Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1
ihn gemacht. »B itte versucht nicht, mich zu finden. Ihr werdet es nicht schaffen, und ich will auch nicht gefunden werden. Ich wollte dir nur sagen, dass es mir gut geht, dass ich dich liebe und dass du nichts falsch gemacht hast. Okay? Ich will nur, dass du glücklich bist.«
»W endy, warum sagst du das alles?« Matt klang so verängstigt wie noch nie, und ich glaube, er hatte angefangen zu weinen. »D as klingt, als kämest du nie zurück. Das kannst du nicht machen. Du… egal was ist, ich kümmere mich darum. Ich werde alles tun, um dir zu helfen. Aber bitte komm zurück, Wendy.«
»D as geht nicht, Matt. Es tut mir so leid.« Ich wischte mir die Tränen ab und schüttelte den Kopf. »I ch rufe wieder an, falls ich kann. Aber wenn ihr nichts von mir hört, macht euch keine Sorgen. Mir geht es gut.«
»W endy! Hör auf, so zu reden!«, schrie Matt. »D u musst nach Hause kommen! Wendy!«
»A uf Wiedersehen, Matt.« Ich hörte, wie er meinen Namen schrie, als ich auflegte.
Ich holte tief Luft und erinnerte mich daran, dass ich keine andere Wahl gehabt hatte. Nur so waren sowohl sie als auch ich sicher, und das hätte auch Matt gewollt.
Wenn er gewusst hätte, was hier vor sich ging, dann wäre er mit meiner Entscheidung voll und ganz einverstanden gewesen. Das änderte leider nichts an der Tatsache, dass es eine fürchterliche Qual gewesen war, mich so von ihm zu verabschieden. Ich hatte seinen Schmerz und seine Verzweiflung so deutlich gespürt…
»H ey, Wendy. Du hast die richtige Entscheidung getroffen«, versicherte Finn mir, aber ich schniefte nur.
Er griff nach meiner Hand und drückte sie sanft. Normalerweise hätte mich das entzückt, aber im Augenblick brauchte ich meine volle Konzentration, um nicht laut zu schluchzen oder das Auto vollzukotzen. Ich wischte an meinen Wangen herum, aber die Tränen wollten einfach nicht aufhören.
»K omm her«, sagte Finn leise. Er legte mir den Arm um die Schultern und zog mich an sich. Ich legte meinen Kopf an seine Schulter, und so fuhren wir in den Morgen.
7
Förening
I rgendwann versiegten meine Tränen und ich holte tief Luft. Obwohl Finn mich nicht mehr im Arm hielt, saßen wir immer noch so dicht nebeneinander, dass wir uns beinahe berührten. Als ich ihn ansah, wurde ihm das bewusst, und er zog seinen Arm weg.
»W as geht hier vor?«, fragte ich. »W er waren diese Leute? Und warum mussten wir so schnell abhauen?«
Finn betrachtete mich kurz, wendete sich dann wieder der Straße zu und holte tief Atem.
»D ie Antwort darauf ist sehr lang. Am besten erklärt dir deine Mutter alles.«
»M eine Mutter?« Ich fragte mich, was Kim denn über die ganze Geschichte wissen sollte, aber dann fiel der Groschen. Er meinte meine wahre Mutter. »F ahren wir zu ihr? Wo ist sie? Wo fahren wir hin?«
»N ach Förening«, erklärte Finn. »D ort lebe ich– dort wirst auch du leben.« Er lächelte mir aufmunternd zu, und erstaunlicherweise wirkte es. »L eider liegt es sieben Autostunden entfernt von hier.«
»W o genau?«
»I n Minnesota, am Mississippi. Die Gegend ist sehr abgelegen«, sagte Finn.
»U nd was ist dieses Förening genau?«, fragte ich und beobachtete ihn.
»E ine Art Stadt«, sagte Finn. »M an könnte es auch ein luxuriöses Resort nennen, im Stile der Kennedys. Aber eigentlich ist es einfach eine eingezäunte Wohnsiedlung.«
»W ohnen da auch Menschen?«, fragte ich und überlegte bereits, ob ich Matt nicht dorthin einladen könnte.
»N icht so richtig.« Er verstummte und warf mir einen Blick zu, bevor er zögernd weitersprach. »D ort leben nur Tryll, Tracker und Mänsklig. Die Stadt hat rund fünftausend Einwohner, eine Tankstelle, ein paar Supermärkte und eine Schule. Eine ruhige Kleinstadt eben.«
»W ow!« Ich riss die Augen auf. »D u meinst, in Minnesota gibt es eine… Trollstadt? Und das ist noch nie jemandem aufgefallen?«
»W ir sind sehr diskret«, sagte Finn. »U nd wir haben Mittel und Wege, um unsere Privatsphäre zu schützen.«
»D u klingst wie ein Mafioso«, sagte ich trocken, und Finn grinste. »S chickt ihr Neugierige mit Betonsocken zum Schwimmen?«
»Ü berzeugungskraft ist ein sehr mächtiges Werkzeug«, sagte er. Sein Lächeln war verschwunden.
»H ast du diese Fähigkeit auch?«, fragte ich vorsichtig. Er schien das Thema nicht zu mögen, und wie erwartet schüttelte er den Kopf. »W arum nicht?«
»I ch bin ein Tracker. Wir haben andere Fähigkeiten.« Er schaute mich an, und da er merkte, dass ich
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