisbeth sich unterkühlt hatte. Ein paar Tage hatte sie deshalb sogar im Bett verbringen müssen, doch schwanger war sie davon nicht geworden.
Genauso wenig wie von all den probaten Hausmitteln, die sie bereits versucht hatte, einschließlich jenen, welche sich die Frauen nur hinter vorgehaltener Hand zu wispern getrauten. So vieles hatte sie schon probiert. Sie hatte sich mit Eselsmilch und Hasenfett eingerieben, hatte Bibergeil gegessen und zerstoßene Perlen.
Lisbeth seufzte und zog den Mantel enger um die Schultern, als sie von der Breiten Straße in den Berlich einbog. Es war zu kühl für die Jahreszeit, und wenn sie an die kalten Bäder dachte, lief ihr immer noch ein Schauder über den Rücken.
Auch ein
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