Die Todesgöttin
jetzt, was los ist.«
»Und?«
»Die drei Augen, John, sind ein Zeichen. Und zwar sind sie Schiwas Zeichen. Wenn mich nicht alles täuscht, hat der Gott auf allen Abbildungen, die ich kenne, drei Augen. Und Kali war die Gemahlin Schiwas, so erzählt es jedenfalls die Mythologie.«
»Demnach gibt es zwischen Schiwa, Kali und deren Dienern einen ursächlichen Zusammenhang.«
»Davon müssen wir ausgehen.«
Ich blieb stehen. »Bill, da rollt einiges auf uns zu. Und ich habe das Gefühl, dass der Fall nicht in London gelöst wird, sondern in Indien.«
»Wenn du das sagst.«
»Verlass dich drauf.«
***
Wir sprachen mit dem Verantwortlichen vom Zoll. Er hieß Burns, war ein grauhaariger Mensch, der eine Brille mit dunklem Gestell auf seiner Höckernase trug. Der Mann hörte uns zu und nickte ein paarmal. Da mein Sonderausweis auch für ihn galt, waren wir ihm gegenüber weisungsberechtigt.
Das sah er ein, ohne zu murren.
»Wie haben Sie sich die Sache vorgestellt?« erkundigte er sich knapp.
»Wir wissen nicht, wie der Mann heißt. Wir wissen auch nicht, wie er aussieht. Zudem darf er keinen Verdacht schöpfen. Es wird auch an Ihnen und Ihren Männern liegen, den Fall möglichst sauber und unauffällig zu erledigen.«
»Schwierig, sehr schwierig«, antwortete er.
»Das kann ich mir vorstellen, aber versuchen Sie es trotzdem, Mr. Burns.«
Der Mann vom Zoll nickte. Er stand vor der großen Detailkarte des Flughafens, die hinter seinem Schreibtisch an der Wand hing. Seine Stirn hatte Falten geworfen, so scharf dachte der Mann nach. »Wir könnten die Maschine noch umleiten«, murmelte er.
»Wieso?«
»Dann käme sie in eine weniger belebte Region des Flughafens«, erwiderte er.
»Das wäre nicht schlecht.«
»Und so etwas fällt nicht auf?« fragte Bill.
»Nein, den Fluggästen nicht, und dem Pilot ist es egal, wo er landet. Ich muss mal mit der Flugsicherung reden. Einen Augenblick, Gentlemen.«
Burns ließ sich den Leiter geben. Das Gespräch dauerte nicht lange. Es wurden nur Informationen ausgetauscht, und Burns zeigte sich zufrieden.
»Die Flugsicherung hat keinerlei Bedenken«, erklärte er uns. »Wir können alles in die Wege leiten.«
»Und wo landet die Maschine jetzt?«
Burns lächelte und setzte seine Mütze auf. »Kommen Sie mit, meine Herren, dann werden wir weitersehen.«
Zu Fuß hätten wir den Weg zwar schaffen können, aber das hätte zu lange gedauert. Wir nahmen den Pendlerbus, der zwischen den einzelnen Teilen des Riesenflughafens verkehrte. Während wir über das Rollfeld fuhren, schaute ich einem landenden Jumbo zu. Es war ein faszinierendes Bild, wie der Riesenvogel sich langsam der Landebahn entgegensenkte.
Noch sieben Minuten, dann landete auch unsere Maschine. Wir würden gerade noch rechtzeitig ankommen.
Der Plan war bereits festgelegt. Sämtliche Passagiere wurden durch eine Schleuse geführt. So etwas geschah des öfteren, es würde kaum jemand Verdacht schöpfen. Bill und ich wollten uns dabei im Hintergrund halten, ebenso wie drei bewaffnete Beamte der Sicherheitspolizei. So musste es uns eigentlich gelingen, den Mann zu finden.
Als wir bereitstanden, bekamen die Reifen der Maschine soeben den ersten Bodenkontakt. Sie rollte langsam aus. Ihr Ziel war der große Schlauch, durch den die Passagiere die Maschine verlassen konnten und direkt die großen Hallen des Flughafens betraten.
Ich war ein wenig nervös. Bill erging es nicht anders. Auch er trat unruhig von einem Fuß auf den anderen.
Wir hatten die Härte und Brutalität unserer Gegner am eigenen Leibe zu spüren bekommen. Ich war gespannt, wie sie jetzt reagieren würden.
Wenn der Bote aus dem fernen Indien etwas bemerkte, würde er sicherlich durchdrehen, das stand für mich so gut wie fest. Und wer konnte schon ahnen, wie stark er mit der Göttin Kali verbunden war?
Die ersten Passagiere erschienen vor der Schleuse. Es war eine englische Familie, deren Koffer schnell durchsucht waren. Erst tastete man die Gepäckstücke elektronisch auf Waffen und andere Metallgegenstände ab, dann mussten die drei Koffer geöffnet werden.
Der Inhalt war nicht verdächtig.
Als nächste Person blickten wir in das hagere Gesicht eines Inders. Es blieb unbewegt, als der Zollbeamte den Koffer durchsuchte und ihn freigab.
Was die Leute so alles mitführten! Bei einem kleinen Japaner fanden die Beamten rosafarbene Spitzenwäsche. Sie lag über zerfledderten Pornomagazinen.
Normalerweise hätte ich gegrinst. Leider war der Fall
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