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Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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belaubt, aber etwa ab doppelter Mannshöhe war der Stamm nackt und völlig kahl. Von oben war leises Lachen zu hören. Maru entdeckte zwei dunkle Umrisse im Blattwerk.
    »Wika?«, rief Maru ungläubig hinauf.
    »Ich war es nicht«, antwortete die Kräuterfrau kichernd.
    »Verzeih, Nehis, aber ich konnte einfach nicht widerstehen«, sagte die Stimme von Velne.
    »Was macht ihr da oben?«, fragte Maru.
    »Wir genießen die Aussicht, Nehis«, krächzte Wika. »Komm doch herauf.«
    »Ich muss mit Velne reden«, antwortete Maru.
    »Und kannst du das nicht hier oben?«, fragte der Tochar heiter.
    Was machten die beiden bloß da oben? Spielten sie Turteltäubchen? Maru spürte wenig Lust, sich dazuzugesellen. Die Lage war viel zu ernst. »Es wäre mir lieber, wir könnten das hier unten tun, Velne, bitte«, antwortete sie.
    »Die Jugend wird immer fauler«, seufzte der Zauberer.
    Ein Ast knarrte, dann knackte es in den Zweigen, und mit einem Sprung landete der Maghai vor Maru. Er zupfte sich ein paar
Blätter aus dem Gewand. »Ich grüße dich, Nehis«, sagte er freundlich.
    »Und ich grüße dich, ehrwürdiger Velne. Ich brauche deine Hilfe.«
    Der Maghai schwieg. Es war zu dunkel, um in seinen Gesichtszügen zu lesen, was er dachte. »Was bringt dich auf den Gedanken, dass ich dir helfen könnte, Mädchen?«, fragte er schließlich.
    Maru seufzte. »Du bist der Einzige, der das kann«, erwiderte sie.
    Der Tochar nickte und sagte dann leise: »Du schmeichelst mir, Nehis, aber ich habe entschieden, dass ich mich in diese Angelegenheit nicht einmischen werde. Die Menschen hier sollen ihren Zwist alleine beilegen. Ich bin nicht Klias. Und darüber solltest du froh sein.«
    »Das bin ich auch, Velne, wirklich«, erwiderte Maru. Klias hatte schließlich unverhohlen ihren Tod verlangt. Aber hätte er das auch, wenn er gewusst hätte, was ihr bevorstand? »Es geht aber nicht um einen Streit zwischen Menschen«, erklärte sie, einer plötzlichen Eingebung folgend. »Hat Wika dir nichts gesagt?«
    Velne starrte hinaus auf den Fluss. Auf der anderen Seite brannten große Opferfeuer. Maru zählte fünf. Vier für die Hüter, eines für den Ahngott Etellu. Das nahm sie jedenfalls an. Oder jemand war so klug gewesen, auch den Kriegsgott um Gnade und Zustimmung zu bitten.
    »Es geht um den Schatten?«, fragte der Tochar.
    Maru nickte. Schon der Versuch, über Utukku zu sprechen, schnürte ihr die Kehle zu.
    »Wika hat mir vom Treublatt erzählt, dass der Urather auf dich anwendet. Weißt du, wie du diesen Zauber brechen kannst?«
    Maru war verwirrt. Warum wechselte der Maghai das Thema? »Er wird verfliegen, wenn ich die Nahrung meide, die diese Beere enthält«, antwortete sie.

    »Nun, das ist, was dir eine Kräuterfrau wie Wika raten kann.«
    »Sprecht ihr von mir?«, tönte es von oben herab. Die Alte musste gute Ohren haben.
    »Nein, von der Kraft der Liebe«, rief Velne hinauf. Dann senkte er die Stimme wieder und sagte: »Als Maghai rate ich dir, nicht so lange zu warten. Dieser Zauber ist eine Fessel des Willens. Und der Wille kann sie sprengen, wenn er stark genug ist, verstehst du? Es kann allerdings schwer und schmerzhaft sein, das sollte ich dir nicht verschweigen.«
    »Das verstehe ich, ehrwürdiger Velne, und ich danke für diesen Rat, auch wenn es nicht der ist, um den ich nachsuchte.«
    »Ist er das nicht? Schade. Einen anderen habe ich nicht für dich, Nehis. Ich habe dir schon zu viel gesagt, denn ich muss und ich will den Dingen ihren Lauf lassen. Dies habe ich für heute entschieden, denn die Zeichen sind zahlreich und widersprüchlich. Morgen mag es anders aussehen, aber heute werde ich dir nicht mehr sagen. Und jetzt entschuldige mich. Diese Nacht ist jung und schön. Ich will sie genießen, solange sie so bleibt.« Eine tiefe Nachdenklichkeit lag in seiner Stimme. Er wusste ganz sicher mehr, als er sagte. Er griff nach einem Ast und begann hinaufzuklettern.
    »Eines noch, Velne, bitte«, rief Maru leise.
    Der Maghai hielt inne.
    »Der Frieden – wird Klias zulassen, dass er geschlossen wird?«, fragte Maru.
    »Mein Freund Klias wird tun, was Mahas will«, antwortete Velne seufzend. »Er erwartet, dass der Abeq diesen Ort als Stärkster verlassen wird, und er hofft, dass dies unserer Bruderschaft nutzen wird. Ich bezweifle, dass viel Gutes daraus folgt. Doch was der Hohepriester will, das fragst du ihn am besten selbst. Ich glaube, du findest ihn zu Füßen dieses bronzenen Gottes.« Und dann verschwand der

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