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Die Töchter der Lagune

Die Töchter der Lagune

Titel: Die Töchter der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Anführer. „Der Doge sendet Euch seine besten Grüße, General“, gab Cassio zurück und neigte respektvoll den Kopf. „Und er verlangt Euer umgehendes Erscheinen.“ Der General trat aus dem Schatten des hohen Gebäudes und musterte den Oberstleutnant forschend. „Worum geht es?“, wollte er wissen, und Francesco erkannte, dass es ein besorgter Unterton war, der in seiner Stimme mitschwang. Cassio hob die Schultern und vermutete: „Irgendetwas aus Zypern. Es scheint sich um eine recht hitzige Angelegenheit zu handeln. Ungefähr ein Dutzend Boten haben sich heute Nacht die Klinke in die Hand gegeben und die meisten Senatoren sind bereits im Dogenpalast versammelt.“ Christoforo Moro hatte bei diesen Worten die Hände zu Fäusten geballt. „Ich ziehe mir nur etwas Passenderes an. Dann komme ich mit Euch.
     
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    Desdemona strich sich gedankenverloren mit der Rechten über den linken Oberarm. Sie war beunruhigt. Warum sollte jemand ihren Gemahl mitten in der Nacht stören? Hatte ihr Vater bereits entdeckt, dass sie sich davongestohlen und gegen alle Regeln der Wohlanständigkeit ohne seine Zustimmung geheiratet hatte? Allerdings gab es nichts, das ihre Familie jetzt noch unternehmen konnte – die Hochzeit war rechtens, und Christoforo hatte auf alle Ansprüche eine Mitgift betreffend verzichtet. Sie schauderte und zog die Decke hoch, sodass sie ihre entblößten Brüste bedeckte. Als der weiche Stoff über ihre blanke Haut glitt, fühlte sie das Verlangen nach Christoforos Berührung zurückkehren. Wie unglaublich wunderbar sich seine rauen Hände auf ihrer weichen und kühlen Haut angefühlt hatten. Wie unerwartet die Empfindung, als er mit dem Haar zwischen ihren Beinen gespielt hatte. Sie ließ die Hände zu der Stelle hinabwandern, an der er sie zuletzt berührt hatte und begann, sich zu streicheln. Neugierig forschend folgte sie der immer noch feuchten Spur an der Innenseite ihrer Schenkel. Bevor sie sich jedoch der Lust hingeben konnte, die dies ihr bereitete, näherten sich schwere Tritte und nur wenige Augenblicke später wurde die Tür der Hochzeitskammer aufgestoßen. Ein Blick auf das Gesicht ihres Gatten genügte, dass sie sich versteifte und angstvoll erkundigte: „Was ist geschehen, Liebster?“ Er trat ans Bett, ließ sich neben ihr nieder und ergriff ihre Hand. Es würde das Beste sein, ihr nicht alles zu erzählen. „Ich muss Cassio zum Dogen begleiten. Irgendeine Nachricht aus Zypern hat ihn aufgeschreckt.“ Ihre blauen Augen weiteten sich vor Furcht. „Aus Zypern?“, hauchte sie. „Krieg?“ Er tätschelte ihr beruhigend den Arm. „Ich werde nicht lange fort sein.“ Mit einer sanften Geste wickelte er die Decke enger um ihren zitternden Körper. „Versuch, ein wenig zu schlafen. Ich werde noch vor Anbruch der Dämmerung wieder bei dir sein.“
     
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    Als er erneut auf die Straße trat, erblickte er einen weiteren Trupp von Fackelträgern. Er erkannte die Stimme des alten Senators, bevor er sein Gesicht sehen konnte, das unter der Kapuze eines schwarzen Überwurfes verborgen war. „Nieder mit dem Dieb!“, brüllte der erzürnte Vater, und augenblicklich zogen seine Männer, unter denen sich auch Rodrigo befand – dessen Bekanntschaft Christoforo auf dem Ball gemacht hatte – die Waffen. Ohne zu zögern, bleckten Cassios Männer ebenfalls die Klingen, und innerhalb weniger Atemzüge waren die Soldaten in einen erbitterten Kampf verwickelt. „Kommt schon, zieht!“, vernahm er Jago den Mann herausfordern, der um die Hand seiner Gemahlin angehalten hatte. Doch bevor einer der Venezianer das Blut seiner Mitbürger vergießen konnte, trat Christoforo dazwischen. „Haltet ein!“, donnerte er und schleuderte sein Rapier – den zweischneidigen Degen – zu Boden. „Lasst Eure Waffen stecken!“ Er legte gereizt die Stirn in Falten. „ Signore , Eure Jahre haben weit mehr Gewicht als Eure Waffen!“ Die übrigen Kampfhähne hielten inne und musterten den Senator erwartungsvoll. „Wo ist meine Tochter, Ihr dreckiger Dieb?“, brüllte der alte Mann außer sich vor Wut. „Ihr habt sie mit Eurem faulen Zauber behext! Euch ihre Jugend durch Drogen und Tränke gefügig gemacht!“, wütete er weiter. „Deshalb lasse ich Euch als Schwarzen Magier festnehmen!“ Er wandte sich zu seinen Männern um und befahl knapp: „Ergreift ihn! Wenn er Widerstand leistet, zögert nicht, Gewalt anzuwenden!“
     
    „Wartet!“, verlangte Christoforo in einem Ton, der keinen

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