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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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sehr bald nach euch verlassen und mich zum Bad begeben. Und dort werde ich verschwinden. Ich werde so bald wie möglich zu dir aufs Land kommen, meine Liebe.«
    »Wenn sie feststellen, dass deine Gäste verschwunden sind, verlierst du unseretwegen sehr viel, Decimus.« Junilla
legte ihm eine Hand auf den Arm. »Dein Haus ist in Gefahr, dein ganzer Besitz, dein Platz im Senat.«
    Wieder lächelte er. »Es wird nicht das erste Mal sein, dass ich zum Wohle meiner Gesundheit freiwillig ins Exil gehe! Ich komme wieder.« Er schenkte ihr einen Becher Wein ein, dann einen zweiten, den er Eigon reichte. »Trinkt das, um euch Mut zu machen. Dann solltet ihr beide«, er deutete mit dem Kopf auf Eigon und Julius, der unbehaglich in der Frauenkleidung dastand, »gehen, bevor sie die Wachen austauschen. Soll ich eure Sklaven rufen?«
    Junilla nickte. »Eigon, vergiss nicht, du bist ich. Du gehst gebeugt, meine Liebe, alle Glieder tun dir weh. Und du bist in tiefer Trauer. Aber wenn sie dich ansprechen, musst du antworten«, lachte sie. »Wenn Julius auch nur ein Wort sagt, seid ihr verloren.«
    Gehüllt in Junillas Umhang und Schleier, ging Eigon langsam und gebeugt als Erste zur Tür. Ihr folgte Julius mit leichten Schritten, er versuchte, Eigons Haltung nachzuahmen, ihren unbekümmerten, aufrechten, anmutigen Gang. Die zwei Sklaven, die ihnen folgten, hielten die Keulen locker in der Hand, und als die Haustür geöffnet wurde, traten sie alle in die Sonne hinaus. Es fiel ihnen sehr schwer, langsam auszuschreiten, links abzubiegen, auf der Schattenseite zu bleiben und, ein wenig aneinander gestützt, die Straße hinaufzugehen. An der Ecke, immer noch in Sichtweite der Wachposten, blieben sie kurz stehen, ehe sie die Straße überquerten. »Geh einfach weiter«, wisperte Julius. »Sag und tu noch nichts. Sobald wir auf dem Platz sind, bitte einen der Sklaven, eine Sänfte für uns zu beschaffen. Dann sind wir allein.«
    Mittlerweile gingen sie Arm in Arm, was aber nicht weiter Aufmerksamkeit erregen würde. So gingen Frauen oft miteinander.

    Auf dem Platz heuerte ein Sklave eine der vielen Sänften an, die aufgereiht vor dem öffentlichen Bad standen. Eigon und Julius stiegen hinein und schlossen die Vorhänge, während die Sänfte sich schlingernd in Bewegung setzte. Die Sklaven würden ihnen im Laufschritt folgen.
    Eigon lehnte sich zurück. Sie zitterte am ganzen Leib. Julius warf den Schleier zurück. Beim Anblick seines unverkennbar männlichen Gesichts mit dem Schatten eines Barts auf Wangen und Kinn, seiner kantigen, attraktiven Züge und seiner kräftigen Augenbrauen, die auf seiner blassen Haut noch dunkler wirkten, musste sie wieder laut lachen. Er beugte sich vor und küsste sie auf die Wange, hob aber wieder den Finger an die Lippen, um ihr zu bedeuten, leise zu sein. Selbst Sänftenträger konnten Spione sein. Einen langen Moment sahen sie sich nur an, dann beugte er sich wieder vor. Dieses Mal küsste er sie auf die Lippen. In der dämmrigen Einsamkeit der Sänfte befanden sie sich in ihrer eigenen Welt. Eigon rutschte auf dem Sitz vor, so dass sie halb kniete, als seine Arme sie umfingen und er sie immer und immer wieder küsste, bis ihr vor Verlangen und Aufregung ganz schwindlig wurde. Sie durften nicht sprechen, konnten sich in dem engen Raum kaum bewegen. Einer der Träger stolperte, und die Sänfte geriet ins Schlingern. Eigon und Julius fielen zur Seite und brachen in Lachen aus. »Psst!« Julius legte wieder seinen Finger an die Lippen.
    Dann wurde die Sänfte abgesetzt, und Eigon rutschte rasch wieder auf ihren Platz zurück. Die Reise war schon zu Ende. Sie stiegen aus, wobei sie die Schleier in der Brise festhielten, während einer der Sklaven die Träger bezahlte, die sich daraufhin wieder in Bewegung setzten. Dann gingen sie zu dem mansio , wo ihr Wagen wartete. Der würde sie aufs Land hinausbringen. Erst dort würde Julius seine
Verkleidung ablegen können. Noch zwei Stationen, ehe sie endlich in Junillas Villa ankommen würden.
    Rasch gingen sie in den Gasthof, tauschten einen Blick und lächelten wieder. Sie waren in Sicherheit. Julius raffte seinen ungewohnt langen Rock zusammen und sprang, zwei Stufen auf einmal nehmend, ins Haus.
    In der Nähe lehnte an der Mauer ein Mann. Er bemerkte die kräftigen, etwas behaarten Waden unter dem Rock, den starken Arm, der den Schleier hielt, den männlichen Schritt, und lachte in sich hinein. Im Moment dachte er sich nicht allzu viel dabei, doch wenn er

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