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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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ihre Tiere zu. »Ich bin Bruder Tobias und füttere Eure Tiere, sobald sie abgesattelt und trockengerieben sind. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr direkt ins Gästehaus gehen. Euer Bursche wird bei den Pilgern ein Lager finden.«
    Bestimmt legte Tomeo eine Hand auf die Satteltaschen seines Pferdes. »Gian Marco bleibt bei mir. Wenn das gegen Eure Regeln verstößt, nächtige ich mit ihm im Pilgerhaus.«
    Â»Nein, nein, Signore«, beeilte sich der Mönch zu versichern. »Ich werde eine Kammer mit zwei Betten für Euch richten lassen. Sagt, woher kommt Ihr?«
    Â»Aus Lucca.«
    Neugierig sah der Mönch Tomeo an. »Wart Ihr noch dort, als der päpstliche Legat ermordet wurde?«
    Â»Neuigkeiten verbreiten sich schnell …« Tomeo löste die Schnallen, mit denen die Satteltaschen befestigt waren. Es klirrte leise, als er sie anhob.
    Gian Marco warf ihm einen warnenden Blick zu, doch Tomeo fuhr fort, die Sattelgurte zu öffnen. »Ich war zur Hochzeit meines Bruders unten. Wir haben auch nur die Gerüchte gehört, Bruder. Tut mir leid.«
    Für Sekunden haftete Bruder Tobias’ Blick an den ledernen Packtaschen, doch er verschränkte die Hände in den Ärmeln seiner Kutte und lächelte ergeben. »Verzeiht meine Neugier, aber wir sind für jede Nachricht dankbar, die unser bescheidenes Kloster erreicht, vor allem, wenn es um den Tod eines Bruders geht, der unserem Heiligen Vater nahestand.« Er neigte den Kopf, warf den Pferden frisches Heu hin und ließ die beiden Soldaten allein.
    Gian Marco schaute seinen capitano vielsagend an. »Neugierig, eh?«
    Tomeo sah zu den Reitpferden, die sich über ihr Futter hermachten. »Du behältst unser Mönchlein im Auge, und dann sollten wir herausfinden, wer die anderen Gäste sind.« Er warf sich die schweren Packtaschen über die Schulter. Die Goldmünzen klirrten leise. Schritte und Stimmen erklangen vor den Stalltüren.
    Gian Marco entfernte sich und kam gleich darauf zurück. »Franzosen. Was tun wir jetzt?«
    Â»Wir gehen in unser Quartier. Wenn sie uns fragen, sind wir Kaufleute auf der Reise nach Norden, und das ist noch nicht einmal unwahr …« Tomeo grinste. »Ich bin ein Buornardi, oder nicht?«
    Â»Ja , capitano .« Gian Marco fuhr sich über die kurz geschnittenen Haare. Seine Wangen waren von der Kälte gerötet, und er wirkte erschöpft. »Ich bin nur ein einfacher Soldat aus einem Provinznest, aber manchmal frage ich mich, wessen Krieg wir eigentlich führen, capitano . Da kommen sie aus Frankreich, aus Spanien, den deutschen Landen und der Schweiz, um auf italienischem Boden gegeneinander zu kämpfen. Und wo bleiben wir?« Er schüttelte den Kopf und wickelte seine Habseligkeiten in eine Decke.
    Â»Wir zahlen, Gian Marco«, sagte Tomeo trocken, und die Münzen klimperten auf seiner Schulter, während er zum Ausgang ging.
    Â»Das ist nicht richtig, capitano . Ich meine, der Papst hat Truppen, und der Kaiser hat Truppen, und dann steht da der französische König mit seinen Soldaten. Warum kämpfen nicht alle Italiener gegen die Ausländer?« Er öffnete die Stalltür, und die schneidende Kälte schlug ihnen entgegen.
    Â»Das ist unser Problem, Gian Marco. Kein Fürst vertraut dem anderen, und der Kirchenstaat sieht sich selbst als weltliche und geistliche Macht, was sich nicht verträgt. Wer glaubt an die göttliche Berufung eines Papstes, der den Menschen ihre letzten Scudi abpresst?«
    Â»Bonsoir, Messieurs!« Drei vornehm gekleidete Männer stellten sich ihnen in den Weg. Unter den dunkelblauen Samtumhängen blitzten Brustharnische, und die Waffen waren reich verziert und von bester Machart. Die französischen Edelleute machten keine Anstalten, den Weg freizugeben.
    Â»Seid gegrüßt, Signori«, erwiderte Tomeo höflich. »Wollt Ihr zu Euren Pferden? Bruder Tobias hat sie bereits gut versorgt. Bitte.« Er trat zur Seite, um die Männer hindurchzulassen.
    Â»Was tut Ihr hier? Seid Ihr Soldaten?« Ein kräftiger Rothaariger mit Spitzbart sah sie forsch an.
    Tomeo lächelte freundlich. »Kaufleute. Aber wir befinden uns auf heiligem Boden, oder nicht? Sollten die Waffen da nicht schweigen? Wenn Euch genauso kalt ist wie uns, wären wir doch alle besser drinnen bei einem guten Tropfen Wein und einem Lammbraten aufgehoben als hier draußen in der Kälte, oder?«
    Der

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