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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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etwas gebracht hatte.
    Als Sam sich seine Eindrücke von Roxanne in Erinnerung rief,
fand er es schwer zu glauben, daß sich das magere hochaufgeschossene
Mädchen mit der wilden Mähne in eine solch hinreißende Frau verwandelt
hatte. Man konnte fast an Zauberei glauben. Ein Jammer, daß er nicht
die Möglichkeit gehabt hatte, seine Netze nach ihr auszuwerfen, ehe er
Justine kennenlernte. Er hätte es genossen, sie zu verführen und all
das mit ihr zu treiben, was seine hübsche, aber leidenschaftslose Frau
schockierend und abstoßend fand.
    Aber solche Gedanken, selbst wenn sie noch so verlockend
waren, durfte er sich gar nicht erst leisten. Der Vorfall auf dem
Schiff hätte um ein Haar in einer Szene geendet, die einem Mann des
öffentlichen Lebens – zumal einem verheirateten
Mann – schlecht zu Gesicht stand.
    Womit er zu Luke kam. Immer wieder Luke. Bei ihm lag der
Schlüssel zu den Nouvelles. Mouse und LeClerc waren unbedeutende
Randfiguren. Sie zählten nicht. Aber Luke zu vernichten, würde den
Nouvelles das Genick brechen. Außerdem wäre es ein ganz besonderer
Genuß für ihn.
    Die Sache mit Cobb verlief leider nicht so, wie Sam es sich
erhofft hatte. Es hatte Jahre gedauert, bis er es sich finanziell
leisten konnte, Detektive zu engagieren, um Nachforschungen über Lukes
Herkunft anzustellen. Und es hatte ihn eine beträchtliche Summe
gekostet.
    Doch dann betrachtete er es als eine Investition in die
Zukunft und als Baustein für seine mögliche Rache. Es war ein
unglaublicher Glücksfall, daß Lukes Mutter eine alkoholkranke Hure war,
aber Cobb – das war das krönende Sahnehäubchen.
    Sam schloß die Augen und dachte an jene schäbige Bar am Hafen,
in der die erste Begegnung stattgefunden hatte.
    Es hatte nach Fisch und Urin gerochen, nach billigem Whiskey
und Tabak. Am anderen Ende des Raumes knallten lautstark Billardkugeln
gegeneinander, und die Männer am Spieltisch warfen mürrische Blicke zu
ihm herüber.
    Eine verlebte Hure saß allein an der Theke und wartete auf
Kundschaft. Abschätzig hatte sie Sam gemustert, ehe sie sich wieder
ihrem Whiskey zuwandte.
    Sam hatte sich bewußt eine dunkle Ecke ausgewählt. Er trug
einen Hut, tief ins Gesicht gezogen, und einen unförmigen Mantel, der
seine Gestalt verbarg. Es war reichlich kühl in der Bar. Schneeregen
trieb von draußen an die Fensterscheiben. Aber Sam schwitzte trotzdem
vor Aufregung.
    Er sah Cobb hereinkommen und beobachtete, wie er seinen Gürtel
mit der breiten Schnalle hochzog, ehe er sich umschaute. Als er die
Gestalt in der Ecke erblickt hatte, nickte er und schlenderte bemüht
lässig zur Theke. Er brachte ein Glas Whiskey mit zum Tisch.
    »Sie wollen was Geschäftliches mit mir besprechen?« fragte er
schroff, noch bevor er seinen ersten Schluck genommen hatte.
    »Ich habe ein Angebot für Sie.«
    Cobb zuckte die Schultern und versuchte, gelangweilt
dreinzublicken. »So?«
    »Ich glaube, wir haben einen gemeinsamen Bekannten.« Sam ließ
seinen eigenen Drink unberührt auf dem Tisch stehen. Er hatte mit
leichtem Ekel bemerkt, daß das Glas nicht allzu sauber war. »Luke
Callahan.«
    Die Überraschung war Cobb deutlich anzusehen, obwohl er
antwortete: »Kann ich nicht behaupten.«
    »Wir wollen die Sache nicht unnötig komplizieren. Sie treiben
es seit Jahren mit Callahans Mutter, selbst heute noch hin und wieder.
Sie haben früher mit ihr zusammengelebt und waren so was wie –
ein inoffizieller Stiefvater. Damals haben Sie sich manchmal als
Zuhälter betätigt und es auch mal im Pornogeschäft probiert, wobei Sie
sich auf Kinder und Halbwüchsige spezialisiert hatten.«
    Cobbs Gesicht wurde rot. »Ich hab keine Ahnung, was dieser
undankbare Scheißer Ihnen erzählt hat, aber ich habe ihn gut behandelt.
Hab ihn ernährt und ihm gezeigt, wo's langgeht.«
    »Was seine Spuren hinterlassen hat, wie ich selbst gesehen
habe.« Sam lächelte so breit, daß seine weißen Zähne blitzten.
    »Der Junge brauchte Disziplin.« Nervös kippte Cobb noch einen
Schluck Whiskey hinunter. »Ich hab ihn im Fernsehen gesehen. Ist jetzt
'ne große Nummer. Hab aber nicht erlebt, daß er mir oder seiner alten
Dame wenigstens mal was zugesteckt hätte für all die Jahre, die wir für
ihn gesorgt haben.«
    Genau das hatte Sam gehofft – Verbitterung, Groll und
Neid. »Sie finden also, er schuldet Ihnen was?«
    »Verdammt richtig.« Cobb beugte sich vor, konnte aber in der
dämmrigen, verrauchten Bar Sams Gesicht nur undeutlich erkennen. »Falls
er Sie

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