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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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hatte. Es war vielleicht das erste Mal in meinem Leben, dass ich überhaupt gelogen hatte.
    »Großer Gott, kann ich denn niemandem trauen?«
    Ich wünschte, er würde endlich gehen und mich meinem Elend überlassen.
    »Jenny, warum hast du mich nicht gefragt?« wollte er schließlich wissen. »Ich weiß, wo deine Pflanze wächst. Ich kenne jede Ecke dieses Tals. Ich kann sie dir jederzeit bringen, bis zu deiner Tür, wenn du das willst. Es ist nicht notwendig, dass du die Sicherheit dieser Mauern verlässt. Und du wirst es in der Zukunft auch nicht mehr tun. Hast du das verstanden? Du wirst es nicht tun.«
    Ich musste das so gut wie möglich beantworten. Du – schneidest die Pflanze – nein. Nicht gut. Ich. Ich schneide, spinne, webe, nähe. Nur ich.
    »Dann werde ich dich hinbringen«, sagte er, nun wieder ein wenig ruhiger, obwohl er die Hände noch auf dem Rücken verbarg. »Ich bringe dich hin und passe auf, während du erntest, und bringe dich wieder nach Hause. Jetzt muss ich gehen. Margery, ich will, dass du sie hier behältst. Ihr werdet beide vom Abendessen entschuldigt sein. Meine Mutter schuldet mir einen Gefallen.« In der Tür drehte er sich noch einmal um. »Einer meiner Männer, ein Stallbursche, der sich mit solchen Dingen auskennt, kümmert sich um den Hund«, sagte er. »Sie ist in guten Händen.«
    »Nun gut«, sagte Margery. Sie legte das nun schlafende Kind wieder in die Wiege zurück und setzte einen Kessel aufs Feuer. »Du hast ihn ganz schön geärgert.« Und dann sagte sie nichts mehr über diese Angelegenheit, aber während der Nachmittag verging, wir Pfefferminztee kochten und ich ihr beim Wolle wickeln und Haferkuchen backen half, merkte ich oft, dass ihr Blick auf mir ruhte, und ich fragte mich, was sie wohl dachte.
    ***
    Diesmal blieb Richard länger, als es jedem von uns lieb war – jedem, mit Ausnahme vielleicht von Lady Anne. Seine Anwesenheit hatte einen unmerklichen, aber nicht zu leugnenden Einfluss auf den Haushalt. Während die Leute den Roten und seine Mutter mit einer Achtung behandelten, die ihren Wunsch zeigte, sie zu erfreuen und Dienste zu leisten, die immer ein wenig über das hinausgingen, was die Pflicht verlangte, entsprang ihre Achtung vor Lord Richard der Angst. Nicht, dass er jemals offenen Zorn zeigte oder seine Unzufriedenheit in deutliche Worte kleidete. Es war eher etwas an seiner Miene, eine hochgezogenen Braue oder ein heimtückisches, dünnes Lächeln. Es lag in der Art, wie er einen Kelch von einer Dienerin entgegennahm und dabei ihre Hand mit der seinen berührte. Es lag in seinem Tonfall, wenn er einem Stallknecht einen Befehl gab oder einen seiner eigenen Männer mit einer arroganten Geste entließ. Ich denke, er verachtete uns alle; er glaubte irgendwie über uns zu stehen. Keiner war immun gegen seine abschätzigen Bemerkungen, seine wegwerfenden Beleidigungen, nicht einmal der innere Kreis dieses Haushalts. Aber wie ich schon sagte, er tat es auf subtile Art. Er wusste, wie man jemandem auf eine Weise wehtat, die vermutlich niemand außer dem Opfer vollkommen verstand.
    Aber sie waren stark. Wenn Richard Ben über sein Widerstreben, mit ihm in den Krieg zu ziehen, befragte, lachte Ben einfach nur darüber. Wenn er glaubte, dass man seine Männlichkeit beleidigt hatte, ließ er es sich nicht anmerken. Richards Waffen gegen John waren hinterhältiger. Mehr als einmal hörte ich, wie er versuchte, ihn zu einer Reaktion zu provozieren, ihn in eine Debatte über die Verwaltung der Ländereien und über die Verantwortung des Verwalters für die Verteidigung der Region zu verstricken. Hugh, erklärte Lord Richard, kümmerte sich zu sehr um die Zukunft des Landbaus, um sein Vieh und die Erhaltung seiner Mauern und Zäune. Was war mit der gesamten westlichen Küste? Was mit seinen Pflichten gegenüber den Nachbarn und – noch mehr als das – gegenüber seiner Mutter? Wann würde er etwas gegen das Volk unternehmen, das den jungen Simon getötet hatte? John war von Natur aus ein schweigsamer Mann. Er tat, was getan werden musste, und sprach nur, wenn es notwendig war. Er ging mit Richard um, wie ich es erwartet hätte: Er erklärte, er sei Hughs Mann und hätte nie einen Grund gehabt, Hughs Urteil zu misstrauen. Außerdem stellten die Dänen die wahre Gefahr dar und nicht die Iren. Als Richard einen Schritt weiter ging und wissen wollte, ob John keine Angst um die Sicherheit seiner Frau habe – ein solch reizendes Mädchen, wie eine feine Rose –

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