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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Obwohl es keine große Herausforderung darstellt,
etwas aus einem unbewohnten Haus zu stehlen.«
    Nach ihrer Landung schlüpfte Mouse in eine Chauffeuruniform.
Sie stiegen in eine Limousine um, die in der reichen Wohngegend weniger
auffällig war als ein einfacher Wagen. Auf dem Rücksitz überprüfte Max
zu den Klängen von Mozartsonaten ein letztes Mal seine Werkzeuge.
    »Zwei Stunden«, verkündete er. »Nicht mehr.«
    LeClerc streifte bereits seine Handschuhe über – wie
ein altes Zirkuspferd, das die Musik hört und nervös auf seinen
Auftritt wartet.
    Es war Monate her, seit er zuletzt ein Schloß geknackt oder
das Vergnügen gehabt hatte, einen Safe zu öffnen. Den ganzen Sommer
über hatte er sozusagen zölibatär gelebt und konnte es kaum mehr
erwarten.
    Ohne Max konnte er sich solche aufregenden Abenteuer
allerdings nicht mehr gönnen. Obwohl sie nie darüber sprachen, wußten
beide, daß LeClerc inzwischen zu alt war. Ein junger Mann würde eines
Tages mit Mouse und Max ein neues Trio bilden. Und dieser Tag würde
bald kommen. Bereits jetzt begleitete er Max nur noch bei leichteren
Unternehmungen. Wenn die Ranch nicht leerstehen würde, wäre er jetzt
daheim und würde Lily Gesellschaft leisten.
    Aber LeClerc war darüber nicht verbittert, sondern vielmehr
dankbar für die Chance, noch einmal diese Aufregung miterleben zu
dürfen.
    In der gewundenen Auffahrt fuhren sie an der Statue eines
nackten Knaben mit einem Karpfen in den Händen vorbei. Wenn die Texaner
daheim sind, plätschert aus dem Karpfenmaul sicher Wasser in das
Vogelbad, dachte Max.
    »Eine Lektion für dich, Mouse. Selbst mit noch so viel Geld
kann man sich nicht guten Geschmack kaufen.«
    Die Männer parkten vor dem Haus und stiegen aus. Max und
LeClerc gingen zum Kofferraum, Mouse huschte davon, um sich um die
Alarmanlage zu kümmern. Es war stockdunkel, da nicht einmal eine
schmale Mondsichel am Himmel stand.
    »Reichlich Land«, meine LeClerc erfreut. »Und jede Menge hoher
Bäume. Hier müßten die Nachbarn schon Ferngläser haben, um sich
gegenseitig in die Fenster zu schauen.«
    »Wollen wir hoffen, daß sich heute nacht keiner als Spanner
betätigt.« Max nahm eine große, mit Samt ausgelegte Kiste aus dem
Kofferraum und eine Rolle Schallisolierung, wie man sie oft in Theatern
benutzte.
    Schweigend warteten sie, bis Mouse zehn Minuten später
zurückkehrte. »Entschuldigung, hat etwas gedauert. War ein ziemlich
gutes System.«
    »Schon in Ordnung.« Max spürte das vertraute Kribbeln in den
Fingerspitzen, als sie zur Eingangstür gingen. Er nahm ein Bündel
Dietriche heraus und machte sich an die Arbeit.
    »Warum so umständlich? Mouse kann sie doch aufbrechen. Der
Alarm ist schließlich ausgeschaltet.«
    »Das wäre zu plump«, murmelte Max mit halb geschlossenen
Augen. »Es dauert … nur noch einen Augenblick.«
    Wie üblich war auf sein Wort Verlaß. Wenig später standen sie
in einer überwältigenden dreigeschossigen Eingangshalle, in deren
schwarzweißem Marmorboden ein Goldfischteich eingelassen war. Neben dem
Teich stand eine Statue der Venus.
    »Mensch«, staunte Mouse ehrfürchtig.
    »In der Tat. Man möchte sich am liebsten erst einmal in Ruhe
umschauen und alles bewundern.« Max sah zu einer enormen Garderobe aus
Stierhörnern hinüber.
    Sie trennten sich. LeClerc ging die breite Treppe hinauf, um
aus dem Safe im Schlafzimmer die Juwelen der Dame des Hauses zu holen.
Mouse und Max blieben im Erdgeschoß. Geschickt schnitten sie dort
Gemälde aus ihren Rahmen, die Max viel zu protzig fand, und verstauten
sie zusammengerollt in der Samtkiste. Skulpturen aus Bronze, Marmor und
Stein wurden sorgsam in die Schallisolierung eingewickelt.
    »Ein Rodin.« Max hielt einen Moment inne. »Ein wirklich
bemerkenswertes Stück. Siehst du, wie der Künstler esgeschafft
hat, die flüssige Bewegung einzufangen, Mouse?«
    Mouse sah bloß ein komisches Gebilde aus Stein. »Klar, Max,
ist nicht übel.«
    Max seufzte nur, während er den Rodin ehrfürchtig zwischen
schwere Stoffbahnen packte. »Nein, das nicht«, sagte er, als er die
Bronzearbeit bemerkte, die Mouse in der Hand hielt.
    »Ist aber wirklich schwer. Ein ganz solides Ding. Muß eine
Menge wert sein.«
    »Zweifellos, sonst wäre es nicht in dieser Sammlung. Aber es
fehlt ihm an Stil, Mouse, und an Schönheit. Und darauf kommt es an.
Sonst könnten wir ja auch Banken ausrauben, nicht wahr?«
    »Klar.« Er verschwand im nächsten Zimmer und schleppte gleich
darauf die Figur

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