Die Tochter des Magiers
nicht«, erwiderte Roxanne verblüfft.
»Na, ihr beiden! Das ist doch offensichtlich.«
»Ach? Was ist so offensichtlich?«
»Zwischen euch gibt's genug erotische Spannung, um glatt das
Schiff in Brand zu setzen.«
Roxanne spürte, wie sie errötete und hoffte, daß man es bei
den blitzenden Lichtern in der Disco nicht merkte. »Das siehst du ganz
falsch.«
»Ach ja?« Dori blickte wieder zu Luke hinüber. »Soll das
heißen, daß du ihn nicht willst?«
»Nein. Ich meine, ja. Ich meine …« Roxanne war völlig
aus der Fassung gebracht. »Ich meine nur, daß die Dinge nicht so sind,
wie es scheint.«
»Weil du es nicht anders willst?«
»Weil … weil es einfach so ist.«
»Aha. Na ja, ich will mich auch nicht einmischen.«
Roxanne mußte lachen. »Ja, das habe ich doch gleich gemerkt.«
Dori grinste. »Sonst würde ich dir jedenfalls den schlichten,
alten Rat geben, ihn zu umgarnen und zu verführen. Und falls das nicht
funktioniert, vergiß ihn. So, jetzt muß ich aber wieder los.«
»Bis später.« Roxanne spielte nachdenklich mit ihrem Weinglas.
Sie war so in Gedanken versunken, daß sie zusammenzuckte, als Luke und
Lily sich wieder zu ihr setzten.
»Ach, das hat Spaß gemacht.« Außer Atem griff Lily nach ihrem
Glas.
»Trink aus, dann tanzen wir noch mal.«
»O nein«, winkte sie ab. »Das mach mal lieber mit Roxy.«
Roxanne verschluckte sich und wurde tiefrot.
»Nur immer mit der Ruhe.« Luke klopfte ihr auf den Rücken.
»Willst du tanzen, Rox?«
»Nein. Na ja, vielleicht später.« Ihr ganzer Körper prickelte,
und ihr Herz raste plötzlich. Was war nur los mit ihr? Konnte es sein,
daß Dori recht hatte? Nachdenklich trank sie einen weiteren Schluck.
Umgarne ihn. Na gut, sie würde einen Versuch wagen. »Es war schön, euch
zuzuschauen.« Sie berührte flüchtig Lukes Hand. »Du tanzt gut,
Callahan.«
Er sah sie verblüfft an. Diesen merkwürdigen Schimmer in ihren
Augen hätte er bei jeder anderen Frau als unverblümte Aufforderung
aufgefaßt. Bei Roxanne fragte er sich dagegen, ob sie zuerst beißen
oder kratzen würde. »Danke.« Er nahm sein Bier und blicke beiläufig auf
die Uhr.
»Noch eine Verabredung?« schnurrte Roxanne.
»Was? Nein.«
Na, das ist ja interessant, dachte Lily. Ein kleines Katz- und
Mausspiel, bei dem Roxanne die Rolle der Katze übernommen hatte. »Ihr
beiden solltet einen Spaziergang auf Deck machen. Es ist so ein
herrlicher Abend.«
»Gute Idee. Gehen wir doch alle zusammen.« Luke ergriff Lilys
Hand. Er mußte sie noch zehn Minuten aufhalten, und wenn er sich
Roxanne anschaute, so war es wahrscheinlich am klügsten, sich danach
schleunigst aus dem Staub zu machen.
»Ach nein, ich bin müde.« Lily gähnte herzhaft. »Ich gehe ins
Bett.«
»Du hast noch nicht ausgetrunken.« Luke setzte sich wieder und
hielt unerschütterlich ihre Hand fest. »Und ich wollte dich noch
fragen …« Gott, ausgerechnet jetzt fiel ihm nichts ein! »Ob du
meinst, daß es morgen in Sydney regnen wird.«
»In Australien?«
»Nein, in Nova Scotia. Dort legen wir morgen früh an. Ich
habe – ein paar Stunden frei und wollte vielleicht einen
Stadtbummel machen.«
Sieh mal an, dachte Roxanne, er ist ja nervös. Irgendwie fand
sie es richtig rührend – und aufregend. »Oh, das hatte ich
auch vor«, sagte sie. »Hättest du was dagegen, wenn ich mich
anschließe?«
»Na ja …«
»Ich bin wirklich müde.« Lily gähnte erneut und entzog Luke
ihre Hand. »Viel Spaß noch, ihr beiden.«
Scheiße, dachte Luke. Er konnte nur hoffen, daß die Zeit
gereicht hatte. »Ich bin auch müde.« Luke stand gleich auf, als Lily
gegangen war. Roxanne folgte seinem Beispiel ohne Zögern.
»Nach einem Spaziergang an Deck kannst du bestimmt noch besser
schlafen.« Sie stand so nahe bei ihm, daß sie den Kopf zurücklegen
mußte, um ihm in die Augen zu schauen. Ihre Lippen waren nur wenige
Zentimeter von seinem Mund entfernt.
»Bestimmt nicht.« Er dachte an all das, was er in einer warmen
Mondnacht gern mit ihr machen würde. »Und du solltest auch ins Bett
gehen.«
»So früh?« Sie strich sanft über seinen Arm. »Nun, es findet
sich bestimmt noch jemand, der gern mit mir tanzen oder spazierengehen
möchte.« Sie küßte ihn flüchtig auf die Lippen. »Gute Nacht, Callahan.«
Stumm schaute er ihr nach. Sie schlenderte zu einem Tisch, an
dem einige der anderen Künstler saßen, und bezweifelte, daß er auch nur
ein Auge zutun würde.
Lily schloß die Tür ihrer Kabine auf
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