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Die Tore der Welt

Titel: Die Tore der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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dannen gezogen,
um sich an einem anderen Ort zu entladen.
    Kaum war Petronilla
außer Hörweite, sagte Philemon: »Es ist Bischof Richard!«
    Godwyn hob die
Augenbrauen. Philemon gelang es immer wieder, die Geheimnisse anderer zu
erfahren. »Was hast du herausgefunden?«
    »Er ist im
Augenblick im Hospital, in einem der Privatgemächer oben — mit seiner Base
Margery!«
    Margery war ein
hübsches Mädchen von sechzehn Jahren. Ihre Eltern — ein jüngerer Bruder von
Graf Roland und eine Schwester der Gräfin von Marr — waren tot, und sie war
Rolands Mündel. Roland hatte eine Ehe mit dem Sohn des Grafen von Monmouth arrangiert,
um so eine Allianz zu schmieden, die Rolands Stellung als führender Edelmann im
Südwesten Englands stärken würde. »Was tun sie?«, fragte Godwyn, obwohl er es
sich denken konnte.
    Philemon senkte die
Stimme. »Sie küssen sich!« »Woher weißt du das?«
    »Ich werde es Euch
zeigen.«
    Philemon führte
Godwyn durch das südliche Querschiff aus der Kirche hinaus, durch den Kreuzgang
und eine Treppe zum Dormitorium hinauf. Der Schlafsaal der Mönche war ein
schlichter Raum mit zwei Reihen einfacher Holzbetten, jedes mit einer Strohmatratze.
    Eine Wand teilte
das Dormitorium mit dem Hospital. Philemon ging zu einem großen Schrank, in dem
Laken aufbewahrt wurden.
    Mit einiger
Anstrengung zog er ihn nach vorne. In der Wand dahinter befand sich ein loser
Stein. Kurz fragte sich Godwyn, wie Philemon dieses Guckloch entdeckt hatte;
wahrscheinlich hatte er einmal etwas in dieser Lücke versteckt. Philemon hob
den Stein heraus, wobei er sorgfältig darauf achtete, kein Geräusch zu machen,
und flüsterte: »Schaut! Rasch!«
    Godwyn zögerte. Mit
leiser Stimme fragte er: »Wie viele andere Gäste hast du schon von hier aus
beobachtet?«
    »Alle«, antwortete
Philemon, als wäre das offensichtlich.
    Godwyn glaubte zu
wissen, was er sehen würde, und die Vorstellung gefiel ihm nicht. Heimlich
einen sündigen Bischof zu beobachten mochte für Philemon ja in Ordnung sein,
aber es war auch schändlich. Doch mehr und mehr gewann Godwyns Neugier die
Oberhand. Zu guter Letzt fragte er sich, was seine Mutter ihm wohl raten würde,
und er wusste sofort, dass sie ihn auffordern würde, einen Blick zu riskieren.
    Das Loch in der
Wand befand sich ein kleines Stück unterhalb der Augenhöhe. Godwyn beugte sich
vor und spähte hindurch.
    Er schaute in eines
der beiden Privatgemächer im Obergeschoss des Hospitals. In einer Ecke stand ein
Betpult vor einem Wandbild mit einer Kreuzigungsszene. Es gab zwei bequeme
Stühle und ein paar Hocker.
    Wenn es mehrere
wichtige Gäste gab, wurden die Männer in dem einen und die Frauen im anderen
Raum untergebracht; dies hier war unverkennbar das Frauengemach, denn ein
kleiner Tisch mit eindeutig weiblichen Gegenständen war zu sehen: Kämme,
Schleifen und geheimnisvolle Krüge und Phiolen.
    Auf dem Boden lagen
zwei Strohmatratzen. Richard und Margery lagen auf einer davon. Und sie taten
mehr, als sich nur zu küssen.
    Bischof Richard war
ein gut aussehender Mann mit welligem braunem Haar und ebenmäßigen
Gesichtszügen. Margery war gut halb so alt wie er, ein schlankes Mädchen mit
weißer Haut und dunklen Augenbrauen. Sie lagen Seite an Seite. Richard küsste
ihr Gesicht und flüsterte ihr ins Ohr. Ein genussvolles Lächeln spielte um
seine vollen Lippen. Margerys Kleid war bis zur Hüfte hochgeschoben. Sie hatte
schöne, lange weiße Beine. Richards Hand war zwischen ihren Schenkeln und
bewegte sich geübt und gleichmäßig — obwohl Godwyn keinerlei Erfahrung mit
Frauen hatte, wusste er irgendwie, was Bischof Richard da tat. Margery schaute
Richard liebevoll an. Ihr Mund war halb geöffnet, und sie keuchte vor Lust; ihr
Gesicht war rot vor Leidenschaft. Vielleicht war es ja nur ein Vorurteil, doch
Godwyn fühlte sofort, dass Richard Margery bloß als Spielzeug betrachtete,
wohingegen Margery Richard für die Liebe ihres Lebens hielt.
    Godwyn starrte sie
einen schrecklichen Augenblick lang an. Richard bewegte seine Hand, und plötzlich
schaute Godwyn auf das Dreieck krausen Haars zwischen Margerys Beinen, dunkel
auf ihrer weißen Haut. Rasch wandte er sich ab.
    »Lasst mich auch
mal gucken!«, sagte Philemon.
    Godwyn trat von der
Wand weg. Es war schockierend, aber was sollte er in der Sache tun … wenn
überhaupt?
    Philemon schaute
durch das Loch und stieß ein aufgeregtes Keuchen aus. »Ich kann ihre

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