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Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Titel: Die Tochter des Hauslehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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öffnete.
    Sie stand wieder auf und zögerte. Was war das für ein Geruch? Ein starker Duft, diesmal keine Rasierseife oder Haarwasser. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich – ein süßer, blumiger Duft – ein Damenparfum.
    Eine Frau?
    Wer trug solch ein Parfum? Sie erinnerte sich nicht, es je gerochen zu haben. Lizzie? Lady Weston? Eine der Dienerinnen? Letzteres war unwahrscheinlich. Doch die Vorstellung, dass eine Frau in ihrem Zimmer gewesen war, war weniger beunruhigend als der Gedanke, dass es ein Mann war. Sie dachte kurz an das Gespenst von Ebbington, verdrängte diesen Gedanken jedoch gleich wieder.
    Emma zwang sich zur Ruhe, legte sich wieder hin und zog die Decke bis unters Kinn. Sie beschloss, morgen aufzupassen und herauszufinden, welche Frau im Haus dieses Parfum trug.
    Und dann? Sie hatte keine Ahnung.
    Irgendwann musste sie eingeschlafen sein, denn als sie die Augen wieder aufschlug, sickerte bereits das Licht der Morgendämmerung durch ihr Fenster. Im Zimmer war es still und friedlich.
    Da sie den Nachttopf benutzen musste, verließ sie ihr warmes Bett und erleichterte sich. Danach trat sie an den Waschtisch, um sich Gesicht und Hände zu waschen. Während sie sich die Hände trocknete, blickte sie in den Spiegel … und sah einen Handabdruck auf dem Glas, die Finger weit gespreizt.
    Ihr Herz fing an, wild zu klopfen. Der Abdruck war nicht da gewesen, als sie sich gestern Abend die Zähne geputzt hatte; das hätte sie bemerkt. Vielleicht auch nicht , dachte sie dann. Vielleicht hatte sie es im Kerzenlicht nicht gesehen, vielleicht war es erst im Tageslicht sichtbar. Sie streckte die Hand aus. Sie hatte ziemlich lange Finger für eine Frau und wer immer den Abdruck hinterlassen hatte, hatte eine ähnliche Handfläche, aber etwas kürzere Finger. Auf keinen Fall konnte der Abdruck von der winzigen Morva stammen. Vielleicht von dem Diener, der ihr half, das Feuer anzuzünden – einem Mann mit kleinen Händen?
    Ein Geräusch ließ sie zusammenschrecken. Sie schnappte nach Luft und fuhr herum. Ihr Trinkglas war klirrend umgefallen und rollte ein Stückchen, bis es vor einem Stuhlbein liegen blieb.
    In der Tür stand eine überraschte Morva, blickte von dem Glas zu Emma und fragte sich zweifellos, warum ein Wasserglas ihr Kommen angekündigt hatte.
    Emma versuchte es gar nicht erst mit einer Erklärung, sie deutete einfach auf den Handabdruck auf dem Spiegel. »Das ist nicht deine Hand, oder?«
    Morva hob die rechte Hand hoch. »Nein. Das ist meine Hand«, sagte sie trocken.
    Emma verdrehte die Augen. »Ich meinte … ich habe mich gewundert und gefragt, von wem er wohl stammt.«
    Morva zuckte die Achseln. »Ich kann mich nicht um jedes Stäubchen und Fleckchen kümmern, Miss, das verstehen Sie doch sicher? Nicht bei so vielen Leuten im Haus.«
    »Ich will dich ja gar nicht tadeln, Morva, ich frage mich nur, wer in meinem Zimmer war.«
    Morva hob das Kinn und sah sie mit hartem Blick an. »Wir alle sind gelegentlich hier drin, während wir versuchen, Ihnen und Ihrem Vater jegliche Bequemlichkeit zu bieten.«
    Emma schlug die Augen nieder; sie wusste nicht genau, ob sie zurechtgewiesen oder beleidigt worden war, war aber entschlossen, höflich zu bleiben.
    »Es tut mir leid, Miss.« Die Stimme des Mädchens klang beschämt. »Ich bin müde, aber das hätte ich nicht sagen dürfen.«
    Emma nickte. »Ist schon gut.«
    Morva trat zum Spiegel und schaute sich den Handabdruck an. Dann hob sie ihre Hand und verglich sie mit dem Abdruck. Wie Emma vermutet hatte, war ihre Hand viel kleiner.
    »Vielleicht war es einfach ein Versehen von Ihnen«, schlug Morva vor.
    Emma schüttelte den Kopf. »Meine Finger sind länger.«
    Das Hausmädchen zuckte die Achseln. »Das kann von jedem hier im Haus sein.« Sie sagte es beiläufig, doch ihr wachsamer Blick weckte in Emma den Verdacht, dass sie wusste … oder eine Befürchtung hegte … von wem der Abdruck stammte.
    An diesem Morgen trödelte Emma beim Frühstücken, weil sie hoffte, Lizzie und vielleicht sogar Lady Weston könnten noch kommen.
    Schließlich betrat Lizzie gähnend den Raum, sah Emma und lächelte. »Guten Morgen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass noch jemand hier ist. Hoffentlich gibt's noch Kaffee!«
    Der Lakai an der Wand richtete sich auf. Lizzie ging zum Kaffeespender, nahm sich eine Tasse und probierte, ob noch etwas darin war. Dunkle, duftende Flüssigkeit floss heraus. »Ja …«, murmelte sie triumphierend.
    Der Lakai entspannte

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