Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter des Goldsuchers

Die Tochter des Goldsuchers

Titel: Die Tochter des Goldsuchers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
sagte, erst schrie sie herum, dann redete sie von Ihnen, Miss Conway. Worüber, wusste Nancy nicht genau. Als er wegging, tobte Carlotta, warf mit Gegenständen herum. Später kam sie zu mir ins Zimmer und schlug mich schlimmer, als Pa es je getan hat. Eli hat mich dann rausgeschafft.«
    »Eli ist der große Afrikaner, der bei Carlotta arbeitet«, erklärte Lucius.
    »Hat mich rausgefahren, so weit er konnte. Wenn sie dahinterkommt, kann er sich auf was gefasst machen. Sie hat mit einem Gürtel auf mich eingedroschen«, murmelte Alice, der die Zunge schwer wurde. »Sie sagte, es sei meine Schuld, dass Jake nicht mehr vorbeikommt.«
    »So eine Schlange«, warf Lucius erbost ein. Dann wischte er sich über den Mund. »Tut mir leid, Miss Sarah.«
    »Das braucht dir nicht leidzutun, Lucius. Du hast völlig recht.« Sie sah auf das junge schlafende Mädchen mit dem sonst so hübschen, aber jetzt völlig zerkratzten und geschwollenen Gesicht herab. Sarah erinnerte sich an jede Strieme, die sie behandelt hatte. »Spann den Wagen an, Lucius.«
    »Jawohl, Miss. Soll ich irgendwo hinfahren?«
    »Nein, ich fahre. Du bleibst bei Alice.«
    »Ich werde anspannen, Miss Sarah, aber falls Sie vorhaben, mit dem Sheriff zu reden, wird Ihnen das nicht viel nützen. Mit ihm wird Alice nicht so reden wie mit Ihnen. Dazu hätte sie viel zu viel Angst.«
    »Ich gehe nicht zum Sheriff, Lucius. Spann du mir nur den Wagen an.«
    Sarah trieb die Pferde hart an und war froh, dass sich ihre Wut nicht verflüchtigte, je näher sie der Stadt kam. Sie brauchte diesen Zorn. Seit sie in den Westen gekommen war, hatte sie gelernt, sich mit vielen Dingen abzufinden – Trauer, Gewalt und harter Arbeit. In diesem Land mochten raue Sitten herrschen, aber auch hier musste einmal die Gerechtigkeit zum Zuge kommen.
    Johnny rannte aus dem Laden, als Sarah vorbeifuhr, dann flitzte er wieder hinein, um sich bei Liza zu beschweren, dass Sarah ihm nicht zugewinkt hatte. Sie hatte ihn nicht einmal wahrgenommen. Nur ein Gesicht interessierte sie jetzt. Vor dem »Silver Star« hielt sie an.
    Drei Frauen saßen in einem Salon gelangweilt herum. Der Raum lag im Halbdunkel. Leuchtend rote Vorhänge hingen schlaff vor den Fenstern. Stumpf waren die Blattgoldrahmen der Wandspiegel.
    Als Sarah eintrat, schrak ein rothaariges Mädchen hoch. Gleich darauf ließ sie sich laut lachend wieder in den Sessel fallen. »Schaut einmal her. Wir bekommen vornehme Gesellschaft. Holt mal die Teetassen raus.«
    Die anderen folgten ihrem Blick. Eine zupfte ihr Kleid zurecht. Ruhig blieb Sarah an der Tür stehen und nahm die Atmosphäre in sich auf.
    Dies war also ein Bordell. Besonders aufregend fand sie es nicht. Dieser Raum war karg möbliert und hätte mal wieder einer gründlichen Behandlung mit dem Staubwedel bedurft. Der aufdringliche Geruch schwerer Parfüms hing in der Luft.
    Bedächtig zog Sarah ihre Handschuhe aus. »Ich würde gern mit Carlotta sprechen. Kann ihr bitte jemand ausrichten, dass ich hier bin?«
    Niemand regte sich. Die Frauen tauschten lediglich Blicke. Die Rothaarige besah sich ihre Fingernägel.
    Sarah versuchte es mit einer neuen Taktik. »Ich bin gekommen, um mit ihr über Alice zu sprechen.« Schon hatte sie das Interesse der Frauen gewonnen. Alle schenkten ihr jetzt Aufmerksamkeit. »Sie bleibt bei mir, bis sie wieder gesund ist.«
    Die Rothaarige stand auf, wobei ihr das geblümte Schultertuch herabrutschte. »Sie haben Alice aufgenommen?«
    »Ja, sie braucht Pflege, Miss …«
    »Ich bin Nancy. Wie kommt es, dass jemand wie Sie sich um Alice kümmert?«
    »Weil sie Hilfe braucht. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie jetzt Carlotta bestellen würden, dass ich sie hier zu sprechen wünsche.«
    »Das könnte ich wohl.« Nancy zog ihr Tuch zurecht. »Richten Sie Alice schöne Größe von uns aus.«
    »Das werde ich gern tun.«
    Während Nancy nach oben ging, versuchte Sarah, die Blicke der anderen beiden zu ignorieren. Sie hatte für diesen Anlass eines ihrer besten Tageskleider gewählt und kam sich in dem taubengrauen Kleid mit den schwarzen Besätzen völlig falsch angezogen vor. Den dazu passenden Hut hatte sie sich erst kurz vor ihrer Reise in den Westen gekauft, er entsprach der letzten Pariser Mode. Offenbar ist es doch nicht der richtige Aufzug für ein Bordell, dachte Sarah, als Carlotta in den Salon trat.
    Die Eigentümerin des »Silver Star« erschien ganz in Rot. Das schillernde Seidenkleid schmiegte sich wie eine zweite Haut um ihren kurvenreichen

Weitere Kostenlose Bücher