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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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die in der Ferne aufstieg, kündete einen Reitertrupp an, der sich aus der Stadt näherte.
    »Bewegt euch!« Marius’ Stimme wurde schärfer.
    Die Sklaven bückten sich nach den Tragestangen. Dabei stolperte der vorderste Mann, die Sänfte kam ins Schlingern, panisch klammerten sich die Mädchen aneinander. Bis die Träger ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatten und abmarschbereit waren, war der andere Trupp Reiter bereits
herangekommen und blieb inmitten einer Staubwolke stehen. Auch diese Männer trugen die Insignien der Prätorianer. Der Reiter an der Spitze trabte zu Marius. »Ist etwas passiert? Ist jemand verletzt?«
    Marius schüttelte den Kopf.
    Der andere Mann nickte. »Dann kommt, Freunde - wer von uns erreicht die Castra Praetoria als Erster?« Sein Pferd zerrte ungeduldig an den kurzen Zügeln.
    Marius bändigte sein Pferd, das zu bocken drohte, und zog das Schwert. »Aus dem Weg! Wir haben den Befehl, diese Sänfte zur Villa von Titus Marcus Olivinus zu begleiten.«
    »Nein! Wir wollen zum Haus meiner Tante. Bitte, Marcello, sag’s ihnen.« Julia beugte sich zum Fenster hinaus. »Dieser Mann hat versucht, uns zu verschleppen!« Ihr Gesicht war leichenblass.
    Unvermittelt zuckte Marius mit den Schultern und zog sein Pferd ein Stück von der Sänfte zurück. »Unsinn! Reines Lügenmärchen. Aber wenn ihr die Einladung meines Herrn nicht annehmen wollt, ist das Euer Schaden.« Alles war schiefgelaufen. Jetzt gab es Zeugen, außerdem war ihm aufgetragen worden, keine Gewalt anzuwenden. »Keine Toten«, hatte Titus grinsend gesagt, als sie den Plan schmiedeten, nachdem einer seiner Spione ihm vom bevorstehenden Ausflug berichtet hatte. »Um der Götter willen, beschwör nicht den ganzen Zorn des Senats auf mein Haupt herab. Schnapp dir nur das Mädchen und mach dich aus dem Staub.« Vor Vergnügen hatte er geprustet.
    »Vorwärts!« Marius sprang in den Sattel und hob dann den Arm als Befehl für seine Truppen. Mit einem kurzen Salut zur Sänfte hin machte er an der Spitze seiner Männer kehrt und galoppierte die Straße hinunter, dicht gefolgt von der zweiten Gruppe. Binnen kürzester Zeit war nur noch die Staubwolke zu sehen, die sie aufwirbelten.

    Eigon zitterte wie Espenlaub. »Das war kein Raubüberfall.«
    »Ganz bestimmt nicht.« Marcello wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Fehlt Euch auch nichts, Prinzessin?« Dann wandte er sich an die anderen Träger. »Gehen wir schnell, es ist nicht mehr weit zu den Toren Roms.« Prüfend sah er sich um, dann setzten sie ihren Weg fort.
    »Was ist passiert?« Pomponia Graecina empfing die Mädchen mit ernstem Gesicht in ihrem Gemach.
    »Es waren Prätorianer«, sagte Julia empört. »Sie waren eindeutig auf Eigon aus.«
    Besorgt schaute Pomponia zu Eigon. »Weißt du, warum?«
    Eigon, blass und mitgenommen, schüttelte den Kopf. »Ob es etwas mit Papa zu tun hat?« Sie schauderte.
    Pomponia zuckte mit den Schultern. »Irgendwie bezweifle ich das. Aber man kann nie wissen, was Nero sich einfallen lässt. Wenn es denn etwas mit Nero zu tun hat.« Sie seufzte. Einen Moment standen sie zu dritt schweigend da, dann zwang sich Pomponia zu einem munteren Lächeln. »Wie auch immer, ich habe nicht vor, mir meine Pläne von ein paar dummen Wachposten durchkreuzen zu lassen. Julia, ich möchte dich bitten, für mich ein paar ganz besondere Erledigungen zu machen, zuerst im Vicus Unguentarius, wo du einen Flakon mit meinem Duft abholen möchtest. Dort darfst du auch etwas für dich selbst kaufen. Dann möchte ich, dass du zu meiner Schneiderin gehst. Ich habe mein Lieblingsgewand zerrissen, und du kannst es zum Flicken zu ihr bringen und gleichzeitig ihre neuen Stoffe anschauen. Und da ich weiß, dass ein solcher Ausflug Eigon nur langweilen würde, werden sie und ich uns hier mit einem neuen Heiler unterhalten, den ich vor kurzem kennengelernt habe. Heute Abend treffen wir uns dann alle wieder hier, und ihr bleibt die Nacht bei mir. Ich schicke
einen Boten zur Villa mit der Nachricht, dass ihr beide bei mir in Sicherheit seid. Nein« - sie hob abwehrend die Hand, als Eigon protestierend den Mund öffnete -, »ich sorge dafür, dass deine Eltern sich keine Sorgen machen.«
    Die aufgeregte Julia wurde mit einer prallgefüllten Geldbörse ausgestattet, außerdem wurden zwei junge Damen zu ihrer Begleitung abgestellt sowie vier Sklaven, die mit schweren Keulen bewaffnet waren. Halb belustigt verfolgte Eigon die Vorbereitungen, doch in ihrem Magen spürte sie einen

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