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Die Tortenbäckerin

Die Tortenbäckerin

Titel: Die Tortenbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Janson
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ein Kind aufzieht.«
    Auf diese Weise hatte Greta die Situation noch gar nicht betrachtet, und sie schenkte Siggo ein dankbares Lächeln. Dann beeilte sie sich, aus der Kutsche zu steigen, wehrte seine helfende Hand ab und verschwand mit schnellen Schritten im Haus.

17
    W ährend Greta sich am Hamburger Meßberg von Siggo verabschiedete, verließ daheim in Altona Oliver Kuhn auf flinken Beinen die Wohnung in der Georgstraße und lief die Treppe hinunter. Mathilde war endlich zur Arbeit gefahren, und er atmete erleichtert auf. Natürlich hatte er ihr versprochen, brav zu Hause zu bleiben.
    Â»Denk dran, mien Jung, du bist noch nicht wieder ganz gesund. Du brauchst Ruhe und Erholung.«
    Oliver hatte genickt und dann gewartet, endlos lange gewartet, bis sie endlich weg war. Dann verschwendete er keinen Gedanken mehr an sein Versprechen. Im Nu war er in seine alten Sachen geschlüpft. Er besaß zwar auch neue Hosen und Hemden und sogar eine dicke wollene Winterjacke, aber er wusste, damit konnte er sich bei seinen Freunden nicht sehen lassen. Die würden sich ausschütten vor Lachen.
    Im letzten Moment zögerte Oliver doch noch. Draußen war es bestimmt furchtbar kalt, und in seinen dünnen alten Kleidern würde er sich vielleicht wieder erkälten. Er war ja erst seit ein paar Tagen wieder auf dem Damm. Schließlich zog er doch die Winterjacke über, und als er an der Ecke zur Norderreihe mit Paul, Harry und Olaf zusammentraf, feixten die, was das Zeug hielt. Gleich darauf wurden sie jedoch ganz still, denn sie hatten die Mündervoll. Oliver hatte für jeden der drei ein ofenwarmes Brötchen mit Speck mitgebracht. Paul schlug ihm mit einer Hand so fest auf die Schulter, dass Oliver beinahe in die Knie gegangen wäre.
    Â»Jetzt aber los, Kinners«, sagte er, als die Freunde sich das Fett von den Fingern lutschten. »Sonst verpassen wir noch den großen Moment.«
    Â»Verpassen wir sowieso«, brummte Harry. »Wir brauchen zwei Stunden bis zum Hamburger Hafen. Du glaubst doch nicht, dass wir es alle vier schaffen, auf einen Wagen aufzuspringen.« Für die Straßenjungs gab es nur zwei Arten der Fortbewegung. Zu Fuß in ihren Holzpantinen, in denen die Füße jetzt im Winter ständig blaugefroren waren, oder als blinde Passagiere auf einem der vielen Pritschenwagen, versteckt zwischen Weinfässern, Strohballen oder Kaffeesäcken.
    Oliver überlegte einen Moment angestrengt. Er wollte es heute unbedingt zum Hamburger Hafen schaffen, und er wollte sein Freunde dabeihaben. Denn ohne sie kümmerte ihn der Ausflug nicht. Nur gemeinsam mit Paul, Harry und Olaf würde es ein schöner Tag werden. Aber er musste verdammt aufpassen. Die drei Jungen sahen ihn sowieso schon scheel an, weil er es bei der dicken Köchin so gut getroffen hatte.
    Â»Der Zwerg wächst uns noch über den Kopf, so wie der gefüttert wird«, hatte Paul gestern gesagt, und alle hatten gelacht. Paul war mit zwölf Jahren der Älteste in der Gruppe und natürlich ihr Anführer. Er lebte schon seit vier Jahren auf der Straße, schlief in einem Kohlekeller und schlug sich mit kleinen Diebstählen durchs Leben. Als Oliver ihn zum ersten Mal gesehen hatte, war er schreiendweggelaufen, denn der kräftige Junge war über und über mit Kohlestaub bedeckt gewesen und sah aus wie der schwarze Mann, von dem ihm sein Vater früher immer Gruselgeschichten erzählt hatte. Paul war ihm jedoch nachgekommen und hatte ihn schon zwanzig Meter weiter eingefangen. Er durchsuchte ihn nach Wertsachen und nahm ihn schließlich zu Olivers größter Überraschung ein wenig unter seine Fittiche.
    Â»Der geht sonst ein«, hatte er zu Harry und Olaf gesagt, als die beiden ihn fragten, was er bloß mit dem Hosenscheißer wolle.
    Die beiden anderen hatten den Kleinen daraufhin mit einem Blick bedacht, der so viel heißen sollte wie: Und was geht das uns an? Wir müssen selber sehen, wie wir klarkommen. Aber da Paul ihr Anführer war, hatten sie nicht aufgemuckt.
    Seitdem wurde Oliver in der Gruppe geduldet, aber zu Silvester wäre er trotzdem fast gestorben, weil er sich nicht getraut hatte, Paul um Hilfe zu bitten.
    Nun aber war sein Problem ein anderes. Er musste aufpassen, dass die anderen ihn vor lauter Neid nicht plötzlich aus der Gruppe verstießen. Deswegen dachte er sich schnell etwas aus.
    Â»Wir können mit der Pferdetram fahren«,

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