Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
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erklärt. Fisch-Frauen, die Männer mit tödlichen Liedern und dem Versprechen auf wilden, leidenschaftlichen, tabulosen Geschlechtsverkehr ins Verderben locken? Sehr unwahrscheinlich.«
»Wenn man dir zuhört«, höhnte Asper, »könnte man glauben, alles Unerklärliche verspräche wilden, leidenschaftlichen und tabulosen Geschlechtsverkehr.«
»Bisher hat mir noch keiner das Gegenteil bewiesen.« Der Assassine betrachtete die Sirene anzüglich. »Oder?«
»Der junge Gelehrte spielt auf einen Namen an, mit dem Menschen gern meine Spezies belegen«, antwortete die geheimnisvolle Kreatur. »Ich selbst habe allerdings niemals einen Namen benötigt. Ich bin ein Kind der Tiefe, geboren von der Seemutter und beauftragt, ihre Gewässer zu hüten und ihre Kinder zu schützen.«
»Du erledigst deine Aufgabe wirklich großartig«, grollte Gariath. »Leider ist dir offenbar entgangen, dass hier überall Dämonen herumschleichen.« Er richtete sich auf, und sofort spannten sich alle Pobacken an, aber ihre Besitzer blieben sitzen. »Warum führen wir dieses Gespräch überhaupt? Wäret ihr nicht so dumm, würdet ihr sehen, was sie ist.« Er deutete mit einer Kralle anklagend auf die Flosse auf ihrem Kopf. »Sie ist eine von denen«, schnarrte er.
Lenk räumte ein, dass die Ähnlichkeit mit dem Abysmyth ihm bereits früher hätte auffallen können. Seinen Gefährten dämmerte es offenbar ebenfalls, und die Anspannung in dem Kreis wuchs. Dolche wurden gezückt, Krallen ausgefahren, und selbst Kataria schien die Beschuldigung des Drachenmannes so glaubwürdig zu finden, dass sie einen Pfeil auf die Sehne legte. Asper sah Lenk mit großen Augen verdutzt an, aber selbst sie schien sich bei dieser Erklärung zu versteifen.
Bevor Lenk daran denken konnte, sich seinen Gefährten anzuschließen oder sie zurückzuhalten, reagierte Dreadaeleon.
»Das ist sie nicht!«
Er zuckte nur unmerklich mit den Fingern und stand im
nächsten Moment aufrecht da, angetrieben von einer unsichtbaren Energie. Offenbar betrachtete er sich als einen, wenn auch unerfahrenen Galan und trat zwischen die Fisch-Frau und den Drachenmann. Doch der Finger, den er Gariath entgegenstreckte, transportierte eine entschiedene Botschaft. Er knisterte von blauer Energie.
»Und glaube nur nicht, ich würde dich nicht auf der Stelle rösten, wenn du auch nur einen einzigen Schritt weiter auf sie zu machst.«
»Das Einzige, was ich nicht glaube, ist, dass genug von deinem hinterhältigen, mickrigen Leichnam übrig ist, um auch nur einen Rußfleck auf dem Sand zu hinterlassen, wenn ich mit dir fertig bin«, schnaubte Gariath sichtlich unbeeindruckt.
»Du hast heute bereits versucht, mich umzubringen«, warnte ihn der Jüngling. Sein Finger glühte strahlend blau. »Das hat wohl nicht ganz geklappt, was?«
»Wenn ich versucht hätte, dich umzubringen, wärst du tot.«
»Herrschaften!« Asper seufzte gereizt. »Können wir vielleicht auf diese Streitereien vor der Sirene verzichten?« Als ihr nur drohendes Knurren und blaues Knistern antworteten, sah sie Lenk auffordernd an. »Willst du nichts unternehmen?«
Das war irgendwie eine gute Idee; denn auch wenn Gariath die Angelegenheit anders sah, Dreadaeleons magische Macht war durchaus in der Lage, weit größere Dinge als einen Drachenmann in Ascheflocken zu verwandeln.
Nur war Lenks Aufmerksamkeit weniger auf den Funken sprühenden Finger des Magus gerichtet als vielmehr auf den Rest seines Körpers, auf die selbstbewusste Art, wie er dastand, und auf seine Augen, die so klar waren, dass sie die blauen Funken reflektierten, die über seine Hand tanzten.
»Du wirkst wieder Magie«, sagte er, mehr zu sich selbst als zu dem Magus.
»Wenigstens einer, dem das auffällt«, knurrte Dreadaeleon.
»Du konntest nach deinem Sturz doch kaum laufen.« Lenk
beugte sich vor und beäugte seinen Gefährten aufmerksam. »Was ist passiert?«
Diese Frage schien den Jüngling seine drohende Entleibung vergessen zu lassen. Er senkte den Finger, die Magie erlosch, und dann lächelte er Lenk strahlend an. Mit dem Pathos eines Schauspielers trat er zur Seite und deutete schwungvoll auf die Sirene, die nur blinzelnd lächelte.
»Sie war es«, erwiderte er. »Mit ihrem Lied.«
Lenks Herz schlug schneller. »Du kannst mit deinem Lied heilen?«, flüsterte er.
»Es liegt in meiner Macht, Leiden zu lindern.« Sie nickte.
Seine Gedanken passten sich dem Rhythmus seines Herzens an, als eine Flut von Gedanken durch
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