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Die Tochter des Teufels

Die Tochter des Teufels

Titel: Die Tochter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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brummend zum Laufgang und hinaus aus der Manege.
    Fast acht Wochen übten sie mit Ali an dieser Sensation. Jeden Morgen und jeden Nachmittag. Und dann hatte es Nadja erreicht, und der Boß klatschte in die Hände und zerraufte sich die Haare vor Begeisterung.
    »Kopf im Rachen wäre besser!« sagte er zwar zu Castor. »Aber auch das verkaufen wir in Amerika. Castor, sehen Sie die Schlagzeilen vor sich? In den Zeitungen, auf den Plakaten, auf den Millionen Handzetteln? ›Der Kuß Nadjas erweckt selbst tote Löwen zum Leben!‹ Die Amerikaner werden die Kasse stürmen!«
    »Doppelte Gage«, antwortete Frank Castor trocken.
    Und er bekam sie.
    Zwischen den langen Stunden der Dressur gehörten wenige Stunden der Liebe ganz allein Nadja und Frank. Dann lagen sie in dem Klappbett des Wohnwagens, die Vorhänge waren vor die Fenster gezogen, der Lärm des Zirkusalltags flutete an ihnen vorbei, aber hier, innerhalb der dünnen Holzwände, war eine Welt voller Zärtlichkeit und Glück.
    Ab und zu kam Saparin und sah der Dressur zu. Er hockte wie ein trauriger Clown hinter dem Gitter auf einem Stuhl, bewunderte Nadja und ärgerte sich, daß er das tat.
    Auch Helena war oft im Zirkus. Sie gewöhnte sich sofort an dieses Leben. Sie liebte Tiere, und meistens war sie bei den riesigen Elefanten, saß an der Zeltwand und sprach mit den grauen Fleischkolossen wie mit ihren Puppen. Und die Elefanten verstanden sie. Ihre kleinen, klugen Augen bewachten das Kind, und als ein Stallbursche Helena einmal wegjagen wollte und sie am Arm ergriff, bekam er von zwei Seiten so mächtige Rüsselhiebe von den Elefanten, daß er meterweit durch die Luft flog und mit einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus gebracht werden mußte.
    Und so kam Weihnachten, das neue Jahr begann, der Schnee schmolz in Paris schon im Februar, und Anfang März blühten die Krokusse in den Gärten.
    Immer unruhiger wurde Saparin in diesen Tagen. Der Zirkus Orlando sollte Ende des Monats eingeschifft werden. Im Winterquartier strich man alle Zirkuswagen neu, die Werkstätten arbeiteten Tag und Nacht, der Boß verhandelte mit der französischen Staatsbahn wegen eines Sondergüterzugs nach Le Havre, wo das Schiff wartete. Nadja hatte die Wohnung auf der Avenue de New York gekündigt. Endgültig nun. Sie wußte, daß sie nicht wiederkommen würde.
    Im Februar hatte Saparin plötzlich Fieber. Sein Arm, der linke, schwoll dick an, und auch auf der Brust hatte er eine rote Beule. Er lag in Nadjas Wohnung, ließ sich kühlen und schluckte Fiebermittel, bis Nadja gegen den Willen Saparins doch Dr. Rampal rief.
    Dr. Rampal untersuchte die Schwellungen und sah dann Saparin böse an. »Das ist die Höhe!« brummte er. »Und deswegen lassen Sie mich rufen?«
    »Nadja hat es getan.« Saparin hielt die Hände Dr. Rampals fest. »Verraten Sie mich nicht. Ich spendiere Ihnen auch eine Flasche Calvados.«
    »Ich trinke nur Pernod!« sagte Rampal. »Immerhin haben Sie eine tolle Impfreaktion. Wogegen haben Sie sich denn impfen lassen?«
    »Gegen alles, was verlangt wird. Pocken, Typhus, Cholera, Malaria …«
    »Himmel noch mal! Alles auf einmal! Wo wollen Sie denn hin?«
    »Nach Amerika …« Saparin schluckte. »Verraten Sie mich nicht, Doktor. Bitte …«
    »Sie wollen auswandern?«
    »Ja. Mein Antrag läuft schon vier Monate. Die amerikanischen Einwanderungsbehörden sind streng. Doch jetzt bin ich durch. Die Impfungen waren das letzte. Ich werde mich Ende März in Le Havre einschiffen lassen …«
    Dr. Rampal lehnte sich zurück und lachte. Er lachte selten, aber wenn er lachte, kam es aus vollem Herzen und hörte nicht so schnell wieder auf. »Sie laufen Nadja nach!« keuchte er. »Graf Saparin … Sie wandern wegen Nadja aus …?«
    »Ich kann sie doch nicht allein lassen in dem großen, unbekannten Amerika«, sagte Saparin kläglich.
    »Und was machen Sie drüben?« fragte Rampal nach seiner Lacheinlage.
    »Ich …« Saparin sah an die Decke, und dann drehte er den Kopf zur Wand. »Ich … reite …«
    »Reiten? Wieso?«
    »Als russischer Kunstreiter. Als Kosak. Wir haben damals allerlei Kunststücke auf dem Pferd gelernt. In der zaristischen Reitschule von Jelisawetgrad, beim 3. Husarenregiment.« Saparin schämte sich maßlos, aber es mußte heraus. »Ich heiße ›Boris, der letzte Kosak‹!« Saparin drehte sich um und ergriff wieder die Hände des Arztes. »Bei allen Himmeln, Doktor, verraten Sie mich nicht! Sie weiß es noch nicht! Vor drei Wochen habe ich den Vertrag

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