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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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Frau, aber nicht vollkommen von ihr beherrscht.«
    Woher weißt du das? Conors Worte hatten uns beide schockiert; wir stellten gleichzeitig dieselbe Frage, ich innerlich, Finbar laut.
    Conor schaute auf unsere verschränkten Hände und lächelte ein wenig schuldbewusst. »Ihr habt selbstverständlich Recht«, sagte er. »Man kann nicht gleichzeitig Mensch und Vogel sein. Wenn man diesen neuen Bewusstseinszustand erreicht, verliert man die Erinnerung an den alten. Du bist kein Mann in Schwanenfedern; so einfach ist es nicht. Du veränderst dich vollkommen; deine Sichtweise der Welt ist die eines wilden Tieres: Flucht, Sicherheit, Gefahr, Überleben. Der See; der Himmel. Es gibt kaum mehr. Während dieser Zeit fliegst du vielleicht über Lord Colums Festung oder schwimmst an dem Ufer, wo Eilis und ihre Freundinnen Ball spielen, aber du kannst sie nicht sehen, nicht so, wie ein Mensch es tun würde. Du kannst es nicht; aber ich kann es.«
    Finbar holte tief Luft. »Ich hätte es wissen sollen«, sagte er langsam. »Du bist den Weg schon weiter gegangen, als ich dachte. Es tut mir Leid, aber ich bin auch froh; deine Last ist vielleicht schwerer als meine.«
    Lady Oonagh. Was ist mit ihr?
    »Noch immer regiert sie dort. Und zur Erntezeit wird sie ein Kind haben. Ihr Einfluss ist stark. Sie sucht nach dir, aber ohne Erfolg, denn die Bewohner des Waldes schützen dich.«
    »Vater. Du sagst, er stünde nicht vollkommen unter ihrem Bann. Was meinst du damit?« fragte Finbar angespannt. Ich schaute ihn überrascht an. Vielleicht kannte ich ihn doch nicht ganz so gut, wie ich immer gedacht habe. Er bemerkte meinen Blick.
    »Die Macht der Verzauberung ist groß, Sorcha«, sagte er ein wenig ruhiger. »Die Macht des Verlusts ebenfalls. Ich beginne jetzt zu verstehen, wieso er getan hat, was er getan hat. Also ist es wichtig für mich, dass er überlebt. Es ist wichtig für mich, dass sie aufgehalten wird. Aber der Preis, den ich dafür zahlen würde, hat seine Grenzen.«
    »Ich könnte dir von Vater berichten«, sagte Conor. Der Klang von Äxten auf Holz hatte aufgehört; nun kamen meine beiden ältesten Brüder schwer atmend den Hügel hinab und setzten sich zu uns. »Aber manchmal ist es besser, nichts zu wissen.«
    »Was nicht zu wissen?« fragte Liam, setzte sich zwischen mich und Conor und legte mir den Arm um die Schultern.
    »Was geschieht und wie sich die Welt verändert, während wir in diesem anderen Zustand sind«, sagte Conor. Liam warf mir einen scharfen Blick zu. »Du weißt es also«, sagte er, nicht ganz einverstanden.
    »Einiges ja, anderes nicht. Ich bin nicht imstande, überall gleichzeitig zu sein; meine körperliche Gestalt ist dieselbe wie eure. Ich sehe es anders, das ist alles. Vertraut darauf, dass unser Vater noch lebt und dass er nicht vollkommen verloren ist, obwohl sein Schmerz ihn quält. Am meisten sehnt er sich danach, seine Tochter zu sehen, deren Gesicht die letzte Erinnerung an eine ist, die er geliebt und verloren hat. Lady Oonagh hasst das«, sagte Conor.
    Ich riss erstaunt den Mund auf. Mich? Aber er hatte mich doch kaum bemerkt, als ich noch dort war. »Wie hat sie unser Verschwinden erklärt?« fragte Diarmid verbittert.
    »Das kann ich euch nicht sagen«, meinte Conor. »Und außerdem, warum sollten wir unseren eigenen Kummer vergrößern? Wir können nichts für ihn oder gegen sie tun, bis der Zauber gebrochen ist. Also müssen wir tun, was Sorcha will, und sie hier lassen, damit sie ihre Aufgabe erledigt, obwohl es uns das Herz bricht.«
    Es war schrecklich, wie schnell der Rest dieser Nacht verging. Wir saßen am Feuer, sprachen von diesem und jenem, und versuchten, nicht zu oft nach den ersten Spuren der Morgendämmerung Ausschau zu halten. Später, viel später, kamen die beiden anderen und Linn von ihrer Expedition zurück. Es würde eine Nacht sein, die die Leute in der Nähe lange in Erinnerung behielten, ein Meán Samhraidh mit mehr als den üblichen Aktivitäten des Kleinen Volkes: An mehreren Wäscheleinen fehlten Stücke, in ein paar Molkereien und Vorratskellern waren nun Lücken. Padraic reichte mir ein warmes Wollkleid in leuchtendem Rot, das mir viel zu groß war, einen Schal und ein paar Strümpfe, gut geflickt. Die würden mir im Winter gut tun. Cormack brachte einen Sack Mehl, ein Bündel Rüben, ein Rad Käse und ein festes Seil. Beide hatten die Taschen voll kleiner Schätze.
    »Ich hoffe, ihr habt dafür gesorgt, dass man euch nicht sieht«, sagte Liam missbilligend.

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