Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
Vom Netzwerk:
da?«
     
    Der Raum war bereits voller Menschen, als Pomponia Graecina und Melinus ankamen. Rund um sie umarmten und küssten sich die Leute zur Begrüßung, alle schienen einander zu kennen. Es war nicht schwer gewesen, das Haus zu finden, sie waren einfach dem kleinen Menschenstrom gefolgt.
    »Willkommen, Fremde.« Ein Mann trat vor, um sie zu begrüßen, und nahm sie genau in Augenschein, doch ohne Feindseligkeit. »Ihr seid noch nicht bei uns gewesen, nicht wahr?« Unvermittelt lächelte er.
    Pomponia schüttelte den Kopf. »Dürfen wir dabei sein?«
    »Aber natürlich. Jeder ist willkommen. Petrus ist hier. Er wird bald zu uns sprechen.« Der Mann war etwa vierzig Jahre alt und trug die Toga eines wohlhabenden Bürgers, obwohl die anderen Besucher unterschiedlichster Herkunft waren. Bei einigen handelte es sich unverkennbar um Sklaven, andere waren Handwerker, etwa die Hälfte waren Frauen. Pomponia nahm neben einer Frau Platz, die in einen warmen Umhang gehüllt war. Sie rutschte ein Stück beiseite und begrüßte sie mit einem matten Lächeln.
    »Ich bin hier, um geheilt zu werden.« Keuchend holte sie Luft und schaute über Pomponia hinweg zu Melinus, der
sich neben sie gesetzt hatte. Seine Miene war ausdruckslos. »Seid Ihr Christen?«
    Pomponia Graecina zögerte, dann schüttelte sie den Kopf. Sie hatte den Eindruck, dass man an diesem Ort aufrichtig sein sollte. »Ich habe ihn noch nie predigen hören. Aber wir sind hier in der Hoffnung, Heilung für einen guten Freund zu bekommen.«
    »Ist er bei Euch?« Die Frau warf wieder einen Blick zu Melinus.
    Pomponia schüttelte den Kopf. »Er ist zurzeit zu schwach, um zu gehen.«
    Ihre Nachbarin nickte. »Das war ich auch. Als ich das letzte Mal hier war, mussten meine Freunde mich hertragen. Ich möchte mich taufen lassen.«
    »Was ist das?« Pomponia runzelte fragend die Stirn. Ein erwartungsvolles Raunen kündigte das Nahen eines älteren Mannes an, der sich einen Weg durch die Menge nach vorn bahnte. »Ist er das?«
    Die Frau nickte, ihr Lächeln wurde strahlend. »Wartet, bis Ihr seine Botschaft hört. Er ist erstaunlich, und der Herr, dem er dient, ist noch erstaunlicher.«
    Die Dunkelheit war schon lange hereingebrochen, als sich die Menge schließlich auflöste und Pomponia Graecina und Melinus zum Haus auf dem Palatin zurückkehrten. Melinus hatte dort nach wie vor ein Zimmer, obwohl er im Grunde in der Villa lebte. Die Sklaven trugen Wein und Speisen auf und ließen sie dann am Brunnen im Innenhof allein sitzen.
    »Und? Was meinst du?« Pomponia sah fragend zu dem alten Druiden.
    »Ein erstaunlicher Mann. Großes Charisma. Eine packende Geschichte, und überzeugend erzählt.« Er nickte.
    »Bist du überzeugt?«

    »Dass der Sohn Gottes als Mensch geboren und als Mensch gestorben ist und dann selbst als Gott auferstand? Die Geschichte habe ich schon häufig gehört. Unsere Götter kamen oft als Menschen auf die Welt. Wie auch die der Römer und der Griechen.« Er wollte sich nicht festlegen.
    Pomponia zog die Stirn kraus. »Der Unterschied ist, dass Petrus sagt, es gebe nur den einen Gott. Die anderen seien nicht echt gewesen.«
    Melinus schüttelte den Kopf. »Davon lasse ich mich nicht so leicht überzeugen.«
    »Und das Heilen?«
    »Oh, Petrus ist ein mächtiger Heiler, das möchte ich nicht bezweifeln. Und sein Jesus Christus ist ein mächtiger Gott. Das würde ich ebenso wenig bezweifeln.« Nachdenklich griff er nach seinem Weinkelch. »Die Gallier kennen einen Gott, der Esus heißt.«
    »Ist das derselbe Gott?«
    Melinus schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Dieser Jesus stammt aus Judäa. Sein Land ist das der heißen Wüste, sein Volk sind die Juden. Ich bezweifle, dass er unsere Berge und Flüsse und Wälder zu Hause segnen würde.«
    »Aber er ist ein universaler Gott. Nach allem, was Petrus sagt, ist er ebenso der Gott deiner wie meiner Heimat.«
    »Und als solchen ehre ich ihn mit unseren eigenen Göttern. Ich möchte diesen Petrus noch einmal hören. Er ist ein erstaunlicher Mann. Reizbar«, Melinus lachte, »aber bezwingend. Es ist unverkennbar, dass er Dummköpfe nicht leiden kann, und doch verströmt er sehr viel Wärme und Mitgefühl. Mein Nachbar erzählte mir, dass er ursprünglich ein einfacher Fischer war, der in seiner Heimat mit seinen Brüdern für seinen Vater arbeitete. Andererseits ist er eindeutig gebildet. Er spricht klug und mit Autorität, und ich muss sagen, auch mit einer Überzeugung, wie ich sie seit
Jahren nicht

Weitere Kostenlose Bücher