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Die Tochter des Goldsuchers

Die Tochter des Goldsuchers

Titel: Die Tochter des Goldsuchers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Körper. Die prallen weißen Brüste hoben sich aus dem mit Silberfäden durchwirkten Mieder und hätten wohl den Blick jedes männlichen Betrachters gefesselt. Stolz fächelte sie sich Luft zu und verteilte Rosenduft im Raum.
    Trotz aller feindseligen Gefühle konnte Sarah der Frau eine gewisse Klasse nicht absprechen. An einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit, hätte sie eine Königin sein können.
    »Was für eine Ehre, Miss Conway, Sie in meinem Haus begrüßen zu dürfen.«
    Sie hatte getrunken. Sarah konnte den Whiskeygeruch hinter der Parfümwolke wahrnehmen. »Dies ist kein Anstandsbesuch, Madam.«
    »Jetzt enttäuschen Sie mich aber.« Carlotta verzog den rot geschminkten Mund zu einem ironischen Lächeln. »Ich kann immer ein neues Mädchen hier gebrauchen. Stimmt das nicht … meine Damen?«
    Die angesprochenen Frauen blieben stumm.
    »Ich denke nicht, dass es mir gefallen würde, für Sie zu arbeiten, Carlotta.«
    »Tatsächlich?« Ihr Blick wurde eisig. »Zu fein, um Geld dafür zu nehmen, aber doch wieder nicht fein genug, um sich nicht zu verschenken.«
    Sarah ballte die Hände zu Fäusten. »Nein, nur würde ich für niemanden arbeiten, der seine Angestellten schlägt. Alice ist zu mir gekommen und wird bei mir bleiben. Wenn Sie noch einmal Hand an sie legen, werde ich dafür sorgen, dass Sie im Gefängnis landen.«
    »Ach, ja?« Zornesröte verdunkelte ihre Wangen. »Mischen Sie sich gefälligst nicht in meine Angelegenheiten.« Sie stieß Sarah den Fächer vor die Brust. »Und ich lasse mir von keiner prüden Frau aus dem Osten vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe.«
    Blitzschnell ergriff Sarah den Fächer und brach ihn in zwei Stücke.
    »Weiber wie Sie machen mich krank.« Carlottas Stimme klang hoch und schrill. Ihr sonst so schönes Gesicht war zur Fratze verzerrt. »Tun so, als würden sie keinen Mann an sich heranlassen. Du glaubst, weil du eine gute Erziehung genossen hast, wärst du etwas Besonderes? Hier draußen bist du nichts, gar nichts!« Sie packte einen Gipsengel und zerschmetterte ihn an der Wand.
    »Die Tatsache, dass ich eine gute Ausbildung bekommen habe, ist nicht von so großer Bedeutung«, bemerkte Sarah ruhig. »Sie machen mich nicht krank, Carlotta. Nein, Sie machen mich traurig.«
    »Mitleid brauche ich nicht von dir. Ich habe mir selbst etwas aufgebaut. Niemand hat mir je etwas geschenkt. Nie hat mir jemand Geld für schöne Kleider und elegante Hüte gegeben. Ich habe es mir selbst verdient.« Sie trat dicht an Sarah heran. »Wenn du meinst, dass Jake dir ins Netz gegangen ist, bist du im Irrtum. Sobald er von dir genug hat, kommt er hierher zurück. Und das wird schon bald sein. Verlass dich drauf.«
    »Nein, das glaube ich nicht«, erwiderte Sarah gelassen. »Auch wenn er zu Ihnen zurückkommt und Sie für Ihre Dienste bezahlt, so werden Sie doch mit ihm nie das erleben, was ich mit ihm erlebt habe. Das wissen Sie, und darum hassen Sie mich.« Den Blick auf Carlotta gerichtet, zog sie sich die Handschuhe über. »Aber es geht hier eigentlich um Alice, nicht um Jake. Sie arbeitet nicht länger für Sie.«
    »Dieses wertlose, unnütze Geschöpf wird es von mir selber erfahren, wenn ich mit ihr fertig bin.«
    Ohne zu überlegen, schlug Sarah Carlotta ins Gesicht. Solange sich deren beleidigende Angriffe auf ihre eigene Person beschränkt hatten, war es Sarah gelungen, sich zu beherrschen. Doch sich jetzt anhören zu müssen, wie Alice, die währenddessen hilflos und verletzt im Bett lag, beschimpft wurde, war einfach zu viel.
    Die drei Zuschauerinnen hielten überrascht den Atem an. Sarah hatte kaum Zeit, sich über ihre Tat zu freuen, als Carlotta sie auch schon bei den Haaren packte.
    Sarah kreischte auf und versuchte, Carlotta abzuwehren. Im nächsten Moment rollten sie über den Teppich. Geschirr zerbrach, als sie dabei an ein Tischbein stießen.
    Hass sprühte aus Carlottas Augen. Sarah packte ihr Handgelenk und verdrehte es, denn sie wusste, wenn diese Frau die Hände an ihre Kehle legte, würde sie zudrücken. Jetzt schrie Sarah auf, denn sie verspürte einen kräftigen Biss in den Arm. Eine Lampe fiel um und sandte einen Scherbenregen auf sie herab, als ihre ineinander verkeilten Körper gegen einen weiteren Tisch stießen.
    »Was zum Teufel geht hier vor?« Sheriff Barker war unbemerkt in den Salon getreten. Er warf einen Blick auf die beiden Frauen am Boden und schloss die Augen. Lieber hätte er einen Streit zwischen betrunkenen Cowboys geschlichtet.

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