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Die Tochter des Goldsuchers

Die Tochter des Goldsuchers

Titel: Die Tochter des Goldsuchers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Ranch zeigen wollte. Seit ’ner guten Stunde sind sie weg.«
    »Das war ein wunderschöner Tag.« Sarah erhob sich von dem auf Hochglanz polierten Mahagonitisch in Carlsons Speisezimmer. »Und ein wunderschönes Essen.«
    »Es war mir ein Vergnügen.« Carlson ergriff ihre Hand. »Ein sehr großes Vergnügen.«
    Sarah lächelte und entzog ihm sanft die Hand. »Sie haben ein herrliches Haus. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so etwas hier draußen zu Gesicht bekäme.«
    »Mein Großvater liebte schöne Dinge.« Carlson fasste sie am Ellbogen. »Und ich ebenso. Die Möbel stammen größtenteils aus Europa. Einige Zugeständnisse an das Land muss man zwar machen …« Er strich über die dicke Lehmziegelwand. »Aber es gibt keinen Grund, auf jeglichen Komfort zu verzichten. Auf diesem Gemälde …«, Carlson führte sie vor das Porträt einer blassen, eleganten Frau in blauer Seide, »… sehen Sie meine Mutter. Sie war der Stolz und die Freude meines Großvaters. Seine Frau starb, bevor das Haus fertig war. Alles, was er von jenem Tag an tat, tat er für seine Tochter.«
    »Sie ist sehr schön.«
    »Das war sie. Doch nicht einmal die Liebe und Hingabe meines Großvaters konnten sie am Leben erhalten. Die Frauen in meiner Familie waren immer sehr empfindlich. Dies ist ein hartes Land, zu hart für das Zarte. Es saugte das Leben aus ihr heraus. Wahrscheinlich mache ich mir deshalb solche Sorgen um Sie.«
    »Ich bin nicht so empfindlich, wie Sie vielleicht meinen.« Sarah dachte an den Ritt in die Berge, mit gefesselten Händen und Füßen.
    »Sie besitzen einen starken Willen. Das nimmt mich sehr für Sie ein.«
    Wieder ergriff er ihre Hand. Bevor sie sich entscheiden konnte, wie sie darauf reagieren sollte, trat ein Mann in das Haus. Er war kleiner und schlanker als Carlson, doch an der Mund- und Augenpartie erkannte Sarah die Familienähnlichkeit. Der Hut hing ihm am Riemen im Nacken, und seine Kleidung war von einer Schicht gelblichen Staubs bedeckt. Er hakte die Daumen in die Hosentaschen und sah sie in einer Weise an, die ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    »Na, wen haben wir denn da?«
    »Miss Conway.« Der warnende Unterton in Carlsons Stimme war mild, aber bestimmt. »Mein Bruder Jim. Sie müssen ihn entschuldigen, er kommt geradewegs von der Weide.«
    »Sam kümmert sich um das Geld, ich um das Übrige. Du hast mir nichts davon gesagt, dass wir Gesellschaft haben.« Jim kam näher. Ein Duft von Leder und Tabak ging von ihm aus, doch Sarah fand nichts Berückendes dabei. »Und dazu noch so eine hübsche Gesellschaft.«
    »Ich habe Miss Conway zum Essen eingeladen.«
    »Es war ein köstliches Mahl, aber ich sollte jetzt zurückfahren.« Weg von hier, dachte sie, weg von Jim Carlson.
    »Suchen Sie doch nicht gleich das Weite, wenn ich komme.« Grinsend legte Jim eine schmutzige Hand auf die polierte Platte eines kleinen Tisches. »Wir haben hier selten Gesellschaft, jedenfalls nicht solche wie Sie. Sie sind wirklich bildhübsch.« Er lächelte seinem Bruder auf bedeutungsvolle Art zu, die Sarah nicht verstand. »Wirklich bildhübsch.«
    »Geh dich lieber waschen.« Carlsons Stimme klang sanft, doch sein Blick war hart. »Wenn ich zurückkomme, habe ich mit dir etwas Geschäftliches zu besprechen.«
    »Bei Sam dreht sich’s immer ums Geschäft.« Jim zwinkerte Sarah zu. »Ich dagegen habe auch Zeit für andere Dinge.«
    Erleichtert atmete Sarah auf, als Carlson wieder ihren Ellbogen nahm. »Guten Tag, Mr Carlson.«
    Jim sah ihr nach. »Ja, guten Tag. Einen wirklich guten Tag wünsche ich Ihnen.«
    »Sie dürfen es ihm nicht übel nehmen.« Carlson half ihr in den wartenden Einspänner. »Jim ist ein bisschen ungehobelt. Ich hoffe, er hat Sie nicht verärgert.«
    »Nein, überhaupt nicht«, erwiderte Sarah und lächelte gezwungen. Die Hände im Schoß gefaltet, begann sie über Belangloses zu plaudern.
    »Sie scheinen sich schnell an das Leben hier draußen zu gewöhnen«, warf Carlson irgendwann ein.
    »Es gefällt mir sogar.«
    »Freut mich zu hören – aus nicht ganz uneigennützigen Gründen. Ich fürchtete schon, Sie könnten den Mut verlieren und von hier wegziehen. Nun aber freue ich mich, dass Sie bleiben.« Er hielt den Wagen an, sodass sie von der Anhöhe aus einen letzten Blick auf die Ranch werfen konnten: das zweigeschossige Haupthaus, das rötlich in der Sonne schimmerte, mit seinen blitzenden kleinen Glasfenstern. Ordentlich angelegte Koppeln und Nebengebäude verteilten sich über das von

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