Die Tochter der Tryll Bd. 3 - Vereint
sagte er zu Finn, und es klang tatsächlich aufrichtig.
Finn grunzte nur und Loki und Duncan verließen das Zimmer. Ich hätte Finn gerne umarmt und ihn irgendwie getröstet, weil ich das Gefühl hatte, er könne es gut gebrauchen. Und vielleicht galt das auch für mich.
»S chlaf ein bisschen«, sagte ich, weil mir nichts Besseres einfiel. Ich stand auf, aber er fasste nach meinem Handgelenk und hielt mich fest.
»W endy, ich traue ihm nicht«, sagte er. Ich wusste, von wem er sprach.
»I ch weiß. Aber ich traue ihm.«
»S ei vorsichtig«, sagte Finn nur und ließ mich los.
Mitternacht war schon lange vorbei und der Rest des Palastes lag wieder in tiefem Schlaf. Morgen früh erwarteten uns endlose Sitzungen, aber jetzt waren alle in ihre Betten zurückgekehrt.
Im Flur war es dunkel, nur aus Lokis Zimmer drang warmer Lampenschein.
Er hörte mich nicht kommen, also blieb ich vor der Tür stehen und beobachtete ihn. Er machte gerade sein Bett, und als er fertig war, knabberte er an seinem Daumen und starrte nachdenklich darauf. Dann schüttelte er den Kopf und zog die Decke ein bisschen zurück, damit das Ganze nicht zu ordentlich wirkte. Aber mit diesem Ergebnis war er offenbar auch nicht zufrieden und er zog die Decke wieder glatt.
»W as machst du denn da?«, fragte ich.
»N ichts.« Er wirkte einen Moment lang überrascht, lächelte dann aber und fuhr sich durchs Haar. »N ichts. Du wolltest mit mir reden? Komm doch rein.«
»H ast du gerade für mich aufgeräumt?«, fragte ich.
»N aja …« Er fuhr sich wieder durchs Haar. »W enn eine Prinzessin mich besucht, möchte ich einen guten Eindruck machen.«
»A ha.« Ich ging in sein Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Er wirkte entzückt.
»S etz dich doch.« Loki deutete auf sein Bett. »M ach’s dir bequem.«
»I ch muss dich um einen Gefallen bitten.«
Er lächelte. »F ür dich würde ich alles tun.«
»B ring mich nach Ondarike«, sagte ich, und sein Lächeln erstarb.
»A lles, nur das nicht.«
»E s ist mir sehr unangenehm, dich darum zu bitten, weil ich weiß, was Oren dir angetan hat. Und du musst auch nicht mit in den Palast kommen«, sagte ich schnell. »I ch kenne den Weg nicht und weiß nicht, wie ich reinkomme, aber du könntest es mir einfach erklären und mich dann vor der Tür absetzen. Ich möchte dich auf keinen Fall in Gefahr bringen oder dein Leben aufs Spiel setzen.«
»A ber du erwartest, dass ich deines aufs Spiel setze?« Loki grinste schief und schüttelte den Kopf. »A uf keinen Fall, Wendy.«
»I ch verspreche dir, dass du nicht in Gefahr geraten wirst«, sagte ich. »W enn ich erst dort bin, wirst du ihm wahrscheinlich völlig egal sein. Du musst gar nicht in die Nähe des Palasts gehen. Sag mir nur, wie ich dorthinkomme.«
»W endy, du hörst mir nicht zu«, sagte er. »I ch mache mir keine Sorgen um mich. Aber ich werde dich das nicht tun lassen.«
»M ir wird schon nichts passieren«, beteuerte ich. »E r ist mein Vater, und ich bin stark genug, um auf mich aufzupassen.«
»D u hast keine Ahnung, gegen wen du kämpfst.« Loki lachte freudlos. »N ein. Die Idee ist vollkommen hirnrissig. Ich werde nicht mit dir darüber diskutieren.«
»L oki, hör mir zu. Finn ist heute Nacht beinahe gestorben …«
»W eil dein Freund verletzt wurde, ist auf einmal Selbstmord für dich die einzige Lösung?«, fragte Finn.
»E r ist nicht mein Freund«, korrigierte ich.
»V on mir aus. Dann eben Exfreund«, sagte er. »D as macht es auch nicht besser. Es fällt mir zwar schwer, es zuzugeben, aber Finn hat recht. Wir finden einen anderen Weg. Ich weiß, dass ich heute Nacht nicht sehr hilfreich war, aber wenn du mir ein bisschen Zeit lässt, fällt mir sicher etwas ein.«
»W ir haben aber keine Zeit, Loki!« Ich holte tief Luft. »I ch habe nicht vor, mich Oren auszuliefern, um den Frieden zu sichern, aber ich muss wenigstens mit ihm reden und es irgendwie schaffen, den Krieg noch etwas hinauszuzögern. Wir brauchen Zeit, um eine Armee aufzustellen. Und er tötet unsere Leute bereits jetzt.«
»D u willst also, dass ich dich in den Vittra-Palast bringe, damit du ein bisschen mit dem König plaudern kannst«, sagte Loki. »W ährenddessen warte ich draußen auf dich, und nach dem Gespräch kommst du raus und ich fahre dich wieder nach Hause. Ist das dein Plan?«
»S o ungefähr.«
»W endy!«, rief Loki entgeistert. » Er tut das alles nur, um dich zu bekommen! Warum um alles in der Welt sollte er dich wieder gehen
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