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Die Tochter des Goldsuchers

Die Tochter des Goldsuchers

Titel: Die Tochter des Goldsuchers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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verkaufte. Sie wusste es nicht besser.
    Konnte man von Jake das Gleiche sagen? Hatte ihn die Grausamkeit, der er als Knabe ausgesetzt gewesen war, zu dieser Lebensführung gezwungen? Seine Erlebnisse mussten tiefe Narben hinterlassen haben. Und der Hass. Sarah versenkte den Blick in den weichen Schein der Petroleumlampe.
    Sie hätte ihm eigentlich böse sein müssen. Sie wollte es, sie wünschte es sich. Dann hätte sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden. Doch sie empfand keinerlei Zorn gegen ihn.
    Obwohl sie wusste, dass er die Nacht im Bett einer anderen Frau verbracht, ihre Lippen geküsst und ihren Körper liebkost hatte, konnte sie ihn nicht hassen. Aber sie war fähig, um den Verlust von etwas Schönem zu trauern, das niemals eine Chance hatte, sich zur vollen Blüte zu entwickeln.
    Ihr war klar geworden, was zwischen ihnen möglich gewesen wäre. Fast war sie so weit gewesen zuzugeben, dass sie zusammengehörten, wie verschieden sie auch sein mochten.
    Was für eine Rolle spielte es schon? Seufzend schloss sie das Tagebuch ihres Vaters und machte sich fertig, schlafen zu gehen. Es war ihre eigene Dummheit gewesen zu glauben, dass Jake etwas für sie empfinden könnte.
    Irgendwann – mochte es ihr auch noch so schwerfallen, mochte es noch so schmerzhaft sein – würde sie aufhören, ihn zu lieben.
    Ein paar Tage später stieß Jake die Tür zu Sarahs Hütte auf, ohne anzuklopfen. Es war niemand zu sehen. Als er sich zum Gehen wandte, bemerkte er ein Buch. Neugierig blätterte er darin. Sie hatte also angefangen, ein Tagebuch zu führen.
    Jake hätte weitergelesen, wenn ihn nicht ein Geräusch in seinem Rücken veranlasst hätte, blitzschnell die Colts zu ziehen und herumzufahren.
    Lucius fluchte, während er sein eigenes Schießeisen sinken ließ. »Ich habe nicht so lange gelebt, um mich jetzt von dir durchlöchern zu lassen.«
    Jake ließ seine Revolver verschwinden. »Pass lieber besser auf. Hast du mein Pferd nicht gesehen?«
    »Ja, hab’s gesehen. Wollte nur sichergehen. Hab nicht erwartet, dass ich dich hier beim Herumschnüffeln ertappen würde.« Er richtete einen bedeutsamen Blick auf das Buch.
    Ohne ein Wort klappte Jake es zu. »Ich erwartete nicht, hier alles verlassen vorzufinden.«
    »Ich war oben in der Mine.« Lucius zog eine kleine Flasche Whiskey aus der Tasche.
    »Und?«
    »Interessant.« Er trank einen kräftigen Schluck und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie die Mine über Matt eingestürzt sein soll. Er war kein Narr, und soweit ich mich erinnere, machten die Stützbalken einen sehr soliden Eindruck. Sieht so aus, als hätte einer ziemlich hart gearbeitet, um sie zum Einsturz zu bringen.«
    »Hast du schon mit ihr darüber gesprochen?«
    »Nein.« Lucius hielt es derzeit nicht für angebracht, Jake zu berichten, dass Sarah ihm auf die Schliche gekommen war. »Da wäre noch etwas.« Sein Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen. »Es gibt dort jede Menge Gold. Genau, wie Matt immer behauptete. Er fand tatsächlich die Hauptader.« Lucius nahm noch einen Schluck aus der Flasche und verkorkte sie wieder. »Hast du das gewusst?«
    »Ich hab’s geahnt.«
    »Soll ich es für mich behalten?«
    »Vorläufig.«
    »Ich führe Miss Sarah nicht gern an der Nase herum, aber ich nehme an, du hast deine Gründe.«
    »Hab ich.«
    »Ich werde nicht danach fragen. Ich werde dich auch nicht fragen, warum du dich in letzter Zeit so rar machst. Miss Sarah ist ganz verhärmt, seit du sie aus den Bergen zurückgebracht hast.«
    »Ist sie krank?«, fragte Jake etwas zu schnell.
    Lucius rieb sich mit der Hand über den Mund, um sein Grinsen zu verbergen. »Fieber hat sie jedenfalls. Herzfieber.«
    »Wird schon drüber wegkommen«, knurrte Jake und trat ins Freie.
    »Du siehst selber nicht gut aus.« Als Jake nicht reagierte, versuchte er es noch einmal. »Ist schon ein tolles Weibsstück, zart und doch so halsstarrig. Schau dir das an!« Lucius zeigte auf das Beet. »Sie hat das Gemüse zum Wachsen gebracht. Hätte nie gedacht, dass ich da mal was Grünes sehen würde, aber da hast du’s. Gießt es jeden Tag. Dickköpfig. Eine dickköpfige Frau bringt einfach alles zuwege.«
    »Wo ist sie?«
    Lucius hatte gehofft, dass Jake das fragen würde. »Ist mit Carlson ausgefahren. Der kommt fast jeden Tag vorbei. Zum Tee.« Lucius spie aus. »Küsst ihr die Finger und nennt sie beim Vornamen.« Jakes zornige Miene gefiel ihm. »Sagte was davon, dass er ihr eine

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