Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter des Teufels

Die Tochter des Teufels

Titel: Die Tochter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Atem. Sie tat so, als löse sie die Knöpfe des Kostüms, das Licht wurde dunkler, nur ein Kreis tanzte mit Nadja zwischen den Gittern und hob ab und zu einen Löwenkopf ins Helle, strich über einen braunen Rücken, ließ eine Mähne aufflammen und verfolgte weiter den weißen Körper.
    Mit ausgebreiteten Armen blieb Nadja mitten im Käfig stehen, wie ein Bild aus weißem Marmor … dann trottete Ali in den Lichtkreis, rieb seinen Kopf an ihren Schenkeln, und sie sank auf den Rücken des Löwen, Arme und Beine von sich gestreckt, als kreuzige man sie auf dem Raubtierrücken, und so trug Ali sie aus dem Lichtschein in die Dunkelheit zurück …
    »Phantastisch!« sagte Frank Castor und warf seine Peitsche zu Boden. »Das ist das Schönste, was je einem Publikum geboten wurde. Davon wird die Welt sprechen …«
    Er stürzte auf Nadja zu, riß sie vom Rücken des Löwen und trug sie in die Mitte der Manege. Dort küßte er sie, und der Beleuchter war so humorvoll, ein rosa Licht über das Paar zu legen.
    Und dann ging alles schnell, schneller, als ein Mensch denken konnte.
    »Der Löwe!« schrie Saparin. »Der …«
    Ein langer dunkler Schatten flog lautlos durch das rosa Licht. Mit der ganzen Schwere seines mächtigen Körpers warf sich Ali auf Frank Castor, stürzte ihn um wie eine Puppe, begrub ihn unter sich, während Nadja durch den Käfig rollte und gegen die Gitter stieß. Die Erinnerung an die Freiheit war da … das Atlasgebirge in Algerien, die rauhen Schluchten mit dem verfilzten Grund, die kahlen, in der Sonne rot leuchtenden Abhänge, die Geröllsteppe, die ausgetrockneten Salzseen, die vor ihm fliehenden, kreischenden Paviane und die scheuen Böcke, deren Hufe über das lose Felsgestein klapperten.
    Da brüllte er auf, wie er jedesmal aufgebrüllt hatte, wenn er seine Beute geschlagen hatte, sein Kopf fuhr hoch, aus dem Rachen dampfte die Mordlust, seine Pranken gruben sich in den zuckenden Körper unter ihm, und dann warf er den Kopf herunter, grub die Zähne in den Nacken seines Opfers und zerbiß ihn.
    Noch einmal brüllte Ali auf.
    Triumph! Er, der widerliche Mensch, wird nie mehr Nadja küssen! Der Herr bin ich. Ali! Hört ihr es …
    Mit zuckendem Gesicht, aber mit ruhiger Hand zielte Saparin auf den Kopf des Löwen. Genau zwischen die Augen ging der Schuß … das siegreiche Brüllen brach ab, zu einem Gurgeln wurde es, der mächtige Leib fiel zusammen, aber noch im Sterben zerfetzten die Pranken unter ihm den blutenden Körper und rissen ihm den Rücken auf bis zu den Lungen. Dann sank der Kopf herab, die grünen Augen erloschen … und der Löwe deckte den Toten zu, preßte ihn in den Manegenstaub, und der letzte Seufzer aus dem blutenden Rachen glitt wie ein Hauch über den zerbissenen Nacken des Menschen.
    Am Gitter saß Nadja im Staub und begriff nicht, was geschehen war. Sie sah Frank unter dem Löwen liegen, sie sah Alis Kopf sinken, sie bemerkte Blut, das über den Boden floß, sie hörte einen Schuß und sah Saparin am Gitter stehen, den schweren Cowboyrevolver in der Hand. Und dann zog sie sich am Gitter hoch, während zwei Männer den ängstlich auf seinem Podest hockenden Sultan mit Stockschlägen durch den Laufgang trieben, und sie ergriff die weggeworfene Peitsche, schwang sie, ließ sie knallen und rief mit hohler Stimme: »Ali! Auf Platz! Allez! Auf Platz, Ali!«
    Saparin wandte sich ab und heulte wie ein Kind. Doch dann hatte er noch die Kraft, die Tür aufzureißen und den Käfig zu betreten.
    Nadja stand vor Ali und Castor und starrte hinunter auf das blutige Knäuel von Mensch und Tier. Sie sah Franks aufgerissenen Nacken, die gebrochenen Augen und den Mund, aus dem das Blut tropfte.
    Da schlug sie zu … schreiend, unmenschlich schlug sie auf den toten Löwenkörper ein, zog die Lederpeitsche durch das Fell, drehte dann die Peitsche um und trommelte mit dem bleiernen Knauf auf die Nase, den Rachen und über die erloschenen grünen Augen.
    »Satan!« schrie sie dabei. »Du Satan! Satan! Satan!«
    Drei Männer, einschließlich Saparin, mußten sie festhalten und aus dem Löwenkäfig schleifen, und sie schrie noch immer, unnatürliche Laute, Schreie einer sich auflösenden Seele; sie schleppten sie in ein Hinterzimmer, drückten sie auf ein Bett, und sie trat um sich und schrie weiter und begann mit den Nägeln ihren eigenen Körper zu zerkratzen.
    Saparin band ihre Arme an den Bettpfosten fest, anders war es nicht möglich, ihre Selbstzerstörung aufzuhalten. Dann setzte er sich

Weitere Kostenlose Bücher