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Die Tochter des Teufels

Die Tochter des Teufels

Titel: Die Tochter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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als an ihn.«
    »Und da fragst du mich, Täubchen?« Saparin lachte ins Telefon. »Breite die Arme aus und lauf ihm entgegen! Himmel und Hölle, was ist denn auf Erden wertvoller als Liebe? Danke Gott auf den Knien, daß du dein Herz wiedergefunden hast …«
    Und so war es.
    Unter der steinernen Nymphe, halb verdeckt durch die hohen wuchernden Büsche, sah sie das Leuchten eines hellen Anzugs. Noch einmal zögerte Nadja. Gabriel ist verreist, durchfuhr es sie. Gestern ist er nach Marseille gefahren, zu einer seiner Bankfilialen. Erst am Freitag will er wiederkommen.
    Drei Tage ohne Gabriel. Drei Tage mit Stanislas. O Jean … bester, guter Jean … wie kannst du es je verstehen … ich verrate dich … ich betrüge dich … und ich bereue es nicht … Ich bin nur ein Mensch, der wieder lieben kann. Endlich, endlich wieder lieben kann …
    Und sie rannte Stanislas entgegen, der aus den Büschen trat, mit ausgebreiteten Armen und selig geöffnetem Mund. Und Stanislas stürzte ihr entgegen, riß sie an sich … »Nadja!« rief er, und es war ein Schrei, als öffne er alle Pforten des Paradieses … und dann umklammerten sie sich, preßten sich aneinander, als wollten sie aus zwei Körpern einen einzigen schmelzen. Ein Leuchten war in ihren Augen, der den Tag in Silberglanz tauchte, und ihre Münder kamen sich entgegen wie zwei Flammen.
    Mit geschlossenen Augen, nicht Mensch mehr, nur noch Liebe und Sehnsucht, empfing Nadja diesen Kuß, und es war der erste Kuß seit vier Jahren, den sie spürte mit ihrem ganzen Wesen.
    Hinter den Büschen, jenseits der steinernen Nymphe, löste sich eine Gestalt und ging langsam zurück zur großen Promenade.
    Gabriel hatte den Kopf tief gesenkt, seine Augen waren gerötet und seine Schultern nach vorn gedrückt.
    Er ging langsam, müde und schwerfällig, und er schleifte das rechte Bein etwas nach, als sei er gelähmt von einer schrecklichen Trostlosigkeit.
    Er wußte jetzt, daß er an Nadja Gurjewa zugrunde gehen würde.

14
    Es war heiß. Die flimmernde Luft hatte sich wie ein Helm über die Gärten der Tuilerien gestülpt, die Fontänen der Springbrunnen glitzerten gegen die Sonne in allen Spektralfarben, nicht ein Windhauch bewegte die Zweige der hohen Bäume.
    »Ich liebe dich«, sagte Nadja, und sie schämte sich nicht, es zuerst zu sagen. »O Himmel, ich liebe dich, René. Es ist, als ob sich die Welt verändert hätte …«
    »Sie hat sich verändert, bei Gott.« René Stanislas streichelte ihr Haar und war gefesselt von ihren großen dunklen Augen. »Haben wir überhaupt gelebt bis zum heutigen Tag?« Er umfaßte Nadjas Körper, drückte ihn an sich und spürte ihr Zittern, das Zucken ihrer Muskeln und die Sehnsucht, die sie durchrann. »Wann heiraten wir?«
    »Morgen … heute … sofort …« Sie lachte, bog sich in seiner Umarmung zurück und warf die Arme hoch in die Luft. Er hielt sie fest um die Taille gepackt, und so lag sie in seinen Händen – ein Mensch, der sein Glück hinauslacht und sich nicht schämt, zu zeigen, was er empfindet. »Glaubst du daran, daß die Liebe wie eine Explosion ist? Plötzlich springt etwas auf, man zerbirst, das Blut rinnt und rinnt, und man ist so glücklich dabei. Wie ein Wahnsinn ist sie! Ja, wie ein Wahnsinn! Sag … bin ich wahnsinnig?«
    »Ja«, sagte Stanislas. »Ja. Du bist wahnsinnig. Deine Augen glühen …«
    Stanislas lehnte an der steinernen Nymphe, über deren nackten Brüsten das Gold der Sonne lag. Seine schwarzen Locken waren zerzaust, Schweißperlen rannen ihm über die Nasenwurzel zum Mund. Er hatte den Hemdkragen aufgerissen und den Schlips heruntergezogen. Mit beiden gespreizten Händen fuhr sich Nadja durch die aufgelösten Haare. Sie atmeten beide schwer und hastig, und ihre Körper glühten.
    »Du kommst mit mir in mein Haus«, sagte Stanislas.
    »Wo ist dein Haus?«
    »Am Bois de Boulogne. Boulevard Anatole France. Eine weiße kleine Villa in einem Park von Platanen und Buchen.« Stanislas lehnte den Kopf weit zurück gegen die Statue. »Ich gestehe, daß ich das Haus selten gesehen habe. Wenn du mich fragst, wie es eingerichtet ist – ich weiß es nicht. Möbel sind drin, ja, Gemälde, Steinplastiken, Teppiche, ein orientalischer Salon … das weiß ich genau … Alles Sachen, die mein Vater nicht in Brest gebrauchen konnte und zu mir hat bringen lassen. Ein Museum ist es! Ein Sammelsurium aus aller Welt. Mein Vater hat die ganze Erde bereist und war nie zimperlich mit Andenken.«
    »Was wird er über mich

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