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Die Tortenbäckerin

Die Tortenbäckerin

Titel: Die Tortenbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Janson
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sich und zupfte sich ein paar Strohhalme aus dem Haar. »Ich war die ganze Zeit hier. Hab ein kleines Schläfchen gehalten.«
    Â»Hast du kein Zuhause?«
    Eine Falte bildete sich auf der Stirn des Jungen, und Siggo tat seine Bemerkung sofort leid. Oliver war ihm in diesen Wochen ans Herz gewachsen.
    Â»Wie willst du das anstellen?«, erkundigte sich Greta.
    Oliver ging zu ihr hin und tätschelte beruhigend ihre Hand, ganz so, als wäre er ein ausgewachsener Mann und kein Kind von knapp zehn Jahren. Siggo musste einen dummen Anfall von Eifersucht bekämpfen.
    Â»Wir fahren hin und ziehen Erkundigungen ein«, erwiderte Oliver altklug. »Siggo und ich, meine ich. Das istMännerarbeit. Wir finden den wahren Schuldigen und bringen ihn hinter Gitter.«
    Â»Ich fürchte, der Lausebengel liest zu viele Detektivromane«, sagte Siggo, wobei er gar nicht sicher war, ob dieser verwahrloste Junge überhaupt lesen konnte. Greta achtete nicht auf ihn, sondern blickte Oliver dankbar an. »Das würdest du für mich tun?«
    Der Junge nickte ernsthaft und führte sie dann aus dem Stall hinaus. »Geh du nur heim, Greta. Wir Männer kümmern uns um die Angelegenheit.«
    Sprachlos sah Siggo seiner Angebeteten nach, wie sie schwungvoll und sichtlich getröstet davonging.
    Oliver zupfte ihn am Ärmel. »Soll ich Max anspannen? Moritz hatte heute ja schon genug Bewegung, und die Belgier sind zu langsam.«
    Â»Ã„h … gut, mach das.«
    Natürlich musste er dem schmächtigen Jungen helfen, und schon zehn Minuten später lenkte er mit Oliver neben sich den Einspänner durch die nächtlichen Straßen in Richtung Außenalster. Dabei war ihm alles andere als wohl zumute.
    Â»Wie gedenkst du, dein abenteuerliches Versprechen zu halten?«
    Oliver stieß lachend seinen Atem in einer weißen Wolke aus. »Mir wird schon was einfallen«, sagte er leichthin und kuschelte sich dann tief in eine alte Pferdedecke.

    Greta duckte sich flink in die dunkelste Ecke des Treppenhauses, rührte sich nicht, rümpfte nur die Nase, weil ihr der Geruch nach Kohl und Zwiebeln Übelkeit bereitete.
    Zu spät.
    Tante Mathilde hatte sie bereits gesehen. Sie kam gerade die schmale Stiege hinunter, trug in der einen Hand einen Wasserkrug, in der anderen einen Nachttopf.
    Â»Wieso bist du schon zu Hause?«, fragte sie streng.
    Greta wünschte ihre Tante dorthin, wo der Pfeffer wuchs. Wo immer das sein mochte. Sie war es leid, von ihr wie ein unmündiges Kind behandelt zu werden. Froh darüber, dass das schwache Licht der einzigen Petroleumlampe ihre Aufregung verbarg, gab sie ruhig zurück: »Und du? Warum stehst du nicht bei Hansens am Herd? Hat man dich etwa auch entlassen?«
    Â»Red keinen Unsinn, Mädchen. Ich habe frei. Die Familie nimmt heute Abend an einem Festessen im Hamburger Rathaus teil. Es werden Spenden für die Hinterbliebenen der Cholera-Opfer gesammelt.«
    Greta schluckte. Die schreckliche Epidemie hatte vor drei Jahren die Ärmsten der Armen getroffen. Mehr als 8600 Menschen waren daran gestorben. Altona war damals verschont geblieben, aber die Grenze nach Hamburg war für fast sechs Wochen gesperrt worden, was ihre eigene kleine Familie an den Rand des Abgrunds gebracht hatte. Weder sie selbst noch ihre Tante hatten zur Arbeit nach Harvestehude fahren können. Sie waren gezwungen gewesen, ihre Dienste als Köchinnen in Wirtshäusern anzubieten, um nicht zu verhungern.
    Erst an Allerheiligen hatten sie wieder ihren Lebensunterhalt bei Hansens verdienen können, und der jungeChristoph war fröhlich in die Küche gestürmt, hatte Greta herumgeschleudert und ausgerufen: »Meine süße Marzipankartoffel! Wie hast du mir gefehlt!« In diesem Moment hatte sich ihre heimliche Schwärmerei für den Sohn des Hauses in Liebe verwandelt. Glaubte sie zumindest. Inzwischen war sie sich ihrer Gefühle keineswegs mehr sicher. Lag es daran, dass Christoph nun schon so lange fort war? Oder … sie schüttelte leicht den Kopf, wollte den anderen Gedanken nicht zulassen. Er war viel zu verwirrend.
    Â»Nun«, sagte ihre Tante. »Du kannst mir gleich erzählen, was du wieder angestellt hast. Geh schon vor, ich komme in fünf Minuten nach.«
    Â»Ich habe überhaupt nichts angestellt«, murmelte Greta und stapfte müde die Treppen hinauf.
    In der Stube trat Greta ans Fenster. Die Kälte zog durch

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