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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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dich nicht in Betracht?«
    »Nee, das hat doch keinen Stil.«
    Max faltete sein frisches weißes Hemd zusammen und legte es zu
der Krawatte. »Luke, du machst mich tatsächlich stolz.«
    »Es ist wie bei der Zauberei«, meinte Luke, nachdem sie eine
Weile geschwiegen hatten. »Du willst das machen, was du am besten
kannst, und wenn du dabei schon andere überlistest, dann wenigstens
einigermaßen stilvoll. Stimmt's?«
    »Ganz genau.« Max streifte sich ein kurzärmeliges, grellbunt
kariertes Polyesterhemd über.
    »Was machst du da eigentlich?«
    »Ich schlüpfe nur in das passende Kostüm.« Er setzte sich eine
Baseballmütze und eine verspiegelte Sonnenbrille auf. »Ich hoffe doch,
daß ich jetzt wie ein Tourist aussehe.«
    Luke hielt an einem Stoppschild und musterte ihn abfällig. »Du
siehst aus wie ein Idiot.«
    »Na also. Halte hinter dem Bus da vorne.«
    Luke gehorchte und beäugte mißmutig die Baseballmütze, die Max
ihm hinhielt. »Muß das sein? Du weißt, daß ich kein Baseballfan bin.«
    »Wirst es schon aushalten.« Max schlang sich ein Fernglas und
eine Kamera um den Hals und stieg aus dem Wagen. »Das da ist Elsa
Langtrees Haus«, erklärte er mit einem ausgeprägten Südstaaten-Akzent
und spähte wie die anderen Touristen neugierig durch das
schmiedeeiserne Gittertor. »Mann, das ist eine Frau!«
    Luke spielte mit. »Mensch, Daddy, die ist doch uralt.«
    »Ich würde sie trotzdem nicht von der Bettkante schubsen.«
    Die ganze Gruppe lachte über diese Bemerkung. Während die
anderen Touristen dem Führer zuhörten und Fotos schossen, ging Max
zurück zum Bus und kletterte flink auf das Dach. Mit dem Teleobjektiv
seiner Kamera fotografierte er die Mauer, das dreistöckige Haus im
Kolonialstil, die Nebengebäude und die Außenbeleuchtung.
    »He, Kamerad.« Der Busfahrer streckte den Kopf aus dem
Fenster. »Runter da, ja? Herrgott, bei jeder Tour ist so ein Verrückter
dabei.«
    »Ich wollte bloß mal sehen, ob ich Elsa irgendwo entdecke.«
    »Mensch, Daddy, komm jetzt! Du machst vielleicht Sachen.«
    »Okay, okay. Oh, warte! Ich glaube, ich sehe sie. Elsa!«
schrie er und nutzte die Verwirrung der Touristen, die zurück zum Tor
drängelten, um seine letzten Aufnahmen zu machen.
    Der Fahrer fluchte und schimpfte, bis Max wieder
hinunterkletterte und sich verlegen grinsend entschuldigte. »Ich bin
seit zwanzig Jahren ein Fan von ihr. Hab sogar meinen Wellensittich
nach ihr benannt.«
    »Ja, ja, das wird sie sicher freuen.«
    Mit offensichtlichem Widerstreben ließ Max sich von Luke zum
Wagen davonziehen. »Warte nur, bis ich das den Jungs daheim erzähle.
Die werden staunen.«
    »Hast du, was du brauchst?« fragte Luke kurze Zeit später.
    »Ich denke schon. Wir sehen uns aber noch das Haus von
Lawrence Trent an. Er besitzt eine erstklassige Sammlung wertvoller
Schnupftabakdosen aus dem neunzehnten Jahrhundert.«
    »Und was hat Elsa?«
    »Abgesehen von ihrem unverkennbaren weiblichen Charme?«
    Max suchte im Radio einen Sender mit klassischer Musik.
»Smaragde, mein lieber Junge. Die Dame hat eine besondere Vorliebe für
Smaragde. Sie passen zu ihren Augen.«
    Für Smaragde hatte Max ebenfalls eine besondere Vorliebe, doch
nachdem LeClerc die Bilder entwickelt hatte, zeigte sich, daß ein
Einbruch bei Trent weitaus einfacher sein würde. Mehr brauchte Max
nicht, um sich zu entscheiden. Er würde sich die Steine holen.
    »Hohe Absätze, Roxanne?«
    Ein wenig unsicher, aber sichtlich stolz stand Roxanne auf
ihren neuen zentimeterhohen Pumps hinter den Kulissen. »Ich bin alt
genug dafür.«
    »Wenn ich mich nicht irre, bist du immer noch zwölf«, meinte
ihr Vater.
    »Was sind schon ein paar Monate! Und außerdem geben sie dem
Kostüm mehr Pep.« Vorsichtig drehte sie sich in ihrem blauen,
sternenbesetzten Trikot um die eigene Achse. »Und durch die paar
Zentimeter mehr komme ich auf der Bühne besser zur Geltung.« Da ihre
Brüste scheinbar noch ewig brauchten, um sich zu entwickeln, wollte sie
wenigstens aus ihrer Größe Kapital schlagen. »Hier im Magic Castle
einen guten Eindruck zu machen, ist doch wichtig, oder?« Sie lächelte
gewinnend.
    »Natürlich.« Und es blieben nur noch dreißig Sekunden bis zum
Auftritt. »Ich nehme an, du hast sowieso keine Ersatzschuhe
mitgebracht.«
    Strahlend küßte sie seine Wange. »Wir werden sie umhauen.«
    Vielleicht lag esam Scheinwerferlicht
oder an seinen Gedanken, doch als der Vorhang sich hob, sah er sie für
einen Moment als erwachsene Frau – schlank,

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