Die Todesgöttin
verzweifeltes Stöhnen, als würden ihm unsichtbare Gegner große Schmerzen zufügen. Sein Körper war schweißbedeckt, und der Durst quälte ihn wie ein alles verzehrendes Feuer.
Etwas Kühles wurde auf seine Stirn gelegt. Jim Marlowe schreckte hoch.
Weit riss er die Augen auf.
Das besorgte Gesicht eines Einheimischen schaute ihn an. »Geht es Ihnen schlecht, Herr?«
»Wie, was?« Marlowe schüttelte den Kopf. Er richtete sich auf. Als der Diener ihn wieder in das Kissen zurückdrücken wollte, schlug er dessen Hand zur Seite. »Nein, nicht.«
»Sie müssen liegen bleiben, Herr. Sie haben Fieber.«
Marlowe verzog das Gesicht. »Fieber? Ja, ich habe Fieber oder schlecht geträumt.«
»Soll ich Ihnen etwas bringen, Herr? Vielleicht einen kalten Tee, der hilft.«
»Bringen Sie.«
Der Diener verschwand. Jim Marlowe aber blieb sitzen. Er schaute zum Fenster.
Im Garten lag bereits die Dämmerung. Noch ein paar Minuten, dann würde es dunkel werden. Marlowe dachte darüber nach, was bisher geschehen war, es dauerte seine Zeit, bis er alles rekapituliert hatte. Als der Diener zurückkam, hakte er sicherheitshalber noch einmal nach.
»Bin ich hier wirklich bei Mandra Korab?«
»Ja, mein Herr.« Der Diener verneigte sich und gab Marlowe die Tasse.
Mit beiden Händen hielt der Pilot sie fest. Trotzdem hätte er fast die Hälfte verschüttet, so sehr zitterten seine Hände.
Er trank in langen, durstigen Zügen und merkte, wie ihn der Tee erfrischte. Die innere Hitze wurde ein wenig gelöscht es ging ihm besser.
Aufatmend stellte er die Tasse zur Seite.
»Möchten Sie noch einen Schluck, Herr?«
»Nein, danke, es genügt.«
»Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Herr?«
»Auch nicht.«
Der Diener verschwand.
Allein blieb Jim Marlowe zurück. Er fühlte sich matt, als er sich wieder zurücklegte und sein Hinterkopf das helle Kissen drückte.
Automatisch kam die Erinnerung. Wieder sah er die Gewitterwand vor sich, wie sie mit der Cessna hineinstießen, sie durchfliegen wollten und dennoch Pech hatten, weil sie in einen Wirbel gerieten. Mit viel Glück waren sie ihm entkommen, hatten durch Zufall den Tempel gefunden, und dort war ihnen dann das Grauen begegnet.
Den Archäologen hatte es erwischt. Jim war entkommen, und nun lag er fiebergeschüttelt im Bett, und seine Gedanken drehten sich nur um die nahe Vergangenheit. Er konnte sie einfach nicht abschütteln, so sehr er es auch versuchte.
Und immer wieder sah er die Gestalt vor seinem geistigen Auge, die aus dem Dunkel des Tempels erschienen war.
Der Köpfer!
Er hielt ein Schwert in der Hand, und auf seiner Brust schimmerten drei Augen.
Die Augen des Schiwa!
Jim Marlowe lebte lange genug in diesem fremden Land, um zu wissen, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er hätte den Tempel der Göttin nie betreten dürfen. Bis zu seinem Lebensende würde er keine Ruhe mehr finden.
So rechnete er, und er glaubte auch, seinen Alpträumen niemals entfliehen zu können. Sie würden immer wiederkehren, Nacht für Nacht.
Sie würden…
Seine Gedanken stockten. Ohne dass es ihm eigentlich bewusst geworden war, hatte er sich zur Seite gedreht. Er konnte dabei direkt auf das Fenster schauen und sah dort eine Gestalt.
Der Köpfer kam!
Er stand am Fenster. Das heißt, er musste an der Fassade hochgeklettert sein, denn wie Jim Marlowe wusste, befand sich dieses Zimmer im ersten Stock.
Aber er war da, und nur das zählte.
Wollte er ihn holen?
Jim Marlowe glaubte fest daran, dass die Bestie in der menschlichen Gestalt und mit den drei Augen auf der nackten Brust gekommen war, um sein Werk zu vollenden.
Wie hätte er auch glauben können, dem Bannkreis der Göttin zu entfliehen? Nein, die holte jeden.
Ohne Gnade…
Und der Köpfer kam. Auch diesmal trug er nur den Lendenschurz und den schneeweißen Turban. Geschmeidig kletterte er in das Zimmer, wobei er in einer Hand noch das gefährliche Schwert hielt, dessen Klinge allein der Göttin Kali geweiht war.
Kaum ein Geräusch entstand, als der Köpfer von der Fensterbank zu Boden sprang. Sein Gesicht, hager und von der Haut her irgendwie rissig wirkend, blieb unbewegt, als er langsam auf den im Bett liegenden Piloten zuschritt.
Als er die Hälfte der Distanz hinter sich gebracht hatte, hielt Marlowe es nicht mehr länger aus. All seine Angst entlud sich in einem wahnwitzigen Schrei, der grell durch, das Zimmer zitterte und auch nach draußen schwang.
Den Schrei hörte auch der Diener, der von Mandra Korab
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