Die Tochter der Tryll Bd. 3 - Vereint
streiten, bevor wir die Einsatzzentrale erreichten. Es waren zu viele Stimmen, um einzelne Argumente unterscheiden zu können, aber alle klangen sehr aufgebracht.
»B itte beruhigt Euch!«, brüllte Finn gerade, als Willa, Duncan und ich den Raum betraten. Er hatte sich vor der Versammlung aufgebaut, aber niemand achtete auf ihn.
Tove lehnte am Schreibtisch und beobachtete das Getümmel. Der Kanzler schrie mit puterrotem Gesicht den armen Markis Bain so heftig an, dass ihm die Spucke aus dem Mund spritzte. Marksinna Laris stand kreischend vor Garrett, der versuchte, seinen Gesichtsausdruck neutral zu halten. Aber ich sah ihm an, dass er sie am liebsten geohrfeigt hätte.
»R uhe bitte«, rief ich, aber niemand nahm Notiz von mir.
»I ch habe versucht, sie zu beruhigen«, sagte Finn und sah mich entschuldigend an. »A ber sie sind total durchgedreht, weil sie Angst haben, dass wir als Nächste dran sind.«
»L asst mich mal«, sagte Willa.
Sie kletterte vorsichtig auf den Schreibtisch hinter Tove, weil sie ein kurzes Kleid trug. Dann steckte sie sich zwei Finger in den Mund und pfiff so gellend, dass Tove sich die Ohren zuhalten musste.
Alle hörten auf zu reden und schauten zu ihr auf.
»E ure Prinzessin ist hier und möchte mit euch reden. Bitte schenkt ihr eure Aufmerksamkeit«, sagte Willa lächelnd.
Duncan ging zum Schreibtisch, reichte Willa die Hand und half ihr hinunter. Sie dankte ihm und strich sich das Kleid glatt. Ich ging zu ihr und stellte mich zwischen sie und Tove.
»D anke, Marksinna«, sagte ich und wendete mich dann dem wütenden Mob zu. »W er ist am besten über den Angriff auf Oslinna informiert?«
»I ch«, sagte Thomas und kam hinter Aurora Kroner zum Vorschein.
»B itte sagen Sie mir alles, was Sie wissen«, sagte ich.
»W ir haben das schon längst besprochen«, schnitt ihm Marksinna Laris das Wort ab. »E s wäre Zeitverschwendung, das alles noch einmal durchzukauen. Wir müssen unseren Gegenangriff planen.«
»E s tut mir leid, dass ich Ihre Zeit verschwende, aber niemand wird eine Entscheidung treffen, solange ich nicht weiß, was hier los ist«, sagte ich. »E s würde schneller gehen, wenn Sie Thomas einfach reden ließen.«
Laris murmelte etwas und senkte den Blick. Als ich sicher war, dass sie fertig gemeckert hatte, wendete ich mich wieder Thomas zu und bedeutete ihm, fortzufahren.
»I m Verlauf der gestrigen Nacht haben die Vittra Oslinna angegriffen. »D er Ort gehört zu den größten Tryll-Siedlungen und liegt im nördlichen Michigan. Die Informationen sind widersprüchlich, aber wir glauben, dass der Überfall um halb elf Uhr abends begonnen hat.«
»I st es sicher, dass es die Vittra waren?«, fragte ich.
»J a«, sagte Thomas. »D er König selbst war zwar nicht dabei, aber er hat eine Botschaft geschickt.«
»W as war die Botschaft?«, drängte ich.
»D ies ist erst der Anfang«, sagte Thomas.
Ein Raunen ging durch den Raum, aber ich brachte die Anwesenden mit einer Handbewegung zum Schweigen.
»W issen wir, wie viele Vittra es waren?«, fragte ich.
Thomas schüttelte den Kopf. »D as ist schwer zu sagen. Sie haben begonnen, in der Schlacht Kobolde einzusetzen. Früher kämpften sie nur sehr selten mit, da die Vittra sie lieber verborgen hielten. Wir dürfen also annehmen, dass den Vittra die normalen Soldaten ausgehen.«
»H ässliche kleine Dinger«, schnaubte Laris, und ein paar andere kicherten beifällig.
»D ie Vittra-Armee besteht also größtenteils aus Kobolden?«, fragte Tove skeptisch. »W arum sind sie eine Bedrohung? Sie sind klein und schwach.«
»S ie sind zwar klein, aber trotzdem Vittra«, sagte Thomas. »K örperlich sind sie ungeheuer stark, scheinen aber nicht sehr intelligent zu sein. Sie sind empfänglicher für die Fähigkeiten der Tryll als die meisten anderen Trolle. Aber in Oslinna haben nur sehr wenige Tryll überhaupt noch Fähigkeiten.«
»D ie Kobolde haben also ernstzunehmenden Schaden angerichtet?«, fragte ich.
»J a«, bestätigte Thomas. »D ie Stadt ist total verwüstet. Wir wissen noch nicht genau, wie viele Todesopfer es gibt, aber wir vermuten, dass es mindestens zweitausend sind. Und die Stadt hatte nur rund dreitausend Einwohner.«
Irgendjemand im Raum keuchte entsetzt auf und auch Willa unterdrückte ein Stöhnen. Ich verzog keine Miene. Jedes Zeichen von Mitgefühl würde mir hier als Schwäche ausgelegt werden.
»H aben die Tryll den Vittra irgendwelche Verluste zugefügt?«, fragte ich.
»J a, aber
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