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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Fassung war eine meisterhafte Arbeit.
»Wann können wir den Rest erwarten?«
    »Zur rechten Zeit.«
    Sie mußte wieder einmal an diese ausweichende Antwort denken,
als sie zwei prallgefüllte Einkaufstaschen in die Küche schleppte. Es
ärgerte sie, daß Luke noch immer so verschlossen war. Er stellt mich
auf die Probe, dachte sie und schleuderte die Taschen auf den Tisch.
    »Du hast doch Eier da drin, oder?« fuhr LeClerc auf.
    Sie war so in Gedanken versunken gewesen, daß sie
zusammenzuckte. »Mach halt ein Omelett«, entgegnete sie mürrisch.
    »Mach halt ein Omelett, mach halt ein Omelett! Spar dir dein
spitzmäuliges Gerede, und verschwinde aus meiner Küche. Ich muß für
eine ganze Armee kochen.«
    Was nur eines bedeuten konnte. »Luke ist da?«
    »Überrascht dich das?« schnaubte er und begann die Einkäufe
auszupacken. »Nennst du das hier eine reife Melone?« Anklagend hielt
LeClerc eine Zuckermelone hoch.
    »Woher zum Teufel soll ich wissen, ob sie reif ist? Die Dinger
sehen doch alle gleich aus.«
    »Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst daran riechen und
draufklopfen.« Er tippte gegen die Melone und hielt sie dicht an sein
Ohr. »Noch grün.«
    Roxanne stemmte die Hände in die Hüften. »Warum schickst du
mich dauernd Obst und Gemüse einkaufen und beklagst dich dann darüber,
was ich heimbringe?«
    »Weil du's endlich mal lernen mußt.«
    Roxanne wandte sich auf dem Absatz um und marschierte
schimpfend hinaus. Dieser Mann war nie zufrieden. Da war sie direkt von
der Probe zum Markt gelaufen, und er sagte nicht mal danke.
    Außerdem haßte sie Zuckermelonen.
    Sie wäre gleich nach oben gegangen, wenn sie aus dem
Wohnzimmer nicht Lukes Stimme und Nates fröhliches Lachen gehört hätte.
Leise schlich sie zur Tür und schaute hinein.
    Sie lagen nebeneinander auf dem Boden, steckten die
dunkelhaarigen Köpfe zusammen und hatten über den ganzen Teppich
Spielzeug verstreut. Offenbar hatten sich ihre beiden Männer großartig
amüsiert, während sie sich mit blöden Melonen abschleppte. Luke
erklärte gerade geduldig einen kleinen Taschenspielertrick. Amüsiert
lehnte sie sich an die Tür und beobachtete, wie der Vater versuchte,
seinem Sohn etwas beizubringen.
    »Direkt vor deiner Nase.« Nate kicherte, als Luke ihn zwickte.
»Direkt vor deinen Augen. Also, jetzt versuch du's. Kannst du deinen
Namen schreiben?«
    »Klar. N-A-T-E.« Er nahm den Stift, den Luke ihm hinhielt, und
runzelte konzentriert die Stirn. »Ich lerne gerade, auch Nathaniel zu
schreiben. Dann kommt Nouvelle, weil das mein Nachname ist.«
    »Aha.« Ein Schatten flog über Lukes Gesicht, während er
beobachtete, wie Nate sich mit dem A abmühte. Er wartete, bis Nate ein
ziemlich schräges E fertig hatte. »Okay. Jetzt paß auf.« Mit betont
langsamen Bewegungen rollte Luke das Papier um den Stift und verdrehte
beide Enden. »Also, nun such dir ein magisches Wort aus.«
    »Hmm …«
    »Nee, das taugt nichts«, sagte Luke, worauf Nate erneut zu
lachen begann.
    »Rotz!« entschied Nate und war begeistert, endlich einmal
dieses neue Wort anbringen zu können, das er im Kindergarten
aufgeschnappt hatte.
    »Widerlich, aber es mag angehen.« Luke riß das Papier
auseinander und sah mit Vergnügen, daß Nate große Augen machte.
    »Er ist weg! Der Stift ist weg.«
    »Na klar.« Luke hob die Hände, drehte sie hin und her und
freute sich königlich über das hingerissene Staunen seines Sohnes.
»Willst du lernen, wie man das macht?«
    »Kann ich das?«
    »Du mußt aber den magischen Eid schwören.«
    »Hab ich schon«, erklärte Nate. »Als Mama mir gezeigt hat, wie
der Groschen durch den Tisch geht.«
    »Bringt sie dir solche Sachen bei?«
    »Klar. Aber man muß versprechen, es niemandem zu erzählen,
nicht mal seinem besten Freund, weil's ein Geheimnis ist.«
    »Das ist richtig. Willst du auch mal Zauberer werden?«
    »Ja.« Nate, der nie lange stillsitzen konnte, hüpfte auf dem
Teppich auf und ab. »Ich werde Zauberer und Rennfahrer und Polizist.«
    Auch das noch, dachte Luke amüsiert. Ein Polizist –
da hatten sie wohl irgend etwas falsch gemacht. »Alles auf einmal? Dann
wollen wir mal sehen, ob du diesen Trick lernen kannst und finstere
Gesellen hinter Schloß und Riegel bringst.«
    Er freute sich, daß Nate mehr interessiert als enttäuscht war,
als er begriff, wie der Trick funktioniert. Luke konnte ihm beinahe
ansehen, wie er alles durchdachte.
    Er hat gute Hände, dachte Luke, und einen aufgeweckten
Verstand. Und ein Lächeln,

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