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Die Töchter der Lagune

Die Töchter der Lagune

Titel: Die Töchter der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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ein richtiges Hamam. Als ihre Wangen frisch und glatt leuchteten, verneigte sich der Diener respektvoll und lud sie ein, ihm in eine der inneren Kammern zu folgen, die von einer Ansammlung ausladender Kohlebecken auf kurzen Beinen geheizt wurde. Ein weiterer Knabe, der lediglich ein kurzes Tuch um die Lenden geschlungen hatte, goss mit einer groben Holzkelle etwas Wasser auf die glühenden Kohlen, woraufhin die Kohlebecken Dampfwolken ausspien, die innerhalb kürzester Zeit den gesamten Raum vernebelten. Nachdem sich die beiden Männer auf den heißen Holzbänken an der südlichen Zeltwand niedergelassen hatten, musterte Mustafa seinen Gast nachdenklich. „Ihr werdet mir Euer Ehrenwort geben, dass Ihr keinen weiteren Fluchtversuch unternehmen werdet.“ Es war eher eine Feststellung als eine Frage, und Francesco blieb keine andere Wahl als zu nicken.
     
    Später, als der Kommandant das Hamam bereits verlassen hatte, um dem Sultan Bericht zu erstatten, verweilte Francesco noch ein wenig im Kaltbereich des Komplexes, um darauf zu warten, dass seine gekochte Haut sich abkühlte. Als er sich träge umblickte, entdeckte er im angrenzenden Raum einen Haufen schmutziger Kleider, welche die Männer dort abgelegt hatten, damit die Sklaven sie säubern konnten. Niemand würde bemerken, wenn ein paar Hosen und Hemden fehlten. Er glitt von dem Diwan, auf dem er geruht hatte, schlich auf Zehenspitzen zu dem Berg Wäsche und zog wahllos einige Kleidungsstücke heraus. Den Mädchen würde die Farbe sicherlich egal sein. Als er gerade bemüht war, die Sachen zu einem straffen Bündel zusammenzuschnüren, das er unter seinem Umhang verbergen konnte, vernahm er das brüllende Lachen sich nähernder Männer. Gefangen zwischen der äußeren Zeltwand und dem Gang, der zurück in den Ruheraum führte, drückte Francesco sich tief in die Schatten der Wand.

Kapitel 38
     
Zypern, Famagusta, 29. Juni 1571
     
    „Ihr braucht eine Pause!“ Emilias Stimme war eindringlich und ließ keinen Widerspruch zu. Die Kanonen schwiegen vorübergehend, die Verwundeten waren zusammengeflickt, und Desdemona war die Letzte in dem kleinen Hof, der nach verbranntem Fleisch und Erbrochenem stank. Vermied sie es, zur Zitadelle zurückzugehen, weil sie sich davor fürchtete, Christoforo zu treffen? Erneut in seiner kalten Miene vergeblich nach Anzeichen der Liebe zu suchen? Sie war sich ihrer Gefühle nicht mehr sicher. „Nein, nein, mir geht es gut“, protestierte sie. „Lass mich nur noch rasch ...“ Die Worte wurden rüde von ihrem Gemahl unterbrochen, der durch den niedrigen Torbogen stürmte – das Gesicht vor Zorn verzerrt. Emilia wich angstvoll zurück, als er sich ihnen wie ein Racheengel näherte, Desdemona grob beim Handgelenk packte und sie zu sich heranzog. Der schwache Protest blieb ihr jedoch im Halse stecken, als sie des Ausdrucks in seinen Augen gewahr wurde. Er griff in ihr Haar und zerrte daran.
     
    „Was ist das hier?“ Er fuchtelte mit einem Blatt Papier vor ihrem Gesicht herum. „Und wo sind deine Perlenohrringe?“, knurrte Christoforo ohne Einleitung. Sein schweißnasses Gesicht war nur wenige Zoll von dem seiner Gemahlin entfernt. Eine dicke Ader pulsierte auf seiner Stirn und etwas in seinen Augen erfüllte Desdemona mit grenzenloser Furcht. In seiner Hand zitterte ein Brief, den sie noch nie zuvor gesehen hatte. „Die Ohrringe?“, fragte sie verwirrt. „Welche Ohrringe?“ Er packte sie an den Schultern und schüttelte sie hart. „Du weißt, welche Ohrringe ich meine! Die mit den Perlen!“, fauchte er und zog die Oberlippe hoch, als ekle sie ihn an. „Und wage nicht, zu leugnen, dass dieser Brief an dich gerichtet ist!“ Er hielt ihr das Schriftstück unter die Nase, aber sie konnte es nicht entziffern. Desdemona konnte den Angstschauer, der durch ihren Körper lief, nicht unterdrücken. Die Finger ihres Gatten gruben sich schmerzhaft in das weiche Fleisch ihrer Oberarme, doch es schien ihm egal zu sein, dass er ihr Schmerzen zufügte. „Ich weiß es nicht“, stammelte sie. „Warum ist das denn so wichtig?“ Er schüttelte sie erneut, dieses Mal noch heftiger als beim ersten Mal. „Geh und hole sie! Ich will sie sehen!“ Seine Stimme war kaum mehr als ein gefährliches Flüstern. „Ich, ich muss erst danach suchen“, sagte sie tonlos, nicht sicher, ob sie ihn darauf hinweisen sollte, dass er ihr wehtat. „Er hatte recht“, murmelte er und stieß sie so heftig von sich, dass sie über die Gabel eines Karren

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