Die Tochter des Praesidenten
keinen Fall mit in den geheimen Raum nehmen. Ein Winseln oder Bellen würde ihn sofort verraten.
Karl blieb unsicher stehen. »Na los, weg mit dir!«
Diesmal gehorchte der Schäferhund. Dermot kletterte die Leiter zum Heuboden hinauf, stieg über einige Ballen und öffnete die Geheimtür in der Bretterwand zu dem kleinen dunklen Raum, in den nur spärliches Licht drang.
Als Barry und Bell aus dem BMW stiegen, saß der Schäferhund vor der Scheune und sah sie an. »Schaff uns für den Anfang den mal vom Hals«, sagte Barry.
Bell griff nach seiner Smith & Wesson, aber da rannte Karl auch bereits los, daß die Schafe auseinanderstoben, und verschwand hinunter ins Tal. Lachend steckte Bell den Revolver wieder in seine Tasche.
»Gar nicht dumm, dieser Hund.«
»Na, wollen sehen, ob das auch für Dermot gilt.« Barry ging voraus in die Scheune.
Sie sahen hinauf zum Heuboden, auf dem dicht an dicht die Ballen gelagert waren. »Dermot, wir wissen, daß du da bist«, rief Barry. »Kannst also genauso gleich raus kommen. Bridget war sehr gesprächig, nachdem wir ihr ein bißchen gut zugeredet hatten.«
Dermot erstickte fast vor Wut, aber da er keine Waffe hatte, konnte er es nicht riskieren, sich mit ihnen anzule gen.
»Hier drin gibt’s eine Menge Heu und Stroh«, meinte Bell. »Wenn ich ein Streichholz fallen lasse, bist du ver dammt in der Klemme, Dermot. Aber es ist deine Sache, ob du gut durchgebraten werden willst.«
Einen Moment später öffnete sich die Geheimtür, und Dermot erschien am Rand des Heubodens.
»Ihr verfluchten Mistkerle, wenn ihr Bridget was getan habt, zahle ich euch’s heim.« Dann kletterte er die Leiter hinunter.
Barry packte seine Arme und zerrte sie nach hinten. »Du solltest wirklich nicht so reden.« Er nickte Bell zu. »Paß auf, daß sein Gesicht heil bleibt, damit er leidlich normal aussieht, wenn er auf der Rückfahrt nach Dublin im Auto sitzt.«
»Aber gern«, sagte Bell und verpaßte Riley einen kräfti gen Schlag unter die Rippen.
Blake Johnson saß am Steuer des Mietwagens, der auf den Hof einbog. Die Küchentür stand offen, Karl kam her ausgerannt und sprang knurrend am Auto hoch. Dillon öffnete ein Fenster und stieß einen leisen unheimlichen Pfiff aus, daß den anderen eine Gänsehaut über den Rük ken lief. Karl legte die Ohren an und duckte sich.
»Mann, das habe ich dir aber wirklich gut beige bracht«, sagte Devlin.
Bridget spähte verängstigt aus der Tür und versuchte, das Blut, das ihr aus der Nase lief, mit einem Handtuch zu stillen.
»Liam Devlin, bist du das?«
»In ganzer Pracht.« Devlin legte einen Arm um sie. »Wer hat dir das angetan?«
»Barry und Bell. Sie waren gestern schon mal hier und haben nach Dermot gesucht. Ich hab’ ihnen gesagt, er sei nicht da.«
»Aber er war’s doch.« Dillon drückte tröstend ihre Schulter. »Ich bin Sean Dillon. Ich habe damals in den al ten Zeiten zusammen mit Dermot in Derry gekämpft.«
Sie nickte flüchtig. »Sie sind vorhin wieder aufgetaucht, haben mich geschlagen und mit einer Zigarette ver brannt.«
»Diese Dreckskerle«, knurrte Devlin.
»Und ich … ich hab’ ihnen gesagt, wo Dermot sich versteckt. Eine halbe Meile den Weg hoch in der Scheu ne.« Sie begann zu weinen. »Ich konnte nicht anders, es tat so weh.«
»Geh rein und mach’ dir eine Tasse Tee. Wir kommen mit Dermot zurück, ich versprech’s dir.«
Nachdem sie im Haus verschwunden war, erklärte Devlin grimmig: »Ich glaube, hier wäre eine kleine Lekti on angebracht.«
Die drei Männer stiegen wieder in den Wagen.
»Nur keine Eile«, sagte Dillon zu Blake, der am Steu er saß, und schraubte den Schalldämpfer auf seine Wal ther. »Wir wollen die schöne Landschaft genießen. Es könnte brenzlig werden. Die Kerle sind bestimmt be waffnet, und sie können damit umgehen. Was ist mit dir, Liam?«
Devlin grinste. »Wozu brauche ich eine Knarre, wenn zwei solche Teufelskerle wie ihr auf mich aufpaßt?«
Sie fuhren langsam die Anhöhe hinauf. Am Wegrand standen Bäume, und die Wiese wurde ebenfalls von einer Baumreihe begrenzt. Dahinter lag die Scheune.
»Sie werden uns kommen sehen«, meinte Blake.
»Genau deshalb springe ich in der Kurve raus und ren ne auf die Bäume zu«, sagte Dillon, »also fahren Sie mal schön langsam. Du redest mit ihnen, Liam, und keine Sorge: Der Bursche da
Weitere Kostenlose Bücher