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Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Titel: Die Tochter des Hauslehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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Augen waren von einem kühlen Blassblau.
    Rowans Gesicht war länger und kantiger, seine Gesichtsfarbe etwas dunkler und er hatte keine Sommersprossen. Seine Augen zeigten ein dunkleres Blau als die von Julian, seine Nase war breiter und seine Oberlippe stand stärker vor.
    Beide waren hübsche Jungen, doch Julian schien noch auf der Schwelle zum Mann-Sein zu stehen, während Rowan sie bereits überschritten hatte; er hätte leicht als siebzehn durchgehen können. Insgesamt sahen beide älter aus, als sie erwartet hatte.
    »Ich fürchte, wir haben noch nicht angefangen«, sagte ihr Vater. »Als ich heute Morgen hier heraufkam, musste ich zu meiner Überraschung feststellen, dass das Zimmer schon lange nicht mehr benutzt wurde und der Koffer noch gar nicht ausgepackt war.«
    Ihr Vater hatte den Koffer mit Karten, Schulbüchern und anderen Schriften gefüllt, die er seit Jahren in seinem Internat benutzte.
    Er fuhr fort: »Ich musste die Haushälterin rufen und darum bitten, den Raum abstauben und auswischen zu lassen. Aber es ist immer noch nicht alles bereit.«
    »Ich bringe das Zimmer in Ordnung«, sagte Emma, »dann kannst du mit dem Unterricht beginnen.«
    Ihr Vater nickte. »Danke, meine Liebe. Anscheinend hat der Pfarrer die Jungen in der Bibliothek ihres Vaters unterrichtet.«
    »Mr McShane hat gesagt, das Schulzimmer sei für Kinder«, meinte der erwachsener wirkende Rowan mit verächtlich gekräuselter Oberlippe. »Wir sind aber schon fast sechzehn.«
    Mr Smallwood schenkte ihm ein väterliches Lächeln. »Das mag stimmen – Sie beide sind junge Männer. Das mit der Bibliothek ist vielleicht sogar ein recht günstiger Zufall; so habe ich meine Domäne und Mr McShane die seine.« Er sah Emma an und erklärte: »Ich habe heute Morgen mit Sir Giles gesprochen. Wir haben beschlossen, dass der Pfarrer weiterhin Latein und Griechisch unterrichtet, auf jeden Fall bis zum Ende der Woche. So haben wir noch etwas Zeit, uns hier auf Ebbington einzurichten.«
    Emma nickte und ihr Vater wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Buch zu, in dem er geblättert hatte, als sie hereinkam.
    »Emma, ich suche die Passage über die Bedeutung der alten Sprachen für die Bildung. Weißt du noch, wo das steht?«
    »Kapitel zwei, glaube ich. Etwa in der Mitte.«
    Er blätterte ein wenig weiter, dann leuchteten seine Augen auf. »Ah ja! Hier ist es. Jungen, bitte schlagt Seite fünfzehn auf.«
    Die Jungen schlugen ihre Bücher auf, Julian eifrig, Rowan träge.
    Ihr Vater sah Julian an. »Wenn du bitte den ersten Abschnitt lesen würdest, Rowan?«
    »Julian«, quetschte der Kleinere zwischen den Zähnen hindurch. Sein Ton entsprach ganz und gar nicht seinem süßen, knabenhaften Gesicht.
    »Richtig. Entschuldigung.«
    Oh du meine Güte , dachte Emma. Kein guter Start . Sie musste ihrem Vater helfen, die beiden Jungen auseinanderzuhalten und sich zu merken, wer wer war.
    Und vielleicht darauf bestehen, dass er seine Brille trug.
    Emma überließ die Männer der ersten Lektion. Sie selbst ging zu dem Koffer in der Ecke und begann leise und, wie sie hoffte, unauffällig, die Bücher und anderen Unterrichtsmaterialien ihres Vaters auszupacken. Sie beschloss, ihre eigenen Bücher in ein gesondertes Regal zu stellen, damit sie leichter aufzufinden waren, wenn sie Ebbington wieder verließen.
    Sie bemerkte kaum, dass ihr Vater die Jungen zu einer Pause entließ. Als er meinte, er wolle eine kleine Runde spazieren gehen, um sich ein wenig zu strecken, murmelte sie etwas und fuhr fort zu sortieren. In den Regalen standen bereits viele gute Bücher, größtenteils allerdings schon seit Jahren ungelesen, in keiner ersichtlichen Ordnung. Das musste sich ändern.
    Sie beschloss, ein Verzeichnis aufzustellen, nach Thema und Autor geordnet, damit es in Zukunft leichter sein würde, die Bücher zu benutzen. Sie liebte es zu katalogisieren, zu organisieren, Ordnung aus dem Chaos zu schaffen.
    Die Bücher, die sie nicht kannte, blätterte sie durch und überflog ihren Inhalt, um sie in ihr Verzeichnis aufnehmen zu können. Viele fand sie überaus faszinierend. Eine Schande, dass sie anscheinend noch nie gebraucht worden waren. Wenn schon hier im Schulraum solche Schätze standen, was musste dann erst in Sir Giles' Bibliothek enthalten sein? Sie überlegte flüchtig, ob er ihr wohl gestatten würde, sie zu benutzen, solange sie hier war.
    Wenn er auch nur im Geringsten seinem Sohn Henry ähnelte, dann mit Sicherheit nicht.
    Als Phillip nach Longstaple

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