Die Töchter der Lagune
Bienenwachskerzen, die ein guter Geist vor ihrer Ankunft für sie entzündet hatte. „Es ist so schön“, hauchte Desdemona. „Nicht so schön wie du, mein Engel“, gab ihr Gemahl zurück, ohne auch nur einen Moment lang den Blick von ihr lassen zu können. Mit unglaublich sanften Händen zog er die Klammern, mit denen die Flut ihrer blonden Locken aufgetürmt war, aus der kunstvollen Frisur, die ihre Zofen sicherlich mehrere Stunden Arbeit gekostet hatte, und schüttelte ihre Zöpfe aus. Sie rührte sich keinen Zoll, beobachtete ihn einfach nur mit leicht geöffneten Lippen und einem erwartungsvollen Funkeln in ihren wundervollen Augen. Langsam und bedächtig löste sie die Schnürung ihres Kleides und streifte es über die Schultern. Obgleich die Kammer angenehm überheizt war, bildete sich eine Gänsehaut auf ihren Armen, und ihre aufgerichteten Brustwarzen zeichneten sich deutlich unter dem Stoff ihrer elfenbeinfarbenen Camicia ab.
Mit zögernden Fingern öffnete sie sein Wams und ließ es zu Boden fallen. Er hatte das Oberwams mit den Pluderärmeln sowie Kragen und Schwertgürtel bereits abgelegt. Sein weißes Hemd war aus feinstem Leinen gearbeitet, und ihre Hände glitten daran hinab bis zu seiner Hose. Als sie den Bund erreichte, zog sie ungeduldig an einem Zipfel, bis sie den Stoff so weit befreit hatte, dass sie die Hände seinen nackten Rücken hinaufwandern lassen konnte. Neugierig ertasteten sich ihre Fingerspitzen den Weg über den breiten Rücken, der mit langen, wulstigen Narben übersät war, die von schlecht verheilten Wunden herrührten. „Oh, mein Liebster“, flüsterte sie, und ihre Stimme zitterte vor Mitleid. „All die Qualen, die du hast erdulden müssen!“ Er lächelte schief und hob sie von den Füßen. „Mit dir in meinen Armen scheint das alles so weit entfernt, als ob es niemals geschehen wäre.“ Sein Mund war so nahe an ihrem Ohr, dass sein Atem auf ihrer Haut kitzelte. Der Reiz ließ ein merkwürdiges Gefühl durch ihren Bauch schießen, und plötzlich konnte sie es kaum mehr erwarten, ihn ganz und gar unbekleidet zu sehen. Nachdem er sie sanft auf dem prachtvollen Himmelbett abgesetzt hatte, zog sie die Fersen an und richtete sich auf, um ihm das Hemd über den Kopf zu ziehen. Seine Brust war mit schwarzen, lockigen Haaren bedeckt und der Anblick der mächtigen, bei jeder Bewegung spielenden Muskeln raubte ihr beinahe den Verstand. Sie beugte sich vor und küsste ihn auf die Schulter. Als ihr weicher Busen seinen Arm streifte, ließ er alle Selbstbeherrschung fahren und zerriss mit einer plötzlichen Bewegung die Spitzenborte ihrer Camicia, woraufhin ihm ihre vollen Brüste entgegenpurzelten. Er fing sie mit seinen Händen auf, und Desdemona stöhnte vor Verlangen, als eine seiner schwieligen Pranken sie umschloss. Es war, als ob eine Welle der Lust durch ihren Körper lief, und sie spürte, wie sich Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen ausbreitete. Nicht dazu bereit, noch länger zu warten, schob Christoforo schließlich ihren Unterrock hoch und stahl sich die weichen, üppigen Oberschenkel hinauf. Als seine Finger das goldene Nest zwischen ihren Beinen fanden, vermeinte Desdemona, vor Wonne vergehen zu müssen. Mit einem ungeduldigen Stöhnen riss sich Christoforo die Kniehosen vom Leib und enthüllte eine Furcht einflößende Männlichkeit. In dem instinktiven Versuch, den Schrecken zu verscheuchen, der sie heiß durchzuckte, schloss Desdemona die Augen und wartete auf das, was kommen würde. Gerade als Christoforo sich auf sie senken wollte, ließ sie jedoch ein durchdringendes Klopfen an der Tür zusammenfahren.
Kapitel 11
Venedig, vor dem Gasthof zum Sagittar, 24. Dezember 1570
Mit einem gotteslästerlichen Fluch auf den Lippen hatte Christoforo sich hastig die Kleider wieder angezogen und war dem fahrigen Boten die Treppe hinuntergefolgt, wo Jago mit beunruhigenden Neuigkeiten auf ihn wartete. Der Major warf in einer Geste der hilflosen Wut die Hände in die Luft. „Ich habe schon viele Männer im Kampf getötet“, rief er mit nur mühsam gezügeltem Zorn aus. „Aber ich bin kein feiger Mörder!“ Christoforo legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm, um ihn zu besänftigen, doch Jago war zu aufgebracht. „Als er Eure Ehre verleumdet hat, hätte ich ihm an Ort und Stelle den Dolch ins Herz treiben können!“, wütete er weiter. Christoforo schüttelte traurig den Kopf und musterte den Mann, der ihn vor dem Vorhaben seines Schwiegervaters, ihn
Weitere Kostenlose Bücher