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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Tasil hatte nur gesagt, dass er etwas zu erledigen habe. Er hatte seither drei Menschen getötet, doch das war sicher nicht sein Plan gewesen. Und sie war einfach nicht dazu gekommen, ihn nach seinem Vorhaben zu fragen.
    Maru lief hinter ihm her durch die lange Höhle. Diese wand sich in vielen Schlingen durch den Fels, und Maru fragte sich inzwischen, ob sie jemals das andere Ende erreichen würden. Sie verlor das Gefühl für Entfernungen. Sie wusste auch nicht, wie spät es war, doch die Sonne würde sicher bald aufgehen. Irgendwann würden sie schon ankommen. Maru war sich aber nicht sicher, ob sie das überhaupt wollte.
    »Onkel?«, begann sie.
    »Ja?«
    »Was wollen wir hier?«
    »Ich habe mich schon gewundert, dass du gar nicht fragst, Kröte. Warte noch einen Augenblick. Wir müssten gleich da sein.«
    Tatsächlich blieb er wenig später stehen. Die Höhle war hier breiter und niedriger als zuvor. Tasil musste sogar ein wenig den Kopf einziehen.

    »Hier ist es«, sagte er.
    »Was?«
    »Ich will es dir erklären. Wie du weißt, pflegen die Serkesch den Brauch, ihre toten Raik in diesen Felsen zu beerdigen. Sie begraben hier aber nicht nur deren Fürsten, sondern auch deren Frauen.«
    Maru hörte zu. Tasil erklärte etwas, das war selten genug. Gleichzeitig verspürte sie wieder das warnende Gefühl im Hinterkopf.
    »Utu-Hegasch war mit der Akkesch Inanna verheiratet, die ihm seine beiden Söhne Numur und Iddin schenkte. Sie verstarb bei der Geburt, und die Serkesch legten in diesen Bergen eine Grabkammer für sie an. Utu nahm danach eine Kydhierin zur Frau, was, wie ich mir sagen ließ, für ziemlich viel Aufsehen sorgte. Der Kaidhan hat ihm verboten, mit dieser Frau, sie hieß Frywa, weitere Kinder zu zeugen.«
    »Er hat es verboten?«
    »Natürlich, die Akkesch achten auf die Reinheit ihrer Blutlinien, zumindest bei den Fürsten. Es geht das Gerücht, dass Frywa dennoch schwanger wurde. Angeblich hat Utu sie deshalb töten lassen.«
    »Er hat seine eigene Frau ermordet?«
    »Du erinnerst dich vielleicht, was Immit Schaduk über Familiensinn gesagt hat. Ein anderes Gerücht besagt übrigens, dass nicht Utu, sondern seine beiden Söhne Frywa ermordet haben.«
    »Numur und Iddin ?« Eine solche Tat traute Maru Malk Numur sofort zu. Doch Iddin?
    »Wundern würde es mich nicht«, sagte Tasil. »Es ist für uns aber nicht von Bedeutung. Die Serkesch legten für Frywa ebenfalls eine Grabkammer an. Und gleich noch eine weitere für den Raik selbst. Und als sie nun Stollen durch diesen Berg trieben, durchbrachen sie plötzlich eine Wand und fanden sich in dieser Höhle wieder.«

    »So haben sie den Geheimgang entdeckt?«
    »Nein, den kannten sie bereits vorher. Sie hatten sich einfach nur verrechnet. Der Durchbruch geschah versehentlich, aber er ist da.«
    »Woher weißt du das alles?«
    »Ich hatte Gelegenheit, mich mit Kwem zu unterhalten, der wusste das eine oder andere Gerücht, und Iddin war mir gewogen, als wir durch diesen Gang liefen. Es war mir wohl gelungen, sein Vertrauen zu gewinnen.«
    »Du hast ihn mit deinem Zauber getäuscht«, widersprach Maru. Sie hatte wieder das Bild vor Augen, wie Tasil dem Malk den Fuß auf die Brust setzte und die Axt herausriss. Iddin hatte Tasil vertraut und war nun tot. Gleichzeitig fragte sie sich, wann sich denn Tasil mit Kwem unterhalten haben wollte.
    »Ich habe ihn keineswegs getäuscht oder betrogen, Maru«, sagte Tasil. »Ich bin kein Maghai, ich kann anderen nicht meinen Willen aufzwingen. Ich kann ihnen nur helfen, eine Entscheidung zu treffen, die sie schon längst in ihrem Inneren tragen. Wäre Iddin entschlossen gewesen, im Gräbertal zu sterben – ich hätte es ihm nicht ausreden können. Aber er wollte leben, ich habe ihm nur geholfen, das zu erkennen. Schon das überstieg beinahe meine Kräfte.«
    »Und die Wachen am Tor? Du hast sie zweimal dazu gebracht, uns zu öffnen.«
    Tasil grinste. »Das war viel leichter. Der erste wollte doch nur bestochen werden, er hätte uns für ein paar Kupferstücke hineingelassen. Hätte ich welche gehabt, hätte ich mir die Zauberei ersparen können. Und der von heute Nacht war doch froh, uns los zu werden. Ich hatte das Siegel des Malk und er Angst, seinen Schab zu wecken. Hätte dort ein getreuer Krieger des Immit gestanden, hätten wir uns ein anderes Tor suchen müssen.«
    Jetzt begriff Maru endlich, warum Tasil diese Kraft manchmal einsetzte und manchmal nicht. Sie verstand aber nicht, warum er so ungewöhnlich

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